Jägervolk braucht nicht weniger Energie Ernährung ist entscheidend
26.07.2012, 09:22 Uhr
Die bewegungsarme Lebensart des westlichen Menschen soll angeblich nicht weniger Energie verbrauchen als die der Völker, die sich ihr Essen noch hart erarbeiten müssen.
(Foto: dpa)
Die Angehörigen des Volks der Hadza aus Tansania sind typische Jäger und Sammler: die Männer jagen, die Frauen sammeln. Stundenlang sind sie in der Savanne unterwegs - und verbrauchen trotzdem nicht mehr Energie als ein durchschnittlicher Sofahocker. Zu dieser erstaunlichen Erkenntnis kommt eine Untersuchung.
Auf der Suche nach essbaren Pflanzen und Wild wandern die Angehörigen vom Volk der Hadza stundenlang durch die Savanne. Trotzdem verbrauchen sie nicht mehr Energie als ein durchschnittlicher Abendländer mit seinem im Vergleich eher gemütlichen Lebensstil. Dies berichtet ein Forscherteam aus Großbritannien und den USA im Fachblatt "PLoS One". Ihre Untersuchung stelle die Annahme infrage, dass der westliche Lebensstil zu einer starken Einschränkung des Energieverbrauchs führe und damit für die gegenwärtige Fettsucht-Epidemie mitverantwortlich sei.
Die Hadza leben im Norden Tansanias. Sie sind eine typische Jäger-Sammler-Gesellschaft: Die Männer jagen mit Pfeil und Bogen Wild und sammeln Honig. Die Frauen sammeln Pflanzen und Früchte oder graben nach Wurzeln. Es gibt bei den Hadza weder Fahrzeuge noch moderne Waffen oder andere Technologien. Ihr Lebensstil ähnelt damit weitgehend dem unserer Vorfahren aus dem Pleistozän - und eignet sich gut für die Untersuchung verschiedener Aspekte der menschlichen Entwicklungsgeschichte.
Stabiles physiologisches Merkmal
Die Forscher um Herman Pontzer vom Hunter College in New York (US-Staat New York) bestimmten mehrere körperliche Merkmale, wie etwa den Körperfettanteil, und zudem den täglichen Energieverbrauch bei einer Gruppe von insgesamt 30 Hadza-Männern und -Frauen. Sie stellten dabei fest, dass die Hadza zwar körperlich viel aktiver waren, aber trotzdem nicht mehr Energie verbrauchten als etwa ein US-Bürger oder Europäer. Der Energieverbrauch sei ein recht stabiles physiologisches Merkmal der menschlichen Spezies, folgern die Forscher. Er sei mehr ein Produkt unserer gemeinsamen genetischen Herkunft als eines unterschiedlicher Lebensstile.
Warum neigen die Abendländer aber dennoch zu Übergewicht und Fettleibigkeit? Die Wissenschaftler vermuten, dass dies vor allem an unserer ungesunden Ernährung liegt, die aus stark verarbeiteten, kalorien- und zuckerreichen Lebensmitteln bestehe. Wir verbrauchen also nicht zu wenig Energie, wir nehmen zu viel Energie auf. Sport und körperliche Bewegung seien trotzdem für einen gesunden Lebensstil unerlässlich, betonen die Forscher. Die Zusammenhänge zwischen Stoffwechsel, Ernährung, Bewegung und Körpergewicht seien aber vermutlich komplizierter als bislang angenommen.
Quelle: ntv.de, dpa