Baumbestand nimmt ab Weihrauchproduktion in Gefahr
21.12.2011, 11:17 Uhr
Kirche ohne Weihrauch? Für viele nicht vorstellbar.
(Foto: picture alliance / dpa)
Feuer, weidende Tiere und schädliche Insekten werden den Weihrauch-Bäumen zum Verhängnis. Forscher sagen voraus, dass sich der Baumbestand in den kommenden 15 Jahren halbiert und das die Produktion des duftenden Harzes gefährdet.
Die Zahl von Weihrauch-Bäumen könnte in den nächsten 15 Jahren in Äthiopien so sehr zurückgehen, dass sich die Produktion des duftenden Harzes halbiert. Davor warnen Forscher um Frans Bongers von der Wageningen University in den Niederlanden. Ihre Studie ist im "Journal of Applied Ecology" veröffentlicht.
Die Ökologen aus den Niederlanden und Äthiopien sagen vorher, dass die Zahl der Bäume in den nächsten 50 Jahren um 90 Prozent abnehmen könnte. Ursache ist eine Kombination aus Feuer, weidenden Tieren und schädlichen Insekten. Die Vorhersage basiert auf einer groß angelegten Feldstudie – nach Angaben des Teams die erste, die den Zustand der Bäume in großem Stil untersuchte.
Harz - göttliches Blut des Baumes
Das duftende Baumharz spielt bei vielen Riten und Religionen eine wichtige Rolle. Die Pharaonen liebten seinen Duft. Er durchströmte römische Tempel, vor ein paar Jahrhunderten gelangte er auch nach Deutschland. Seine Wurzeln finden sich in Westafrika, in Indien und im Süden der arabischen Halbinsel.

Weihrauchernte im Sultanat Oman.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Um Weihrauch zu gewinnen, wird die äußere Rindenschicht des Baumes verletzt. Aus den etwa handtellergroßen, grünen Baumwunden quillt eine weiße Flüssigkeit hervor. Nach etwa zwei Wochen ist die Fläche von festen Harztropfen bedeckt. Aus älteren Wunden werden weiße, hellbraune und dunklere Harzstückchen geerntet, die dann wie Kandiszucker aussehen. Das Harz galt lange Zeit als Blut des Baumes, es war etwas Lebendiges, Göttliches. Trotz seiner wichtigen wirtschaftlichen Bedeutung sei wenig darüber bekannt, wie das Abzapfen des Harzes auf die Bäume wirke, heißt es in einer Mitteilung der Britischen Ökologischen Gesellschaft.
20.000 Messungen über zwei Jahre
Bongers und seine Kollegen untersuchten insgesamt 13 jeweils zwei Hektar große Weihrauchbaum-Bestände in einer abgelegenen Region im Nordwesten Äthiopiens. Einige der Bäume wurden angezapft, andere nicht. Über zwei Jahre hinweg analysierten die Forscher das Wachstum, das Überleben und die Samenproduktion von 6000 Bäumen. 20.000 einzelne Messungen kamen zusammen.
Die Daten wurden in ein digitales demografisches Modell umgesetzt, das das Schicksal der Bestände in den nächsten Jahren vorhersagt. Die Ergebnisse alarmierten die Forscher: Die Zahl der Bäume könnte so sehr zurückgehen, dass sich die Weihrauchproduktion in den nächsten 15 Jahren um die Hälfte verringern könnte.
Bedrohung für Weihrauch-Produktion
"Der momentane Umgang mit den Baumpopulationen ist eindeutig nicht nachhaltig. Unsere Modelle zeigen, dass die Populationen in den nächsten 50 Jahren dezimiert werden, und das bedeutet eine Bedrohung für die Weihrauchproduktion. Dies ist eine alarmierende Botschaft für die Hersteller und Umweltschützer." Besonders wichtig: Alle Bäume sind betroffen, nicht allein jene, deren Rinde verletzt wird.
Das zeige, dass andere Gründe verantwortlich sind: Feuer, Überweidung und die Attacke eines schädlichen Käfers, der seine Eier unter die Rinde legt. In den untersuchten Gebieten gab es viele abgestorbene Bäume. Gleichzeitig überlebten nur wenigen Schösslinge: Der Beweidungsdruck habe in den vergangenen Jahrzehnten stark zugenommen. Hinzu kamen die Attacken des Käfers. Eine Hilfe sehen die Forscher darin, einige Bestände ganz unter Schutz zu stellen und vor Weidetieren zu bewahren, damit Bäume nachwachsen können. Kurzfristig könnte womöglich etwas gegen Feuer und Käfer unternommen werden.
Quelle: ntv.de, dpa