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Autos der Dekade: VW Phaeton Der Nobel-Flop

"Wir sind auch bei Luxuslimousinen Spitze": Das wollte VW mit dem Phaeton beweisen. Die Kunden nahmen es meist nur zur Kenntnis, kauften aber bei anderen Herstellern.

"Wir sind auch bei Luxuslimousinen Spitze": Das wollte VW mit dem Phaeton beweisen. Die Kunden nahmen es meist nur zur Kenntnis, kauften aber bei anderen Herstellern.

Zehn bedeutende Autos der letzten Dekade: Mit dem Phaeton kommt VW an seine Grenzen. Nobel kaufen Kunden eben eher woanders.

VW bezeichnet sich gerne als technikgetriebenes Unternehmen. Mit dem Ingenieur Ferdinand Piëch an der Spitze schraubte die Marke zu Beginn des neuen Jahrtausends eifrig am Modellangebot und am Image. Während vor allem Polo, Golf und Passat zu den Marktführern ihrer Segmente wurden, fehlte ein Angebot am oberen Ende. Es gab keinen Volkswagen für die "Oberen Zehntausend". Das sollte sich ändern.

Besonders im Innenraum zeigte VW, was sie alles können.

Besonders im Innenraum zeigte VW, was sie alles können.

(Foto: Abdruck fuer Pressezwecke honora)

Bereits auf der IAA 1999 zeigte VW die Studie einer Schräghecklimousine, die zumindest für Aufsehen sorgte. Aus dem D1 genannten Projekt wurde dann 2002 der Phaeton, ein klassisch konservativ gestalteter Viertürer, der an einen etwas zu groß geratenen Passat erinnerte, aber mit bester Technik vollgestopft war. Luftfederung, Allradantrieb, Abstandsregeltempomat bis Tempo 200 und ein selbstleuchtendes Nummernschild gehörten zu den Details, die den Phaeton damals aus der Masse heraushoben.

Monströse Bedieneinheit für Klimaanlage

Besonderen Wert legte man bei VW auf die Entwicklung der zugfreien Klimaanlage für alle Passagiere. Konzernchef Piëch war und ist empfindlich gegen Luftzug, entsprechend wichtig wurde die Klimatechnik genommen. Bei Bedarf verschließen auch bei heutigen Phaetons sanft gleitende Holzblenden die Lüftungsgitter. Im Fond thronte eine monströse Bedieneinheit, um auch optisch die Besonderheit der Klimaanlage zu unterstreichen. Dass man dafür hinten keine Audiobedienung hatte, konnte Piëch gut verschmerzen. Der Innenraum war – und ist – klassisch mit viel Leder und Holz eingerichtet und von unerschütterlicher Qualität. Man wollte schließlich zeigen, dass VW ganz oben mitspielen kann.

In China geht der Phaeton recht gut. Volkswagen hat im Reich der Mitte einen exklusiveren Ruf.

In China geht der Phaeton recht gut. Volkswagen hat im Reich der Mitte einen exklusiveren Ruf.

Für den Vortrieb kam ein Zwölfzylinder zum Einsatz, weil der Auto-Adel eben Zwölfender fährt. Als Alternative gab es vom Start weg einen V6-Motor. Der Antrieb erfolgte über alle vier Räder. Diesel waren ebenso Fehlanzeige wie Achtzylinder, was sich als Problem herausstellte, weil die Amerikaner, von Haus aus affin für große Limousinen, traditionell V8-Motoren mögen und die Europäer auch in der Nobelliga lieber dieseln. Die asiatischen Märkte spielten damals noch eine untergeordnete Rolle.

Verkauf in den USA 2006 eingestellt

Ein Achtzylinder wurde 2003 nachgeschoben, aber der US-Markt reagierte nicht gerade enthusiastisch. Nur 3.500 Exemplare wurden dort verkauft, weshalb der Export in die Staaten schon 2006 wieder eingestellt wurde.

Dem bärenstarken V10-Diesel war nur ein kurzes Leben beschieden.

Dem bärenstarken V10-Diesel war nur ein kurzes Leben beschieden.

Für Europa brachte VW ab 2003 den Phaeton mit Diesel. Ein als "Heldenmotor" titulierter V10 mit 5,0 Litern Hubraum sollte zeigen, dass VW auch bei den Selbstzündern das Maß aller Dinge ist. Der 230 kW/313 PS-starke Motor stellte mit 750 Newtonmetern damals eine Bestmarke in Sachen Drehmoment auf, litt aber unter seinen schlechten Abgaswerten. Mehr als Euro 3 war nicht drin, weshalb die Wolfsburger den Helden nach nur vier Jahren Bauzeit in den Ruhestand schickten. Alternativ gab es ab 2004 auch einen bürgerlichen V6-Diesel, der sich in Deutschland als Wahl der Vernunft herausstellte. Die vielen günstigen Leasingangebote für gebrauchte Phaeton beziehen sich jedenfalls fast ausschließlich auf diesen Motor.

Im Rahmen seiner achtjährigen Bauzeit wurde der Phaeton bislang dreimal überarbeitet. Während die ersten beiden Maßnahmen als normales Facelift durchgingen, präsentierte VW die Limousine in diesem April als neuen Phaeton. Ein Blick auf die Karosserie zeigt aber: Der Neue ist der Alte, nur besser geschminkt und aktualisiert, was die Assistenzsysteme angeht. Eine echte Neuauflage lässt auf sich warten. Ebenso wie der Erfolg. Neuerdings scheinen allerdings die Chinesen den Phaeton zu mögen. So gesehen wird er dann vielleicht ein großer Volkswagen für eine große Volksrepublik.

Die Autos der Dekade:
 

In dieser Serie stellen wir Ihnen die bedeutendsten Autos des nun zu Ende gehenden Jahrzehnts vor. Die wichtigsten, spektakulärsten und prägendsten Automobile zwischen 2000 und 2010 -  Die Autos der Dekade.

Toyota Prius - Prototyp des Klimafreundes

Hyundai i30 - Der koreanische Emporkömmling

Dacia Logan - Der Preisbrecher

Opel Insignia - Neustart einer Marke

Nissan Leaf - Ein Stück Zukunft

Tata Nano - Der indische Volkswagen
 

 

Quelle: ntv.de, sp-x

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