Zur Rettung der Raumfahrt Weltraum braucht dringend Müllabfuhr
25.04.2013, 19:09 Uhr
Das für die Europäische Raumfahrtbehörde ESA erarbeitete Simulationsmodell zeigt die Verteilung und Bewegung des Weltraummülls heute und in Zukunft.
(Foto: dpa)
Der Müll muss weg, auch im Weltraum. Die Flugbahnen der Satelliten sollen aufgeräumt werden, sonst steht es bald in einigen Bereichen schlecht um die Raumfahrt.
Im Kampf gegen wachsende Gefahren durch Weltraumschrott haben internationale Fachleute dringenden Handlungsbedarf angemahnt. "Unter Experten besteht ein weitreichender und starker Konsens darüber, dass sofortige Maßnahmen zur Weltraummüll-Beseitigung unbedingt erforderlich sind", erklärte Heiner Klinkrad von der Europäischen Weltraumorganisation ESA zum Abschluss einer viertägigen Konferenz in Darmstadt, bei der auch die Nasa zugeschaltet war. Die Wissenschaftler wollen nun Bemühungen vorantreiben, die Entstehung von weiterem Weltraummüll künftig zu verhindern und Schrottteile aus dem All zu entfernen.
Forscher schätzen, dass mittlerweile rund 29.000 Schrottteile von mehr als zehn Zentimeter Größe um die Erde kreisen. Der für Satelliten und Sonden gefährliche Müll ist mit 25.000 Stundenkilometern unterwegs - bei Kollisionen drohen daher verheerende Schäden. "Die Energie, die bei Kollisionen entwickelt wird, ist gigantisch", erklärte Klinkrad, der das Treffen leitete. Nach ESA-Angaben herrschte beim Großteil der Konferenzteilnehmer Einigkeit, dass die Zunahme von Weltraummüll auch eine wachsende Gefahr für wirtschaftlich und wissenschaftlich unverzichtbare Regionen im Erdorbit darstellt.
Die heutige Satelliteninfrastruktur bringe Bürgern und der weltweiten Wirtschaft täglich Vorteile und habe darüber hinaus auch einen unermesslichen Wert, unterstrich die Weltraumorganisation. Die Wiederbeschaffungskosten der rund tausend aktiven Satelliten in Erdumlaufbahnen werden demnach auf knapp hundert Milliarden Euro geschätzt.
Keine Alternative
Klinkrad unterstrich, obwohl Schritte gegen die weitere Entstehung von Weltraummüll und die Entfernung von ausgedienten Satelliten aus den Umlaufbahnen technologisch anspruchsvoll und potenziell kostspielig seien, gebe es "keine andere Möglichkeit, das Weltall als wertvolle Ressource für unsere kritische Satelliteninfrastruktur zu schützen". Er betonte: "Die direkten Kosten von Satelliten und die Kosten, die mit ihrem möglichen Verlust entstehen, sind weitaus höher, als die Kosten der Abhilfemaßnahmen."
Vorschläge für eine Pilot-Mission zur Beseitigung von Weltraumschrott sollten bald auf dem Tisch liegen. "Ideal wäre innerhalb der nächsten zehn Jahre", sagte Klinkrad. Die Beseitigung von Weltraummüll sei ein globales Umweltproblem.
Die ESA will nun nach eigenen Angaben unter anderem die erforderliche Technologie weiterentwickeln, mit der Schrottteile im All angesteuert, eingefangen und kontrolliert aus ihren Umlaufbahn befördert werden können. Eine Raumfahrtmission zur Einführung dieser Technologie werde derzeit geprüft.
Quelle: ntv.de, AFP