Mehr Komfort für den Trafic Lieferanten sollen es bei Renault schön haben
20.06.2014, 10:47 Uhr
Mit neuer Ausstrahlung und neuem Innenraum soll der Renault Trafic nicht nur in Deutschland die Kundschaft locken.
(Foto: Renault)
Auch wenn das Pkw-Geschäft für Renault in Deutschland erst wieder leicht anzieht, behaupten die Franzosen die Position des größten Nutzfahrzeug-Produzenten Europas. Zwei wichtige Modelle werden jetzt erneuert - der Trafic und der Master.

Für den Renault Trafic gibt es 1,6-Liter-Dieselmotoren zwischen 90 und 140 PS Leistung.
(Foto: A.B.)
Nicht nur Größenzuwachs, sondern auch mehr Komfort soll den Kunden angeboten werden. Das Frachtabteil des Kastenwagens wuchs um genau 210 Millimeter. Nachdem Renault den ersten Trafic 1980 auf den Markt gebracht hatte, wurde die aktuelle Generation wie schon die vorangegangene gemeinsam mit Kooperationspartner Opel entwickelt. Während die Rüsselsheimer für sich in Anspruch nehmen, die Optik des Kleinlasters wesentlich bestimmt zu haben (wie etwa die sichelförmige Blechfalte an der Seite, die auch anderen Opel-Modellen zu Eigen ist), darf Renault sich für die Motorisierung und die Cockpitgestaltung auf die Schulter klopfen.
Rund 1,6 Millionen Trafic konnte Renault seit Produktionsbeginn absetzen, damit gehört das Fahrzeug zu den erfolgreichsten seiner Klasse weltweit. Das Nutzfahrzeug-Geschäft ist derzeit im Umbruch begriffen, denn während in Europa ein leichter Rückgang zu verzeichnen ist, hat zum Beispiel Lateinamerika zuletzt einen Zuwachs von fünf Prozent hingelegt. Das robuste und selbstbewusste Design des Trafic soll das Fahrzeug noch fester im Straßenbild und in den Köpfen potenzieller Kunden verankern. Mit den fast bis in die A-Säule hinauf reichenden Scheinwerfergläsern zieht der Mini-Frachter tatsächlich die Blicke auf sich.
Auch beladen recht temperamentvoll

Selbst mit 450 Kilogramm Ladung hängt der Renault Trafic gut am Gas und vermittelt einen munteren Eindruck.
(Foto: A.B.)
Selbstständige, Logistik-Firmen, Handwerker, Händler oder Service-Unternehmen schätzen vor allem die Vielfalt der Variationen, die nicht nur für ihr Transportgut, sondern auch für das nutzende Personal geboten werden. Deshalb gibt es den Trafic in zwei Längen und zwei Dachhöhen, variabler Zuladung und am Ende in bis zu 270 verschiedenen Karosserie- und Aufbauvarianten. Die Länge variiert zwischen 4,99 und 5,39 Metern, die Dachhöhe zwischen 1,97 und 2,46 Metern. Entsprechend können zwischen 5,2 und 8,6 Kubikmeter Fracht verstaut werden. Alternativ zum Kastenwagen kann auch eine Doppelkabine für fünf oder ein Mini-Bus mit acht Passagier-Plätzen bestellt werden. Die Ladeöffnung am Heck kann man als zweiflügelige Portaltür oder als konventionelle Heckklappe bekommen, an den Seiten gibt es wahlweise ein- oder doppelseitige Schiebetüren mit und ohne Scheibe.
Als Antrieb gibt es nur 1,6-Liter-Motoren, die allesamt aus dem eigenen Haus stammen. Sie umfassen vier Leistungsstufen, von denen zwei mit einfacher und zwei mit doppelter Turboaufladung erreicht werden. Damit wird ein Leistungsband von 90 PS und 115 PS bzw. 120 PS und 140 PS abgedeckt. Die gefahrene 140-PS-Version des Kastenwagens erwies sich in Stadt- und Landbetrieb als erstaunlich munter, zumal das Testfahrzeug unter simulierten Einsatzbedingungen mit 450 Kilogramm zusätzlichem Gewicht beladen war. 340 Newtonmeter Drehmoment (nutzbar ab 1750 Umdrehungen) sorgen dafür, dass der Gewerbler mühelos im Verkehr mitschwimmt und sich auch vor Überholvorgängen nicht zu fürchten braucht. Neu sind eine Start-Stopp-Automatik nebst Schaltempfehlung im Display. Das gefahrene Modell war mit einem manuellen Sechsgang-Getriebe ausgestattet, das eine etwas hakelige Attitüde an den Tag legte, aber sonst nicht weiter unangenehm auffiel. Die vom Bordcomputer ermittelten 7,3 Liter Durchschnittsverbrauch lagen nahe am Herstellerwert (6,5 Liter) und stellen angesichts der Beladungssituation des Testfahrzeugs einen überzeugend wirtschaftlichen Wert dar.
Halterungen für Tablet und Klemmbrett

Ablageflächen gibt es im Renault Trafic reichlich. Nicht alle erfüllen ihren Zweck aber zu 100 Prozent.
(Foto: Renault)
Ringsum im dreisitzigen Cockpit gibt es in der Summe 90 Liter Stau- und Ablageraum. Nicht nur, dass Farbkontraste und Chromapplikationen eine pkw-ähnliche Atmosphäre schaffen sollen, auch die Variabilität des Innenraums spricht für den Trafic. Die Idee vom "mobilen Büro" des Nutzers wird rund um den Fahrerplatz aufgegriffen. Halterungen für Smartphone und/oder Tablet-PC sind ebenso zu bekommen, wie eine Ablage für den Laptop, denn die Lehne des mittleren Beifahrersitzes lässt sich in Fahrtrichtung umklappen und wie eine Schreibtischoberfläche nutzen. Wer lieber traditionell und mit dem Klemmbrett arbeitet, findet auch dafür eine Halterung. Zwölf-Volt-Steckdose und USB-Anschluss sind ebenso verfügbar wie drei verschiedene Navigations- und Entertainment-Lösungen. Die neueste davon ist das "R&Go"-System, das Smartphone oder Tablet mit dem Autoradio verbindet und individuelle Funktionen zum Herunterladen aus dem Internet anbietet.
Wie im baugleichen Opel Vivaro kann man mit dem ausklappbaren Getränkehalter eine Überraschung erleben. Die Aufbewahrungsmulde ist für schlanke Trinkbehälter wie etwa eine 0,5-Liter-Flasche nicht ausgelegt und fällt bei Kurvenfahrt zuverlässig heraus. Das ist nicht unproblematisch, denn eine Flasche kann auch schnell mal unter die Pedale rollen. Statt als Getränkehalter kann man die flache Mulde noch als Aschenbecher verwenden, denn der dafür vorgesehene bedeckelte Plastikbecher passt perfekt hinein.
Der Laderaum fasst jetzt drei Europaletten, was nicht alle Konkurrenzprodukte von Fiat, Peugeot oder Ford von sich behaupten können. Unter dem Beifahrersitz ist eine Luke, die es erlaubt, besonders langes Transportgut vom Laderaum bis vorne durchzuschieben. Bei der Version mit langem Radstand darf dieses Gut bis zu 4,15 Meter Länge aufweisen. Naturgemäß ist es mit der Übersichtlichkeit des fensterlosen Kastenwagens nicht weit her, weshalb sich Renault Gedanken über Abhilfe gemacht hat. Als Lösung wird ein auf der Innenseite der Beifahrersonnenblende angebrachter Weitwinkel-Spiegel angeboten, der das Rangieren erheblich erleichtert. Als Option ist auch eine Rückfahrkamera zu bekommen.
Der große Bruder: Renault Master
Um den Lieferwagen noch attraktiver zu machen, gibt es gegen Aufpreis eine Reihe von Zusatzausstattungen. Damit sind nicht nur Tempomat und Berganfahrhilfe gemeint, sondern auch ein Totwinkel-Assistenten kann man ordern, Reifendruckkontrolle und Regensensor werden angeboten und auch die Freunde eines Lederlenkrades kommen zum Zuge. Selbst ein funkgesteuertes Zugangs- und Startsystem wird offeriert.
Der Helfer für die noch größeren Transport-Bedürfnisse heißt bei Renault Master. Die Bandbreite der möglichen Variationen ist bei ihm weit umfangreicher als beim Trafic, denn es gibt ihn nicht nur in vier Längen und drei Dachhöhen, sondern wahlweise auch als Hecktriebler. Fahrzeuglängen zwischen 5,05 und 6,85 Metern sind möglich, was dem Straßen-Frachter in der Klasse bis 4,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht eine Ladekapazität zwischen acht und 22 Kubikmetern beschert. Der 2,3-Liter-Turbodiesel ist in vier Leistungsstufen zwischen 110 und 163 PS verfügbar. Sein Durchschnittsverbrauch soll je nach Leistungsstufe zwischen 6,9 und 7,8 Litern je 100 Kilometer liegen.
Den Einstiegspreis für den Trafic hat Renault auf 22.130 Euro festgesetzt. Dafür bekommt man den 90-PS-Kastenwagen für 2,7 Tonnen Gesamtgewicht. Der Hersteller ist die Feststellung wichtig, dass sich der Trafic damit gegenüber dem Vorgänger nicht verteuert habe. Mit langem Radstand, hohem Dach und 120 PS-Motor werden 26.130 Euro fällig. Der 9-sitzige Trafic Combi kostet mit 90 PS-Motor 24.450 Euro. Vom Master gibt es eine Sparversion namens "Ecoline" (110 PS) für 19.990 Euro, in der Grundausstattung kostet er 24.360 Euro. Wie bei gewerblich genutzten Fahrzeugen üblich, ist in den vom Hersteller genannten Beträgen die nationale Mehrwertsteuer noch nicht berücksichtig.
Quelle: ntv.de, PS