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Bald bis zu 135 Millionen Betroffene? Zahl der Demenz-Kranken steigt rasant

Schon heute sind bereits 1,4 Millionen meist alte Menschen in Deutschland dement.

Schon heute sind bereits 1,4 Millionen meist alte Menschen in Deutschland dement.

(Foto: dpa)

Alzheimer ist schon jetzt eine der häufigsten Krankheiten im Alter. Eine Studie zeigt nun: Die Erkrankung ist weiter auf dem Vormarsch. Deshalb könnte sie bald schon zur "globalen Angelegenheit" in der Politik werden.

Die Zahl der Demenz-Kranken ist in den vergangenen drei Jahren weltweit um knapp ein Viertel gestiegen. Wie aus einer kürzlich veröffentlichten Studie hervorgeht, gibt es derzeit rund 44 Millionen Demenzfälle weltweit. Das sind 22 Prozent mehr als noch vor drei Jahren. Bis zum Jahr 2050 rechnet die Organisation Alzheimer Disease International, die den Bericht veröffentlichte, sogar mit einer Verdreifachung der Fälle auf dann 135 Millionen Menschen. Allein in Europa würde das bis zu 16 Millionen Menschen betreffen.

Der Chef von Alzheimer Disease International, Marc Wortmann, sprach von einer Epidemie, die "immer schlimmer" werde. Auffällig sei, dass Todesursachen wie Herzkrankheiten und Schlaganfall rückläufig seien, während immer mehr Menschen an Alzheimer erkrankten und schließlich mit der Krankheit sterben. Wegen dieser "dramatischen" Zunahme, müsse die Weltgesundheitsorganisation die Behandlung von Demenz zu einer ihrer Prioritäten machen. Der Studie zufolge lebt derzeit knapp ein Drittel der Demenzkranken in reichen Staaten, die große Mehrheit aber in Ländern mit mittleren und niedrigen Einkommen, wo der Zugang zu der benötigten Unterstützung und Pflege "sehr eingeschränkt" sei.

Das britische Gesundheitsministerium bezeichnete Alzheimer als "eine wachsende weltweite Herausforderung". Ein Sprecher forderte, dass sich der G-8-Gipfel in der kommenden Woche mit dem Thema befassen müsse. Die G-8-Länder müssten Demenz "erstmals als globale Angelegenheit" behandeln.

Pflegebedürftigkeitsbegriff dringend benötigt

Auch in Deutschland steigt die Zahl der Demenzkranken. Nach Angaben der Deutschen Alzheimer Gesellschaft wird sich die Zahl der Betroffenen hierzulande von heute 1,4 Millionen bis zum Jahr 2050 auf etwa drei Millionen erhöhen, sofern kein Durchbruch in der Therapie gelingt. Zwei Drittel der Betroffenen leiden an Alzheimer, der häufigsten Form der Demenz. "Die Zahlen sind erschreckend", sagte ein Sprecher der Alzheimer-Gesellschaft in Berlin. Die weitere Entwicklung gehe langsam voran, man könne sich darauf einstellen und etwas tun. Dazu gehöre auch ein neuer Pflegebedürftigkeitsbegriff.

Experten fordern seit langem die Umsetzung eines neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs, damit Menschen mit Demenz und psychischen Erkrankungen bessere Leistungen aus der Pflegeversicherung bekommen. Ein Expertenbeirat hatte dazu bereits ein entsprechendes Konzept vorgelegt. Zur Umsetzung heißt es dazu im Koalitionsvertrag von Union und SPD eher vage, der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff solle "in dieser Legislaturperiode so schnell wie möglich" eingeführt werden.

Quelle: ntv.de, lou/AFP

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