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Die Liebe zu Zahlen WM der Rechengenies

"Ein bisschen Begabung muss man schon haben": Jan van Koningsveld.

"Ein bisschen Begabung muss man schon haben": Jan van Koningsveld.

In Magdeburg ist die Weltmeisterschaft im Kopfrechnen zu Ende gegangen. Star war die elfjährige Priyanshi Somani aus Indien, die alle anderen 36 Teilnehmer an die Wand rechnete und im Gesamtklassement die Nase vorn hatte. Der deutsche Hoffnungsträger Jan van Koningsveld indes wurde insgesamt "nur" Fünfter. In seiner Leib-und-Magen- oder besser Kopf-und-Hirn-Disziplin Kalenderrechnen reichte es aber für den dritten Platz. n-tv.de sprach mit ihm über die WM und die Liebe zu Zahlen.

n-tv.de: Mit dem WM-Titel hat's leider nicht geklappt. Haben Sie sich verrechnet?

Jan van Koningsveld: Nein, auch wenn ich in den vergangenen Jahren wesentlich besser abgeschnitten habe. Durch die Geburt meines dritten Kindes und eine neue Arbeitsstelle hatte ich diesmal einfach keine Zeit, mich richtig vorzubereiten. Von daher bin ich mit meinem Abschneiden eigentlich mehr als zufrieden.

Welche Disziplinen gab es denn bei der WM?

Das war zum einen das Kalenderrechnen, bei dem man Wochentage zu zufällig ausgewählten Daten zwischen den Jahren 1600 und 2100 bestimmen muss. Dann ging es darum, zwei achtstellige Zahlen miteinander zu multiplizieren. Davon gab es zehn Aufgaben am Stück. Zudem musste man zehn zehnstellige Zahlen addieren. Auch hier waren es zehn Aufgaben. Und dann gab es noch das Quadratwurzel-Ziehen. 

Ihre Königsdisziplin ist ja das Kalenderrechnen. Heißt das, ich kann Ihnen jetzt ein x-beliebiges Datum nennen, und Sie sagen mir den zugehörigen Wochentag?

Ja, das können wir machen.

12. Juni 1962?

12. Juni 1962? Das war ein Dienstag.

Und der 24.12.2090?

(Ohne Verzögerung) Das ist ein Sonntag.

Wow, beides stimmt und kommt echt wie aus der Pistole geschossen. Wie macht man das?

Nun ja, ein bisschen Begabung muss man schon haben. Aber es ist auch ganz, ganz viel Training.

Von Mathematik-Begabung kann bei mir zum Beispiel keine Rede sein. Könnte ich das trotzdem lernen?

Elfjährige Weltmeisterin: Priyanshi Somani.

Elfjährige Weltmeisterin: Priyanshi Somani.

Naja, man braucht in jedem Fall Interesse daran. Ohne Interesse erreicht man nichts. Es gibt eben Menschen, denen der Umgang mit Zahlen besser liegt, und andere Menschen, die zum Beispiel irgendeinen Sport besser machen können. Gewisse Voraussetzungen braucht man also, aber ohne Training kommt man damit auch nicht weit.

Wie trainieren Sie denn?

Es gibt für die verschiedenen Kategorien verschiedene Computerprogramme, die man nutzen kann. In der Vergangenheit habe ich mich mit diesen etwa zwei Monate vor der Weltmeisterschaft immer zwei Stunden am Tag hingesetzt und die einzelnen Disziplinen trainiert.

Man muss also eher arbeiten, als nebenbei beim Zubettgehen Schafe zu zählen …

Nein, so nebenbei bringt das überhaupt nichts. Das wäre, als ob ein Hundert-Meter-Läufer sagen würde, er laufe jetzt mal schnell zehn Meter zwischendurch. Das bringt ihm auch nichts.

Wie und wann haben Sie Ihre Begabung und Ihr Faible für das Rechnen entdeckt?

Ich habe eigentlich schon vor meiner Schulzeit immer gern mit Zahlen hantiert und mit diesen herumgespielt. Letztendlich habe ich aber erst vor acht Jahren so richtig damit angefangen.

Hilft Ihnen das auch im Alltag?

Ja, zum Beispiel im Supermarkt. Wenn ich da etwa ein angeblich ganz tolles und günstiges Angebot sehe, vergleiche ich das schon einmal mit einer kleineren Packung, die angeblich teurer ist. Da finde ich dann schnell heraus, dass es womöglich gar kein tolles Angebot ist. Das lässt sich leicht ausrechnen. Oder beim Wechselgeld an der Kasse. Eine Kassiererin kann sich ja auch mal vertippen. Das hilft einem da schon.

Und beruflich?

Das Gefühl für Zahlen hilft mir auf jeden Fall. Ich bin Bilanzbuchhalter und arbeite beim Steuerberater.

Aber Jobangebote etwa aus Griechenland haben Sie noch nicht bekommen? Die könnten ja ein paar Rechenkünstler gebrauchen …

Nein, bisher nicht. Ich warte aber jeden Tag auf einen Anruf.

Mit Jan van Koningsveld sprach Volker Probst

Quelle: ntv.de

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