"Es steht viel auf dem Spiel" Citroën C3 wird zum Charakterauto
01.07.2016, 09:45 Uhr
Es wird für Citroën kein Kinderspiel, zum alten Erfolg zurückzukehren.
Citroën muss durchstarten. Die in den letzten Jahren ins Hintertreffen geratene Marke will mit einer Modelloffensive an deren Spitze der jüngst in Lyon vorgestellte C3 steht, verlorenen Boden gutmachen. Charakter hat der Kleine auf jeden Fall.
In Deutschland spielte der Citroën C3 bisher nur eine Nebenrolle, belegte im vergangenen Jahr gerade mal Platz vier im internen Markenranking hinter dem Dauerbrenner Berlingo, dem C4 und dem C1, doch weltweit verkauft sich kein Fahrzeug mit dem Doppelwinkel besser als der Kleinwagen. Stattliche 3,5 Millionen Mal seit seinem Debüt 2002. Kein Wunder also, dass die Franzosen ihrem besten Pferd im Stall einen großen Auftritt gönnen und schon vier Monate vor der Publikumspremiere auf dem Pariser Auto-Salon und mehr als ein halbes Jahr vor der Markteinführung im Januar 2017 die dritte Generation des neuen C3 enthüllen.
Der wird durchstarten
"Es steht viel auf dem Spiel, denn bislang ist jeder fünfte Citroën, der in Europa verkauft wird, ein C3", weiß Linda Jackson, seit 2014 die Vorstandschefin der zum PSA-Konzern gehörenden Marke. Sie ist aber überzeugt, dass die aufgefrischte Marke mit der Neuauflage des 3,99 Meter langen Kleinwagens durchstarten und das Image von Citroën verjüngen wird. Das könnte gelingen. In strahlenden Weiß mit rot abgesetztem Dach und Plastikbeplankung rundum - den vom C4 Cactus bekannten seitlichen Airbumps - sowie den weich gezeichneten, runden Formen wirkt der Neuling auf den ersten Blick eher wie der Nachfolger des DS3. Dynamisch, ohne aber mit sportlichen Ambitionen und Power zu prahlen, verkörpert er mehr den urbanen Abenteurer als den Lebemann.
Jackson meint, dass man bei einem Hersteller sieht ob er den Mainstream bedient. Für Citroën sei das wichtigste Merkmal das der Markenidentität. Das ist dann auch der Grund, warum die Marke schwer daran interessiert ist, Autos mit Charakter auf die Straße zu bringen. Gegenüber Wettbewerbern um Polo und Co. gibt er in jedem Fall eine gute Figur ab – mit der Einschränkung, dass es sich bei dem enthüllten C3 allerdings um die Topvariante handelt. In der Basisversion, die ohne weitere Extras für geschätzte 12.000 Euro an den Start gehen dürfte, sieht das Ganze ohne die Beplankung der Radläufe und Seitenschweller sowie Zweifarblackierung dann doch schon wesentlich nüchterner aus.
Dashcam für alle Fälle
Auch im Innenraum versuchen die Franzosen ihrem Markenclaim "Be different, feel good" (Sei anders und fühl‘ Dich gut) gerecht zu werden und warten neben der Online-Navigation und dem großen Touchscreen mit einer echten Weltpremiere auf, die auf die anvisierte jüngere Klientel abzielt: Eine optional eingebaute, zwei Millionen Pixel starke HD-Kamera hinter dem Innenspiegel ("Dashcam") erlaubt Videos und Schnappschüsse, die zusammen mit den GPS-Koordinaten zu Facebook und Co. hochgeladen werden können, worüber sich die Intensivtäter in den sozialen Netzwerken besonders freuen werden. Die Kamera filmt aber auch bei einem Unfall noch 90 Sekunden weiter, was vor allem einer besseren Aufklärung in Streitfällen dienen soll.

Wer in der Silhouette DS sieht, der muss enttäuscht werden. Citroën und die neue Nobelmarke gehen getrennte Wege.
Neben der Wahlmöglichkeit unter vier verschiedenen Innenraum-Ambienten rund um das klar gegliederte Cockpit und den breiten waagrechten Instrumententräger will der neue C3 aber auch mit praktischen Werten überzeugen. Er wird ausschließlich als Fünftürer angeboten und beschert bei fünf Sitzplätzen selbst den Hinterbänklern ausreichenden Reisekomfort. Mit einem Kofferraumvolumen von 300 Litern übertrifft er sogar den Polo, und wer möchte, kann sich für ein luftiges Raumgefühl ein großes Glasdach bestellen, das die bisherige Panorama-Windschutzscheibe ablöst.
Beim Antrieb ist alles beim Alten
Spurhalteassistent und Totwinkelwarner sind auf Wunsch jetzt auch bestellbar. Nur beim Antrieb ist alles beim Alten geblieben. Bei den Benzinern kommen ausschließlich Dreizylinder zum Einsatz, in der Basisversion der 1,0-Liter mit 68 PS und in den stärkeren Varianten der 1,2-Liter mit 82 PS oder 110 PS. An der Dieselfront steht der 1,6-Liter-Blue-HDi in den beiden Ausführungen mit 75 PS und 100 PS zur Wahl. Da Citroen mit dem C3 im kommenden Jahr in die Rallye-Weltmeisterschaft zurückkehren wird, dürfte in diesem Jahr aber auch noch die WRC-Variante fertig werden.
Wenn sich der neue Citroën C3 so gut fährt, wie er aussieht, wird er nahtlos an seinen Vorgänger anknüpfen oder gar, wie Citroën-Chefin Lina Jackson hofft, den Absatz noch steigern können. Vielleicht wird er ja dann auch in Deutschland zum Bestseller.
Quelle: ntv.de, hpr/sp-x