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Durch die Tiefsee fliegen Unterwasserflugzeug startbereit

Das neueste "Unterwasserflugzeug" zur Erkundung der Tiefsee sieht aus wie eine Kreuzung aus einem Miniatur-Kampfjet und einem Rennwagen. Mit einem herkömmlichen Unterseeboot hat der "Deep Flight Super Falcon"-Jet aus der Werkstatt des US-Ingenieurs Graham Hawkes wenig gemein. Nach 20-jähriger Entwicklung stellte der kalifornische Konstrukteur im Wissenschaftsmuseum von San Francisco (California Academy of Sciences) das nach seinen Angaben in der Welt einzigartige Gefährt vor, das eine neue Ära der Tiefseeforschung einläuten soll. Der sechs Meter lange Flitzer mit Stummelflügeln, Propellerantrieb und zwei gläsernen Cockpits für Pilot und Beifahrer kann bis zu 500 Meter tief abtauchen. Unter seiner leichten aber extrem druckfesten Carbonfaser-Hülle verbergen sich Lithium-Batterien und Joysticks, die bis zu achtstündige Unterwasserfahrten ermöglichen.

Der Meeresbiologe und Hai-Experte John McCosker aus dem Steinhart Aquarium in San Francisco wird als erster Wissenschaftler in diesem Sommer vor der kalifornischen Küste in Monterey auf Tauchgang gehen. "Damit kann man vergleichsweise preiswert durch die Meere fliegen und große Strecken zurücklegen", sagte der Forscher. McCosker verspricht sich von dem wendigen "Super Falcon" - der komplette 360-Grad-Umdrehung ausführt - einen besseren Einblick in das Verhalten seiner Forschungsobjekte. "Wir können nun Seite an Seite mit einem Wal oder Hai schwimmen oder vielleicht einem riesigen Tintenfisch folgen, der sich an unserer Präsenz nicht stört".

Weltrekord für tiefsten Solo-Tauchgang


Hawkes, Präsident des Unternehmens "Hawkes Ocean Technologies", hat das Design von mehr als 70 Prozent aller bemannten Mini-U-Boote für Forschung und Industrie weltweit geschaffen. Er selbst stellte den Weltrekord für den tiefsten Solo-Tauchgang auf, als er einen "Deep Rover" in tausend Meter Tiefe testete. Bereits 1996 tauchte er mit dem Ein-Mann-Unterwasserfahrzeug "Deep Flight I" - auf dem Bauch liegend - ab. Im Auftrag des US-Abenteurers Steve Fossett entwickelte er den Tiefseetaucher "Deep Flight Challenger", mit dem er die tiefste Stelle des Ozeans, eine Schlucht im Marianengraben im westlichen Pazifik rund 11.000 Meter unter der Meeresoberfläche, erkunden wollte. Im Simulator hielt das Tauchboot dem massiven Wasserdruck stand, doch nach dem tödlichen Flugzeugabsturz Fossetts im September 2007 wurde das Projekt eingestellt.

Hawkes verweist auf die "grünen" Eigenschaften seiner neuesten Erfindung, die nur ein Minimum an Licht, Geräuschen und elektrischer Strahlung abgibt. "Tiere würde die Flucht ergreifen, wie es bei anderen Tauchbooten oft der Fall ist, wenn wir sie mit Licht bombardieren würden", erklärt der Ingenieur. "Bei unseren Testfahrten waren wir von Mantarochen, Haien und Fischschwärmen umgeben, die sich von uns nicht stören ließen". Hawkes arbeitet bereits mit der US-Behörde für Ozeanographie (NOAA) zusammen, die seinen 1,5 Millionen Dollar (1,1 Millionen Euro) teuren "Super Falcon" nutzen will.

Einzigartiges Gerät für Zugang zur Unterwasserregion

Die für Meeresschutzgebiete an der US-Westküste zuständige NOAA-Leiterin Maria Brown sieht neben den wissenschaftlichen Erkundungsfahrten eine weitere Anwendung. "Mit diesem Gerät können wir außer Forschern auch Politiker, Gesetzgeber und Journalisten in eine bisher kaum zugängliche Unterwasserregion schicken, damit sie besser verstehen, was wir schützen müssen".

Der nur 1800 Kilogramm schwere Zweisitzer, der mit einer Geschwindigkeit von bis zu sechs Knoten durch die Tiefe gleitet, hat als "Lear Jet" der Meere mit dem kalifornische Milliardär und Segler Tom Perkins bereits den ersten Käufer gefunden. Hawkes setzt zudem auf zahlungskräftige Abenteurer, die sich in seiner Sub Sea-Flugschule zu Unterwasserpiloten ausbilden lassen.

Barbara Munker, dpa

Quelle: ntv.de

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