Eine Fahrt im neuen Top-BMW BMW 7er - "Wir definieren Luxus neu"
29.08.2015, 09:07 Uhr
Der 7er BMW ist ein Verkaufsschlager. Damit das so bleibt, haben sich die Bayern für ihr neues Flaggschiff einiges einfallen lassen.
Leicht und luxuriös, geht das überhaupt? Mit dem neuen Siebener hat BMW ein Signal gesetzt. Der Materialmix aus hochfesten Stählen, Aluminium, Magnesium und Karbon bringt ihm auf der Waage die Spitzenposition unter den deutschen Premium-Herstellern. Schwerer machen ihn erst die vielen Extras.
Über fünf Generationen hat BMW inzwischen weltweit rund 1,6 Millionen 7er verkauft, wobei die vorangegangene mit 370.000 die erfolgreichste war. Diese Zahl zu toppen ist Aufgabe der 6. Generation. Mit ihr, so Entwicklungs-Vorstand Klaus Fröhlich, "definieren wir den Luxus von morgen". Er sieht den jüngsten Spross der BMW-Modellfamilie schon als "Effizienz-Champion". Aber es gehört zu den systembedingten Eigenheiten des Luxussegments, dass für deren Kundschaft Verbrauchswerte nur eine untergeordnete Rolle spielen. Mit zahlreichen Sonderausstattungen bringen sie zusätzliches Gewicht ins Fahrzeug, so dass der Minimalwert von 1725 Kilogramm (740i) bei den meisten verkaufen Autos deutlich überschritten werden dürfte.
Auch wenn die deutschen Kunden ihren Top-BMW im vergangenen Jahr zu rund 88 Prozent mit Dieselmotor bestellten, ist der 4,4 Liter große V8-Ottomotor des 750i keineswegs überflüssig. Amerikaner wie Chinesen können sich bekanntlich mit dem Selbstzünder nicht recht anfreunden, langer Radstand und Allradantrieb machen das Glück der wohlsituierten Kundschaft perfekt. Die nackten Daten des vorläufigen Spitzen-Siebeners: 5,24 Meter Länge, 3,21 Meter Radstand, 450 PS Motorleistung und 650 Newtonmeter Drehmoment. Gleichzeitig konnte selbst die Langversion so weit abgespeckt werden, dass sie weniger als zwei Tonnen auf die Waage bringt.
Einparken per Fernsteuerung
Nicht nur in Leichtbau, Motorleistung oder Effizienz drückt BMW seine technologische Kompetenz aus, sondern neuerdings auch in der Beschaffenheit des Autoschlüssels: Einen Ring zur Befestigung an einem Bund hat der vom neuen 7er zwar nicht mehr, dafür aber ein Display und einen eigenen Stromanschluss.

Selbstfahrer schätzen das markentypische agile Handling und einfache Bedienung.
(Foto: Textfabrik/Busse)
Es ist nur ein winziges Detail unter den zahlreichen Innovationen des anrollenden BMW-Flaggschiffs, doch ein symbolträchtiges. Immer mehr Funktionen wandern von Pedalen, Hebeln, Drückstellern und Tasten in hosentaschen-konforme Steuergeräte, die einem Smartphone ähnlicher sind als einem Autoschlüssel. Dem autonomen Fahren kommt der 7er damit noch ein Stück näher, und bietet sogar ein Rezept für optimale Parkraum-Ausnutzung. Selbst schmale Lücken können angesteuert werden, denn alle Insassen steigen vor dem Einparken aus. Mittels Display-Schlüssel wird der Siebener wieder gestartet, der Vorwärtsgang eingelegt und im Kriechtempo in die Lücke bugsiert. In umgekehrter Richtung funktioniert das natürlich auch.
Mit einem Aufpreis von 550 Euro ist diese Sonderausstattung noch vergleichsweise preiswert. Von dem temporären Spitzenerzeugnis der 7er-Reihe, dem Modell 750Li xDrive, kann man das nicht gerade behaupten – es kostet 112.700 Euro. Das ist aber noch nicht das Ende. Zum einen werden wohl nur die wenigsten Fahrzeuge zu diesem Preis ausgeliefert, denn die Kunden neigen dazu, bei der Bestellung aus dem reichen Angebot der appetitlichen Extras nicht kleinlich zu sein. Zum anderen wird in absehbarer Zeit der neue Zwölfzylinder von BMW folgen, der in Sachen Komfort noch einen drauf setzen dürfte. "Wir haben", so sieht Entwicklungschef Fröhlich den neuen Siebener, "in dieses Auto alles reingesteckt, was uns zum Thema Luxus und Komfort eingefallen ist".
Gleichzeitig verfolgt der Hersteller aber den Anspruch, selbst hoch motorisierte Spitzenprodukte mit dem sparsamsten Antrieb auszustatten. Die 8,5 Liter je 100 Kilometer, die ein 750Li xDrive vom Rollensprüfstand mitbringt, kann aber niemand ernsthaft in der Praxis erwarten. Zweistellige Werte, wie sie die Bordcomputer mehrerer Testwagen auf dieser Präsentation auswarfen, erscheinen da schon näher an der Wirklichkeit.
Wer es sich leisten kann und will, die sprichwörtliche "Freude am Fahren" zu delegieren, stellt seine Sinne auf den Genuss der Wellness-Oase ein, die hinter den Kopfstützen der Vordersitze beginnt. Edel geht es dort natürlich von Hause aus zu, aber die BMW-Interieur-Designer hätten einen schlechten Job gemacht, wenn sich das noble Ambiente nicht noch drastisch steigern ließe. Das "Exekutive Lounge Seating" sorgt laut BMW für "maximalen Sitzkomfort, Fußraum und uneingeschränkte Sicht des Fondpassagiers hinter dem Beifahrersitz". Die Komfortsitze im Fond sind bis zu 41 Grad Lehnenneigung justierbar, der Beifahrersitz ist zusätzlich nach vorn um 90 mm ausfahrbar, Sitzlehne und Kopfstütze sind nach vorn klappbar. Die elektrisch ausklappende Fußstütze ist mit dem gleichen edlen Leder bezogen wie die Polster, weshalb es empfehlenswert ist, sich vor Benutzung der Straßenschuhe zu entledigen. Hochflor-Fußmatten vervollständigen die 2200-Euro-Behaglichkeit.
Extras zum Kompaktwagen-Preis
Derart entspannt nimmt der Fond-Reisende gern für weitere 3100 Euro das Unterhaltungs-Paket in Anspruch, das zwei neigungsverstellbare, unabhängige 10-Zoll-Bildschirme umfasst. Im Preis enthalten sind das dazu gehörige Blu-Ray Laufwerk, die Bedienbarkeit erfolgt über ein sieben Zoll großes Tablet. Es kann auch über einen WiFi-Hotspot zum Surfen im Internet genutzt werden. Separate Anschlussmöglichkeiten, wie etwa für Spielkonsolen oder andere mobile Endgeräte und Zugriff auf Entertainment-Funktionen des Fahrzeugs gehören dazu. Aufpreisfrei mitgeliefert werden im 750Li xDrive elektrische Sonnenschutz-Rollos für Seiten- und Heckscheiben, Sitzheizung hinten, Glasdach sowie das Navigationssystem "Professional".
Mühsames und Zeit raubendes Blättern in der mehr als 80-seitigen Preisliste erspart die Wahl der "Indivudual Design Komposition", ein Ausstattungspaket, für dessen Gegenwert sich andere wahrscheinlich eine gut ausgestattete Kompakt-Limousine zulegen würden. Es umfasst unter anderem 20-Zoll-Aluräder in Bicolor-Optik, Rückfahrkamera, Panorama-Glasdach, aktive Sitzbelüftung vorn, elektrische Komfortsitze mit Massagefunktion für Fahrer und Beifahrer, Komfortsitze hinten, Wärmekomfort-Paket, Edelholz-Lenkrad, 4-Zonen-Klimaautomatik, Surround View, Head-Up Display, das Fond-Entertainment-System nebst Tablet sowie ein Harman Kardon Surround-Sound-System. Preis: 34.850 Euro.
Sollte angesichts dieser Mehrkosten das Gehalt für den Fahrer nicht mehr drin sein, kann man den BMW 750Li xDrive natürlich auch selbst bewegen. Da neuerdings nicht mehr nur die Hinter- sondern auch die Vorderachse mit Luftfederung ausgestattet ist, hat auch die Person am Volant mehr vom sänftenartigen Dahingleiten des Fünfmeter-Schiffs. Die Versuchung, allzu dynamisch um die Kehren zu sprinten, hält sich dabei in Grenzen, denn das adaptive Fahrwerk ist in der "Sport"-Stellung so auf Komfort getrimmt, dass Souveränität und Gelassenheit die bestimmenden Empfindungen der Reise sind. Die veränderte Instrumenten-Optik (rote Skalenringe bei "Sport") ändert daran nichts. Der Geräuschpegel ist wie erwartet sehr gedämpft, die Aktivlenkung erlaubt präzises Dirigieren, ohne dabei allzu viel von der Fahrbahnbeschaffenheit mitzuteilen.
Das gilt in gleichem Maße für das Modell 730d, dessen 265 PS starker Selbstzünder mit fast so viel Drehmoment anschiebt, wie der V8-Benziner: 620 Newtonmeter. Der Sechszylinder schnurrt auch unter Last unauffällig dahin, während 4,5 Liter EU-Durchschnittsverbrauch das 81.900 Euro teure Einstiegsmodell als Sparmeister unter den Fünfmeter-Limousinen definieren sollen. Auch wenn in der Praxis eher eine sechs vor dem Komma steht, ist dies ein respektabler Wert, auf dessen Unterbietung man geduldig warten darf.
Quelle: ntv.de