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"Väter sind auch nur Männer" BMW 2er Gran Tourer - Fahrspaß zu siebt

Der 2er Gran Tourer ist auf den ersten Blick vielleicht kein typischer BMW, trägt aber alle Tugenden und noch ein bisschen mehr in sich.

Der 2er Gran Tourer ist auf den ersten Blick vielleicht kein typischer BMW, trägt aber alle Tugenden und noch ein bisschen mehr in sich.

(Foto: Holger Preiss)

Mit dem Active Tourer haben die Bayern ein für sie untypisches Segment besetzt, doch die Zahlen sprechen für sich. Kein Wunder also, dass die Münchner auch zuversichtlich auf den Gran Tourer blicken, der mit sieben Sitzen und sportlicher Attitüde vor allem junge Käufer locken soll.

Der 2er Active Tourer der Bayern war nur ein Vorbote, denn jetzt steigt BMW mit dem Gran Tourer mit voller Kraft ins Van-Segment ein. Das Dach ist höher als beim kleinen Bruder und bis zu sieben Passagiere können sich an Bord des großen Münchners tummeln. Na gut, tummeln kann man sich vor allem in der zweiten Reihe, hier gibt es dank eines Radstandes von 2,78 Metern den meisten Platz. Das sind 12 Zentimeter mehr als im Active Tourer.

Sieben Sitze mit Aufpreis

Die dritte Reihe für den BMW 2er Gran Tourer kostet 790 Euro extra.

Die dritte Reihe für den BMW 2er Gran Tourer kostet 790 Euro extra.

(Foto: Holger Preiss)

Für 790 Euro Aufpreis kann die dritte Reihe mit zusätzlich zwei Sitzen geordert werden, die sich, bleiben sie ungenutzt, platzsparend im Boden versenken lassen. Das wird wohl auch häufiger der Fall sein, denn ausgeklappt schrumpft der Kofferraum des BMW 2er Gran Tourer zu einem Nichts. Außerdem lädt die dritte Reihe nicht wirklich zum längeren Verweilen ein. Vor allem Erwachsene haben hier beim Einsteigen und mit aufgestellten Beinen so ihre Probleme.

Kleine Geister hingegen werden ihren Spaß haben, zumal alle fünf Plätze im Fond für Kindersicherheitssitze zugelassen sind. Wer also über kürzere Strecken eine "Kinderfuhre" hat, ist mit der dritten Reihe im Gran Tourer in jedem Fall auf der sicheren Seite. Leider haben die BMW-Ingenieure vergessen auch auf den hinteren Plätzen für einen USB-Anschluss zu sorgen, um die medial interessierte Jugend am Strom zu halten. Im ganzen Fahrzeug gibt es nur eine Buchse und die befindet sich in der Verlängerung der Mittelkonsole.

Trotz des hochbauenden Hecks haben die Designer versucht dem Gran Tourer eine BMW-typische Dynamik zu geben.

Trotz des hochbauenden Hecks haben die Designer versucht dem Gran Tourer eine BMW-typische Dynamik zu geben.

(Foto: Holger Preiss)

Um dem Transportanspruch des Wagens gerecht zu werden, haben die Bayern gerade am Heck hochgebaut. Damit aber die BMW-typische Dynamik nicht leidet, wurde der Dachspoiler weit nach hinten gezogen, die Heckklappe in Richtung Achse schräg gestellt und das Ganze mit einem sich in entgegengesetzter Richtung aufbäumenden Stoßfänger konterkariert. Das ist ein gewöhnungsbedürftiger Anblick. "Was ja nicht heißt, dass es falsch ist", bemerkt Designchef Domagoj Dukec. Nein, ist es nicht, denn in allen anderen Belangen folgt auch der Gran Tourer den optischen Vorgaben eines echten BMW. Die Front duckt sich tief nach unten, die Scheinwerfer mit ihren Coronaringen sind scharf gezogen, die Tornadolinie steigt leicht an und am Heck prangen immer dann zwei ordentliche Endrohre, wenn man sich für die potenteren Motorisierungen entscheidet.

Fahrdynamik wie beim Hecktriebler

Besonders dynamisch gehts im Gran Tourer zu, wenn er als Sport Line vorfährt.

Besonders dynamisch gehts im Gran Tourer zu, wenn er als Sport Line vorfährt.

(Foto: Holger Preiss)

All das ist dem Umstand geschuldeten, "das Väter auch nur Männer sind", bemerkt Projektleiter Peter Krist. Und die wollen eben nicht nur den Pampersbomber steuern, sondern vielleicht auch mal sportlich den Pin ins Blech bügeln. Und genau das will der Gran Tourer optisch nicht nur versprechen, sondern auch fahrdynamisch halten. Im Portfolio befinden sich zwei Benziner mit einem Leistungsband von 116 PS bis 192 PS und drei Diesel, die zwischen 150 PS und 190 PS generieren.

Was abseits der Triebwerke überzeugt, ist die Fahrdynamik: Die Lenkung ist angenehm straff und die Rückmeldung bei Kurvenfahrten geradezu perfekt. Auch sonst haben die Ingenieure alles getan, um in dem frontgetriebenen BMW das Fahrgefühl eines Hecktrieblers zu erzeugen. Dafür wurde zum Beispiel die Dämpferrate der Federn verändert und die Wankbewegung soweit als möglich nach hinten verlagert, um das typische Untersteuern von frontgetriebenen Fahrzeugen beim schnellen Kurvenlauf zu verhindern, erklärt Klaus Huber, der die Fahrdynamik des 2er Gran Tourer verantwortet.

Platz gibt es in der einen oder anderen Form im BMW 2er Gran Tourer reichlich.

Platz gibt es in der einen oder anderen Form im BMW 2er Gran Tourer reichlich.

(Foto: Holger Preiss)

Und tatsächlich feuert der große Bayer mit erstaunlichem Langmut ums Eck. Noch souveräner geht das, wenn er mit permanentem Allradantrieb ausgestattet ist. Den gibt es allerdings nur im 190 PS starken 220d, was den Preis bei 40.200 Euro starten lässt. Ist der Gran Tourer so ausgestattet, hat das neben einem besseren Schwerpunkt auch noch ein anderes Plus. Das Drehmoment von knackigen 400 Newtonmetern wird sauber an alle vier Räder verteilt. In 7,6 Sekunden wird hier auf Tempo 100 beschleunigt, die Spitze ist mit 218 km/h angegeben und der Verbrauch von 7,2 Litern Diesel kann sich auch sehen lassen.

Familienlaster mit Sparpotenzial

Ein Suffkopp ist aber auch das Pendant im Bereich der Benziner, der 220i, nicht. Über knapp 100 Testkilometer konsumierte der 8,2 Liter Super, was für ein 1,5 Tonnen schweres Auto absolut in Ordnung geht. Auch bei der Performance muss sich der Vierzylinder nicht verstecken: In ebenfalls 7,6 Sekunden hat er die 100er-Marke geknackt und in der Spitze bringt er es auf 222 km/h. Der Philosophie der Münchner folgend, ist natürlich bei allen Motorisierungen der Fahrdynamikschalter mit an Bord. Wählbar sind Eco, Comfort und Sport. Warum nicht Sport Plus, wie in anderen BMW-Modellen? Weil die Dynamische Stabilitätskontrolle (DSC) separat abgeschaltet werden kann. Nichts anderes macht der Sport-Plus-Modus.

Nun ist der Gran Tourer aber nicht nur Rennmaschine, vielmehr soll er ja auch als alltagstauglicher Lademeister punkten. Und das macht er. Insgesamt hat BMW dafür gesorgt, dass allein durch Ablageflächen im Vergleich mit dem Active Tourer 40 Liter mehr Stauraum entstanden sind. Da sind die Seitenfächer der Türinnenverkleidungen, die zwei 1,5-Literflaschen fassen, oder Einschübe unter den Fondsitzen der zweiten Reihe. Ebenfalls ein pfiffiges Plus für die Zuladung ist die Unterbringung der Hutablage im doppelten Ladeboden des Kofferraums. Auf Knopfdruck lässt sich die zweite Sitzreihe umlegen, was, wenn auch die dritte Reihe verschwunden ist, zu einem Volumen von 1905 Litern führt, mehr als in jedem anderen BMW.

Letztlich ist der BMW 2er Gran Tourer ein sportlicher Familienlaster, der in diesem Segment seinesgleichen sucht. Und wer noch unkt, dass ein frontgetriebener Tourer nicht zu BMW passt, der muss enttäuscht werden. Allein seit dem Marktstart des Active Tourer im September des vergangenen Jahres wurden europaweit mehr als 33.000 Modelle verkauft. Die Münchner rechnen für den Großen mit ähnlichen Zahlen, wenn er ab Juni in den Verkauf startet. Dabei soll die interessierte Klientel im Schnitt 15 Jahre jünger sein als die Käufer des kleinen Bruders, prophezeit Projektleiter Krist. Gut möglich, denn der Gran Tourer startet ab 26.950 Euro. Befeuert wird er dann von einem 100 PS starken Dreizylinder.

Quelle: ntv.de

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