Cholerabakterien Vermehrung in Süßwasser
23.08.2007, 12:33 UhrEine Schweizer Forschungseinrichtung hat nach eigenen Angaben überraschende neue Erkenntnisse zur Cholera gewonnen. Entgegen früherer Annahmen könnten die Bakterien auch im Süßwasser gut überleben und sich sogar vermehren, erklärt die Eidgenössische Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz (Eawag). Die Ansteckungsgefahr an Flüssen und Seen müsse neu beurteilt werden.
Cholera ist eine schwere, bakterielle Infektionskrankheit, die extremen Durchfall und starkes Erbrechen verursacht. Unbehandelt führt sie in rund der Hälfte der Fälle zum Tod. Die Krankheit kommt heute noch in Entwicklungs- und Schwellenländern des Südens sowie in Russland, China und Japan vor.
Bisher ging man davon aus, dass Cholerabakterien im - verglichen mit dem Darm - nährstoffarmen und kühlen Süßwasser zwar überleben können, für die Vermehrung in der Umwelt jedoch leicht salziges Brackwasser benötigen. Ein Team des Wasserforschungs-Instituts hat nun Wasser aus dem Greifensee genommen und die darin natürlich lebenden Bakterien isoliert. Danach impften die Forscher das sterilisierte, aber sonst unveränderte Seewasser kontrolliert mit Cholerabakterien und der isolierten Bakterienpopulation. Im folgenden Wettkampf um die Nährstoffe konnten sich die Cholerabakterien gegenüber den "Seebakterien" gut behaupten.
Die Wissenschaftler untersuchten zudem, ob höhere Temperaturen, wie sie mit dem Klimawandel erwartet werden, den Cholerabakterien einen Vorteil verschaffen. Zwar vermehrten sich die Cholerabakterien bei höheren Temperaturen tatsächlich besser, jedoch stieg auch die Wachstumsrate der Seebakterien in gleichem Ausmaß. Der Prozentsatz an Cholerabakterien zu der Gesamtbakterienzahl war bei allen getesteten Temperaturen praktisch identisch.
Die Resultate weisen laut Eawag darauf hin, dass an nährstoffreichen, mit Fäkalien verschmutzten Flüssen und Seen, wie sie in Entwicklungsländern oft vorkommen, das Risiko einer Ansteckung mit Cholera neu eingeschätzt werden muss. Für eine realistische Risikobeurteilung müssten generell zusätzliche mögliche Infektionsherde herbeigezogen werden.
Quelle: ntv.de