Auto

Zuwachs beim VW-Lastesel Amarok lässt die Muskeln spielen

Der VW Amarok versucht den Spagat zwischen Offroader und Lifestyler

Der VW Amarok versucht den Spagat zwischen Offroader und Lifestyler

Pick-Up haben längst das Arbeitsgelände verlassen und sich auf den Weg in die Welt des Lifestyle gemacht. So auch der VW Amarok. Doch mit der Modellüberarbeitung hat der Lastesel auch eine ordentliche Kraftspritze bekommen.

Auf die Pritsche des Amarok passt eine Europalette.

Auf die Pritsche des Amarok passt eine Europalette.

Beim VW-Lastesel Amarok findet der Bauer jetzt mehr Power: Ein bulliger Dreiliter-Sechszylinder treibt den Pick-Up nach der Modellüberarbeitung an. Damit steigt die verfügbare Leistung bis auf maximal 224 PS an. Der Preis geht natürlich in die gleiche Richtung: Das besonders ausgestattete Einführungsmodell "Aventura" kostet 55.375 Euro.

Das nur über die Hinterachse angetriebene Einsteigermodell, das wohl eher als der "Aventura" in Land- und Forstwirtschaft, Handel und Gewerbe die Fuhrparks bereichern wird, kostet etwa die Hälfte davon. Allerdings geht es erst 2017 in die Auslieferung. Der ursprünglich für den Einsatz in Südamerika oder Australien konzipierte Amarok fand kurz nach seiner Präsentation vor sieben Jahren auch im Rest der Welt überraschenden Anklang. Inzwischen sind mehr als 455.000 Exemplare verkauft. Die zunächst nicht geplante Fertigung in Europa wurde wegen der enormen Nachfrage umgehend eingerichtet. Nur in einem Punkt musste sich Volkswagen mit einer in seinem Heimatland ungewohnten Situation arrangieren: Es gelang in Deutschland nicht, zum Marktführer aufzusteigen. Der beliebteste Pick-Up der Deutschen ist seit einigen Jahren der Ford Ranger.

Erstaunen, Lob und Anerkennung

Das Interieur des Amarok ist vertraut.

Das Interieur des Amarok ist vertraut.

Obwohl die USA bekanntlich der bedeutendste Markt für Pritschenwagen dieser Art sind, unterbleibt ein Export dorthin auch in der Zukunft. Einfuhrzölle und der vermutlich aussichtslose Kampf gegen die einheimischen Platzhirsche vom Schlage eines Ford F 150 oder Chevrolet Silverado lassen ein derartiges Unterfangen nicht sinnvoll erscheinen. Anderswo kommt der Amarok gut an. Die in Hannover beheimatete Nutzfahrzeug-Division des Volkswagen-Konzern zeigt Gästen gern einen Image-Film, den sie mit australischen Pick-Up-Besitzern hat drehen lassen. Denen wurde ein seiner typischen äußeren Merkmale entkleideter Amarok vorgeführt, den sie auch unter verschärften Bedingungen durchs Gelände hetzen und anschließend beurteilen durften. Das Ergebnis: Erstaunen, Lob und Anerkennung für den deutschen Laster.

Der neue V6-Diesel im Amarok ist eigentlich ein alter Bekannter. Es handelt sich um einen Audi-Motor, wie er etwa auch im Porsche Macan Diesel seinen Dienst verrichtet. Für die Verwendung in der VW-Pritsche wurde die Leistung etwas zurück genommen, dafür die Haltbarkeit gesteigert, sagt VW. Beispielsweise kommt für den Ventilantrieb eine Steuerkette zum Einsatz, während der Ursprungsmotor dafür einen Zahnriemen benutzt. Laut Hersteller soll der V6-Amarok für mindestens 300.000 Kilometer Laufleistung gut sein. Dank Overboost-Funktion kann der Motor ein maximales Drehmoment von 550 Newtonmetern freisetzen, das schon ab 1400 Umdrehungen zur Verfügung steht. Mit diesem Wert übertrifft der neue Amarok die Durchzugskraft des bisher stärksten Vierzylinder-Diesels um 130 Newtonmeter.

Druckvoller Kraftzuwachs

Krabbler mit Hardtop: Im Gelände bleibt der Amarok souverän.

Krabbler mit Hardtop: Im Gelände bleibt der Amarok souverän.

(Foto: Busse/Textfabrik)

Bei Testfahrten ist dieser Zuwachs an Kraft deutlich zu spüren. Druckvoll geht es in die Spur, wobei die Geräuschentwicklung erfreulich gering bleibt. Im Sondermodell Aventura muss man nichts vermissen, was man in großen Limousinen oder SUV an Platzangebot und edler Ausstattung vorfinden kann. Sehr zum Wohlbefinden tragen die komfortablen Sportsitze bei, die mit Nappaleder bezogen und vielfältig einstellbar sind, guten Seitenhalt und Langstreckenbequemlichkeit bieten. Wäre der Amarok eine komplette Neukonstruktion, so würde man der Mittelkonsole wohl einen größeren Touchscreen-Monitor spendieren, so aber ist der Platz dort limitiert und die Grafik vergleichsweise klein.

An Größe fehlt es jedoch nicht bei den Felgen des Sondermodells. Sie sind im 20-Zoll-Format montiert und oben auf der Ladefläche prangt ein "Sportsbar". Das ist eine Getränkequelle aus dem Fitness-Studio, sondern der dachhohe Bügel hinter der Doppelkabine. Er trägt zur wuchtigen Erscheinung des 5,25 Meter langen Lifestyle-Lasters bei. Bi-Xenon-Scheinwerfer, Schwellerrohre und Privacy-Verglasung gehören zum serienmäßigen Lieferumfang. Die Radhäuser sind so bemessen, dass auf optische Wirkung bedachte Kunden sich auch 22-Zöller montieren könnten, der Ausflug ins Gelände dürfte dann jedoch besser unterbleiben.

Imposante Vorstellung

Dort legt der Amarok eine imposante Vorstellung hin, denn wenn auch als Lastwagen konzipiert, so kann er Steigungen, Gefälle und Verschränkungen meistern, die manchem Geländewagen zur Ehre gereichen würden. Selbst mit einer Tonne Nutzlast, verspricht Volkswagen, kraxelt er noch eine 100-Prozent-Steigung hinauf, was nach der üblichen Umrechnungsformel einem 45-Grad-Winkel entspricht. Achtgang-Automatik mit Offroad-Funktion, Bergabfahrhilfe und Hinterachs-Differenzialsperre bieten die Voraussetzung für sorgenfreies Fortkommen jenseits der Straße. Die Lenkung freilich fühlt sich selbst im Onroad-Einsatz ein wenig hartleibig an und könnte bei aller gewollten Direktheit ein wenig mehr Servo-Unterstützung vertragen. Die rund 2,3 Tonnen Trockenmasse des Vielzweck-Carriers müssen schließlich nicht bei jeder Einbiegung oder bei jedem Rangiervorgang spürbar sein.

Wer seinen Amarok häufiger im Anhängerbetrieb einsetzt, wird sich über die problemfreie Handhabung freuen, denn der bärenstarke Motor lässt keinen Zweifel an seinem Potenzial aufkommen. Versuchsfahrten mit 1,8 Tonnen auf dem Haken überzeugten absolvierte der Testwagen ohne Auffälligkeiten oder Schwächen. Lediglich beim Abbremsen der Fuhre wurden die Insassen daran erinnert, dass noch zwei Achsen zusätzlich unterwegs sind. Eine Rangierhilfe, wie sie etwa für den VW-Passat zu haben ist, bietet Volkswagen Nutzfahrzeuge noch nicht an. Bis maximal 3,5 Tonnen können dem Amarok per Anhänger mitgegeben werden.

Außer der Topversion mit 224 PS soll der V6-Motor noch in den Leistungsstufen 163 PS und 204 PS ins Programm ommen. Ohne es als endgültigen Wert auszugeben – das Fahrzeug findet erst im September seinen Weg zu den Kunden - soll der Verbrauch sich unter 7,5 Litern je 100 Kilometer einpendeln. In der Vergangenheit machte der Top-Vierzylinder etwa ein Fünftel der Verkäufe aus. Bei Hersteller nimmt man an, dass dieser Anteil auch für den stärksten Sechszylinder erreicht werden kann.

Quelle: ntv.de

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