Hoffnung zerschlagen Walfang geht weiter
25.06.2008, 12:17 UhrAlle Hoffnungen auf ein Verbot des kommerziellen Walfangs oder ein mögliches Schutzgebiet für Wale haben sich auf der Jahrestagung der Internationalen Walfangkommission (IWC) zerschlagen. Die Entscheidung über diese umstrittenen Themen wurde in Santiago de Chile auf kommendes Jahr vertagt. Befürworter und Gegner des Walfangs hätten sich darauf verständigt, ihre jeweiligen Forderungen nicht zur Abstimmung zu stellen, sagte der chilenische Delegationschef Cristin Maquieira. Eine Arbeitsgruppe aus 20 Ländern solle bis zur nächsten IWC-Tagung 2009 auf Madeira Lösungsvorschläge zu den kontroversen Themen erarbeiten.
Im Zuge der Vereinbarung stellte Japan seine Forderung nach Wiederaufnahme des kommerziellen Walfangs zurück. Japanische Walfänger töten jährlich rund tausend Wale. Sie stützen sich dabei auf ein Schlupfloch im IWC-Moratorium aus dem Jahr 1986, das Walfang zu wissenschaftlichen Zwecken genehmigt. Der Sprecher der japanischen Delegation, Glenn Inwood, sagte, Tokio habe als Zeichen seiner Kompromissbereitschaft Buckelwale aus dem entsprechenden wissenschaftlichen Programm herausgenommen.
Kein Schutzgebiet im Atlantik
Die aus zahlreichen lateinamerikanischen Staaten bestehende Buenos-Aires-Gruppe verzichtete ihrerseits darauf, über die von Japan strikt abgelehnte Einrichtung eines Wal-Schutzgebiets im südlichen Atlantik abstimmen zu lassen. Argentinien, Belize, Brasilien, Chile, Costa Rica, Ecuador, Guatemala, Mexiko, Nicaragua, Panama, Peru und Uruguay setzen sich dafür ein, im Südatlantik eine Zone einzurichten, in der Walfang dauerhaft verboten, das Beobachten von Walen durch Touristen jedoch gefördert wird. Für die Annahme des Vorschlags sind 75 Prozent der Stimmen der 80 IWC-Mitgliedsländer nötig, ein vorangegangener Versuch scheiterte bereits. Nun wird darüber frühestens im kommenden Jahr abgestimmt.
Grönland stellte unterdessen den Antrag, jährlich zusätzlich zehn Buckelwale erlegen zu dürfen. Eine Abstimmung darüber fand jedoch nicht statt. Gemäß den IWC-Statuten ist Grönlands Ureinwohnern die Waljagd zum Eigenbedarf gestattet.
Walfang stoppen, nicht die Abstimmungen
Die Tierschutzorganisation International Fund for Animal Welfare (IWAF) kritisierte die Vertagung der Abstimmungen. "Es ist der Walfang, der gestoppt werden muss, nicht die Abstimmung im IWC", sagte eine Sprecherin. Es sei erschreckend, dass 2000 Teilnehmer zu einem internationalen Treffen nach Chile reisten, ohne schließlich Entscheidungen zu treffen. Vom derzeitigen Zustand profitiere allein Japan. Kritiker werfen Japan seit langem vor, dass das Fleisch der angeblich zu wissenschaftlichen Zwecken getöteten Wale anschließend in Supermärkten als Delikatesse verkauft wird.
Bis zum Wochenende soll nun vor allem über die Zukunft der 1946 gegründeten Internationalen Walfangkommission beraten werden. Diese hatte 1992 das Moratorium von 1986 gelockert, und die kommerzielle Jagd von Zwergwalen zugelassen. In den darauf folgenden Jahren verstießen Island und Norwegen gegen das Moratorium und nahmen den kommerziellen Walfang wieder auf. Die meisten anderen IWC-Teilnehmerstaaten wollen dies angesichts der zunehmenden Dezimierung und Bedrohung der Wale verhindern.
Quelle: ntv.de