DNA funktioniert wie Facebook Wie Gene interagieren
11.03.2011, 14:47 Uhr
Das Modell des menschlichen Erbgutes.
(Foto: picture alliance / dpa)
Forscher sind dem Zusammenspiel der menschlichen Gene mit einem neuen Analyseverfahren auf der Spur und können strukturelle Ähnlichkeiten zum sozialen Netzwerk bei Facebook erkennen.
Ein neues Analyseverfahren enthüllt das Zusammenspiel von Genen im Erbgut. Dieses Wissen ist wichtig, da selten ein Gen allein etwas steuert, sondern erst im Zusammenspiel mit anderen seine Wirkung entfaltet. Angesichts der enormen Zahl von rund 20.000 Erbanlagen im menschlichen Genom sind die Kombinationsmöglichkeiten jedoch schier unüberschaubar.
Heidelberger Foscher haben nun eine Methode entwickelt, um aus dem Zusammenspiel ausgewählter Gene auf weitere Beziehungen im Erbgut zu schließen. Sie vergleichen das Verfahren mit dem Internet-Netzwerk Facebook. Die Wissenschaftler um Michael Boutros vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) katalogisierten systematisch die Interaktionspartner bestimmter Gene. Dazu schalteten sie die Erbanlagen paarweise stumm und beobachteten das Resultat. Der so entstandene Katalog von Interaktionspartnern ähnelt den "Freundeslisten" bei Facebook, wie Boutros erläutert.
Gene mit gemeinsamen Funktionen
"Wenn zwei Nutzer von Facebook die gleichen Freunde haben, kann man mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass die beiden sich kennen – auch dann, wenn sie selbst nicht Facebook-Freunde sind", erklärt der Forscher. "Übertragen auf die Situation im Erbgut kann man durch den Vergleich ihrer Wechselwirkungen vorhersagen, welche Gene eine gemeinsame Funktion ausüben."
Solche Analysen können die Untersuchung des Zusammenspiels von Genen erheblich vereinfachen und zahlreiche neue Interaktionen aufdekken, wie das Team um Boutros im Journal "Nature Methods" schreibt. Auf diese Weise entdeckten die Wissenschaftler unter anderem eine neue Komponente eines Signalwegs, der für die Krebsentstehung wichtig ist, wie das DKFZ berichtet. Solche Entdeckungen könnten auch mögliche Angriffspunkte für neue Krebstherapien liefern.
Quelle: ntv.de, dpa