Keine Lust aufs Brüten Zebrafinken sind "Rabeneltern"
30.04.2010, 10:35 UhrEinige Zebrafinkenweibchen legen ihre Eier in fremden Nestern ab und überlassen Artgenossen das Ausbrüten. Anders als der Kuckuck beteiligen sich jedoch die Vögel nach dem Schlüpfen an der Aufzucht der Nachkommen.
Zebrafinken schieben ihren brütenden Artgenossen Kuckuckskinder unter. In jedem fünften Nest der Koloniebrüter liegt ein Ei, das nicht vom Brutpaar stammt. Das berichtet eine Gruppe um Holger Schielzeth vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Seewiese. Seine Studie ist im Journal "Animal Behaviour" nachzulesen. Die Eier wurden demnach stets dann in die fremden Nester gelegt, wenn die Wirtseltern kurz vor dem Brutstart standen.
Das Team hatte die Erbanlagen der Eltern und des Nachwuchses in der Kolonie untersucht. Dabei stellte sich jedes 20. Ei als Kuckucksei heraus. Meist waren es dieselben Weibchen, die sich darauf spezialisiert hatten, einen Teil ihrer Aufzuchtarbeit anderen Paaren zu überlassen. "Interessanterweise kombinierten sie aber stets den Brutparasitismus mit eigener Jungenaufzucht – reine, Kuckucke‘ gab es also nicht", teilen die Forscher mit.
Betrug ist nicht so leicht

Zebrafinken leben in Kolonien und sollten deshalb niemals einzeln gehalten werden.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Demnach ist es eine hohe Kunst, genau den richtigen Zeitpunkt fürs Unterschieben zu finden. Das Brüten startet zumeist gleich nach der Ablage des ersten oder zweiten Eies. Sitzen die Eltern erst einmal auf ihrem Nest, ist es kaum mehr möglich, ihnen ein "Kuckucksei" unterzujubeln. Zu früh darf das Weibchen sein Ei aber auch nicht ins Nest der fremden Eltern legen: Die geben ihr Nest sonst auf. "Die meisten Kuckuckseier tauchten kurz vor dem Bebrütungsbeginn im Nest der Wirtseltern auf", erklärte Schielzeth. "Das zeigt, dass die, Kuckucks‘-Weibchen gezielt vorgehen und den Brutbeginn bei den Nachbarn gut im Blick haben." Die Forscher fanden keine Hinweise darauf, dass "Kuckucks"-Weibchen bestimmte Wirtspaare bevorzugt hätten.
Die "Kuckucks"-Zebrafinken legten oft mehrere Eier in andere Nester, allerdings fast immer nur eines pro Nest. Jedoch ist die Kuckucksstrategie nicht so erfolgversprechend wie sie klingen mag, heißt es in Seewiesen: "Nur ungefähr ein Drittel der Eier wird letztlich von den Wirtseltern bebrütet", erklärt Schielzeth. "Weibchen, die eigene Nachwuchsaufzucht und Brutparasitismus miteinander kombinieren, legen zwar insgesamt mehr Eier, haben aber nicht viel mehr Jungvögel als Weibchen, die nur eigene Nachwuchsaufzucht betreiben." Wenn die Strategie besser funktionieren würde, hätten sich wohl auch reine Kuckucksspezialisten unter den Zebrafinken heraus gebildet.
Quelle: ntv.de, dpa