Ein SUV auf zwei Rädern BMW zeigt erstmals S 1000 XR
04.11.2014, 15:54 UhrNicht nur bei Automobilen auch bei den Motorrädern finden sich vermehrt überraschende Crossover-Varianten. Eine davon entdeckt nun BMW für sich. Der neue Allrounder S 1000 XR begründet die Gattung "Adventure Sport".
Seinen vierten Streich in Sachen vier Zylinder und 1000 ccm präsentiert BMW Motorrad auf der Mailänder EICMA 2014 (5. bis 9. November): Nach zwei Supersportlern (S 1000 RR und HP4) und dem Roadster S 1000 R mit dem Hochleistungs-Vierzylinder-Motor bringt BMW jetzt als Nummer vier den Allrounder S 1000 XR. Er soll die neue Motorrad-Gattung "Adventure Sport" begründen und ist mit supersportlichem Antrieb und erhöhter Bodenfreiheit ein Sport-SUV auf zwei Rädern. Weltpremiere feiert das vielseitige Bike in Mailand, der Marktstart erfolgt jedoch erst zum zweiten Quartal 2015. Der Preis für den 160 PS starken Allrounder ist noch offen.
Auf kurvigen Alpenpässen oder auf Rennstrecken am rasanten Limit fahren und dennoch nicht vor Schlechtweg-Passagen zurückschrecken: "Adventure Sport" heißt laut Hersteller diese neuartige Vielseitigkeit auf zwei Rädern, die an vierrädrige dynamische SUV vom Schlage eines BMW X6 oder Porsche Cayenne erinnert. In der BMW S 1000 XR, deren X im Modellnamen bereits das Crossover-Konzept verrät, vereinen sich Elemente verschiedener Motorräder: Eine Prise Reiseenduro "GS" steuern längere Federwege bei, ein Schuss "Sport" ist dank des hochdrehenden Vierzylinders spürbar, einen Hauch "Touring" verströmen die ausgewogene Ergonomie und eine Halbverkleidung als Wind- und Wetterschutz für die große Tour.
Vom Enten- zum Gänseschnabel
Aus dem charakteristischen Entenschnabel des Bestsellers BMW GS, Inbegriff für Vielseitigkeit zwischen Asphalt und Geröll, wurde bei der neuen S 1000 XR ein dezenterer Gänseschnabel. Dennoch steht die nach vorne verlängerte Halbverkleidung als Schutz vor hochfliegenden Steinen symbolisch für jene Schlechtwegetauglichkeit, die die XR von reinen Sportlern oder Roadstern unterscheiden soll. Mit diesem designerischen Statement gehen handfeste Allround-Qualitäten einher, denn im Gegensatz zum Schwestermodell S 1000 R soll mit der XR Ausflügen über unbebaute Straßen nichts im Wege stehen.
Der Einliter-Vierzylinder, der ursprünglich aus dem Supersportler S 1000 RR stammt, wurde fürs neue Crossover-Bike XR auf Drehmoment und Durchzug getrimmt. Obwohl die maximale Schubkraft von 112 Nm erst bei 9250/min anliegt, kann sich der Pilot über ein sehr breites Drehzahlband von 95 Nm und mehr freuen - das Power-Plateau reicht von unter 6000 bis knapp 12.000/min. Dieses hohe Durchzugsvermögen kommt bei den ins Visier genommenen Einsatzgebieten Touring und Gelände besonders zum Tragen.
ESA gegen Aufpreis
Der bewährte Leichtmetall-Brückenrahmen der 1000er-Modelle mit dem Vierzylinder als tragendem Element erhielt für die S 1000 XR eine optimierte Fahrwerksgeometrie. Die stark auf Agilität getrimmte Abstimmung des Roadsters R hat BMW für den Allrounder XR etwas in Richtung Stabilität verändert. Dazu wurde der Lenkkopfwinkel um 0,8 Grad flacher und der Nachlauf um 18,5 mm länger als beim Schwestermodell. Zusätzlich verlängerte man die gesamte Hinterradschwinge und den Radstand.
Das elektronische Fahrwerk ESA (Electronic Suspension Adjustment) ist gegen Aufpreis erhältlich, um für stark unterschiedliche Anforderungen von Rennstrecke bis Schotterpfad den jeweils besten Modus wählen zu können. Bereits zum Serientrimm gehören die beiden Fahrmodi "Road" und "Rain", um unter anderem die Gasannahme an schlechteren Untergrund mit weniger Grip anzupassen. Ergänzend sorgt ab Werk die Automatische Stabilitätskontrolle ASC für bestmögliche Traktion.
Auf Nummer sicher gehen
Wer komplett auf Nummer Sicher gehen will, kann die S 1000 XR mit "Fahrmodi Pro" auf unterschiedliches Terrain einstellen. Die Zahl der möglichen Fahrmodi steigt von zwei auf vier, denn "Dynamic" und "Dynamic Pro" kommen hinzu. Außerdem sind hier die dynamische Traktionskontrolle DTC sowie ABS Pro an Bord: ABS-unterstütztes Bremsen ist dabei auch in Schräglage möglich und verhindert das gefährliche Aufstellen der Maschine beim starken Verzögern.
Bei näherer Betrachtung ist die von BMW ausgerufene Kategorie "Adventure Sport" nicht so ganz neu: In sehr ähnliche Richtung tendieren Modelle wie Aprilia Caponord, Ducati Multistrada, Triumph Tiger Sport, Kawasaki Versys oder Benelli Tre-K. In Sachen Leistung kann jedoch höchstens die 150 PS starke Ducati mithalten. Dennoch: Bis Mitte 2015 wird die BMW S 1000 XR das absolut stärkste "Adventure Sport"-Bike überhaupt sein.
Quelle: ntv.de, sni/sp-x