Die potenteste Form der C-Klasse Mercedes-AMG setzt C 63 unter Druck
25.02.2015, 10:06 Uhr
Für die Leistungsfähigkeit, die sich unter dem Blech eines Mercedes-AMG C 63 S verbirgt, sieht der Bolide fast unscheinbar aus.
(Foto: Holger Preiss)
Mit 40.000 Einheiten ist der C 63 das meistverkaufte AMG-Modell seit 2007. Jetzt präsentieren die Ingenieure aus Affalterbach den Nachfolger und für Dynamiker mit kleinerem Portemonnaie den C 450 AMG 4Matic. Ein Wunschkonzert der Sportlichkeit.
Mit dem AMG GT S hat die Sportwagenschmiede aus Affalterbach erneut einem Mercedes die Krone aufgesetzt und gleichsam einen echten Porsche-911-Jäger ins Rennen geschickt. Allerdings ist nicht jeder Fan von schnellen Autos auch per se Freund eines Zweisitzers. Und wenn doch, könnten persönliche Zwänge verhindern, dass die Entscheidung zugunsten des Boliden mit AMG-Label fällt. Alle, die also Transportbeschränkungen befürchten, sich finanziell nicht überheben oder einfach bei den Kindern punkten wollen, aber dennoch sportlich auf höchstem Niveau bewegen möchten, können jetzt überlegen, ob nicht ein Mercedes AMG C 63 oder ein C 63 S eine Alternative wären.
Der mit dem Mercedes GT tanzt

Wer will, kann es jederzeit aus den Endrohren des des AMG C 63 S brüllen und husten lassen.
(Foto: Holger Preiss)
Ja, der Kenner schnalzt mit der Zunge und weiß, dass es sich hierbei um die potenteste Form einer C-Klasse handelt. Und tatsächlich stammt das Triebwerk unter der Haube mit den markanten Powerdomes aus derselben Familie wie das im GT: ein 4,0-Liter V8 mit 476 PS, der 650 Newtonmeter leistet, sorgt für den Vortrieb im C 63. In der wuchtigeren Version mit dem Zusatz S sind es sogar 510 PS und 700 Newtonmeter Drehmoment, die auf die Hinterachse krachen. Der Achtungsabstand von 33 PS und 50 Newtonmetern mag zu vernachlässigen sein, wäre da nicht das Gesamtpaket. AMG hat dafür gesorgt, dass die Gesamtauslegung beider Modelle recht unterschiedlich ist. So lässt sich die S-Variante über fünf Fahrmodi deutlich heftiger Richtung Rennstrecke bewegen. Spätestens, wenn die Wahl auf das Sport-Plus-Programm fällt, wird der C 63 S nämlich zum Klassenkämpfer.
Heiser bellt der Biturbo aus den doppelläufigen Endrohren und die auf den Testwagen gespannten 265er Gummis beißen in den Asphalt. Wer hier nicht an sich halten kann und das Gaspedal mit voller Wucht Richtung Bodenblech bewegt, wird mit der von AMG gewählten Achsverteilung von 33 Prozent vorn und 67 Prozent hinten konfrontiert. Jetzt fängt der C 63 S an zu schwänzeln und das Heck auszutreiben. Er macht eben das, was man von einem echten AMG erwartet. Aber selbst in diesen Momenten bleibt der bissige und bisweilen etwas ruppige Stuttgarter erstaunlich gutmütig. Die Elektronik ist trotz aller Schärfe so konfiguriert, dass kleine Fahrfehler nicht zum Ritt in den Straßengraben führen. Dafür sorgen auch die Fahrwerks- und Achskomponenten, die von AMG so angepasst wurden, dass sie problemlos auch dem Rundkurs standhalten.
Wenn die V8-Hymne gesungen wird
Wer dort fährt, lernt das Sportfahrwerk mit 3-stufiger Verstelldämpfung ebenso zu schätzen wie die Bremsanlage, die vorn auf Scheiben mit einem Durchmesser von 360 Millimetern und hinten auf 390 Millimeter beißt. Angenehm schnell legt das automatische 7-Gang-Sportgetriebe die Gänge ein, nachdem es sich binnen Sekunden auf die Fahrweise des Piloten eingestellt hat. Wer im Sport-Plus-Modus unterwegs ist, hat die Steuerung der Drosselklappen ohnehin auf Ton gestellt, so dass jeder Gangwechsel mit einem ganz eigenen Lied unterlegt wird. Von Röhren über Husten bis hin zum heiseren Bellen wird hier die typische V8-Hymne gesungen.
Natürlich will AMG nicht nur durch einen entsprechenden Sound überzeugen. Auch bei den Fahrwerten zeigen sich beide 63er als Affalterbacher Offenbarung: Lediglich 4,0 Sekunden benötigt der S, 0,1 Sekunden mehr sind es bei dem Kleineren, bis die Tempo-100-Marke geknackt ist. Bei 250 km/h wird abgeregelt, aber optional kann in Verbindung mit dem AMG Driver's Package die Öffnung bis Tempo 290 erfolgen. Wer so unterwegs ist, darf nicht erwarten, dass die auf dem Prüfstand ermittelten Verbrauchswerte von 8,2 Litern irgendwann auf der Matrix erscheinen. Aber auch im Normalbetrieb ist ein Leistungsmonster wie der V8-Biturbo, der selbstredend die Euro-6-Norm erfüllt, kein Kostverächter. Abseits der Rennstrecke standen nach flotter Fahrt auf kurvenreicher Bergstrecke zwischen 12,0 und 16,0 Liter auf der Uhr. Das hört sich gewaltig an, lässt sich aber mit leichtem Gasfuß deutlich reduzieren. Ob es allerdings gelingt, den zweistelligen Bereich zu verlassen, darf bezweifelt werden.
Die C 63 Alternative heißt C 450 AMG
Letztlich sind beide AMG-Varianten aber etwas für den sportlichen Fahrer, dessen Kompromissbereitschaft eben nicht nur beim Verbrauch, sondern auch beim Komfort liegen muss. Denn selbst in der gleichnamigen Einstellung bleibt die Federung straff und Querfugen und Schlaglöcher werden den Insassen deutlich angezeigt. Das ist natürlich auch Rädern und Bereifung geschuldet. Im Normalfall geht der C 63 mit titangrau lackierten und glanzgedrehten 18-Zöllern auf die Reise, die vorn mit 245er- und hinten mit 265er-Decken bespannt sind. Beim C 63 S sind es optisch noch imposantere 19-Zoll-Räder, die den Marsch über schlechte Straßen dann auch hörbar ins Auto übertragen. Wer geräuschärmer, nicht ganz so sportlich und auch noch wesentlich preiswerter in die AMG-Welt eintauchen möchte, dem könnte der C 450 AMG 4Matic eine Alternative bieten.
Für unter 60.000 Euro wird der C 450 AMG von einem 367 PS leistenden 3,0-Liter-V6-Biturbomotor mit 520 Newtonmetern Drehmoment befeuert, der seine Basis im C 400 hat und wie dieser mit permanentem Allradantrieb ausgestattet ist. Die Fahrwerkstechnologie stammt hingegen vom AMG C 63, an dessen Fahrdynamik sich der Einsteiger auch orientiert. Ebenso bei der Applikation von Motor- und Getriebesteuerung spürt der Fahrer die DNA des C 63, wobei alles ein wenig verhaltener zugeht. Das Bellen des V8 ist hier eher ein heiseres Fauchen. Wie bei den großen Brüdern stehen hier die Fahr-Modi "Eco", "Comfort", "Sport" und "Sport Plus" sowie "Individual" zur Verfügung, die Fahrwerk, Lenkung und Antriebstrang wunschgemäß an die Bedürfnisse des Piloten und die Strecke anpassen.
Selbstredend ist auch hier das "Sport Plus"-Programm die erste Wahl für Dynamiker, die das Blut ab und an in Wallungen bringen wollen. Wer hier den Pin richtig ins Blech bügelt, um an der nächsten Kurve einzubremsen, erlebt beim Zurückschalten der 7-Gang-Sportautomatik eine Zwischengasfunktionen und das "Auspuffbrabbeln" im Schubbetrieb. Der Druck auf die Hinterachse und das typisch sportlich ausbrechende Heck weichen allerdings mit Hilfe der 4Matic einer linientreuen Straßenlage, die bei aller Agilität, die der C 450 AMG an den Tag legt, ein gerütteltes Maß an Sicherheit vermittelt. Maßstäbe setzt der V6 nach dem Eingriff durch die AMG-Ingenieure beim Blick auf die Fahrleistungen: Die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h erfolgt in 4,9 Sekunden. Das Ende der Fahnenstange liegt hier ebenfalls bei 250 km/h. Beim Verbrauch weist das Datenblatt 7,6 Liter im Drittelmix aus. Aber auch für einen V6 gilt: Will man ihn sportlich bewegen, muss man mit mehr rechnen. Im ersten Testbetrieb wies der Bordcomputer 12,2 Liter aus. Allerdings sollte sich beim C 450 AMG der Verbrauch in den einstelligen Bereich drücken lassen.
Innen wie die Großen
Auch im Innenraum hat sich der C 450 AMG ein Beispiel an seinen großen Brüdern genommen. Sportsitze mit AMG-spezifischer Sitzgrafik und ausgeprägtem Seitenhalt laden auch zu Langstreckenfahrten ein und stützen die Passagiere bei dynamischer Kurvenhatz. Das Handling erfolgt über das Multifunktions-Sportlenkrad im 3-Speichen-Design mit unten abgeflachtem Lenkradkranz. Auch kleine Details wie die Kontrastziernähte in Rot, der geprägte Griffbereich sowie die Lenkradschaltpaddles und die Lenkradblende in Silberchrom unterstützen die sportliche Optik. Im typischen AMG-Stil präsentiert sich auch das Kombiinstrument: Ziffernblätter im "Chequered Flag"-Design, rote Zeiger, die eine 280-km/h-Tachoskala umlaufen und eine spezifische Typografie sorgen für Label-Treue.
Wer bereits jetzt für den C 450 AMG 4Matic brennt, muss sich noch einen Moment gedulden. Die Markteinführung Limousine und T-Modell beginnt erst Mitte des Jahres. Für potenzielle Käufer des AMG C 63 und C 63 S startet der Verkauf für die Limousine bereits im Februar, das T-Modell kann ab April bei den Händlern abgeholt werden. Zu welchen Preisen hat Mercedes allerdings noch nicht bekannt gegeben. Die C 63 Limousine dürfte aber bei knapp 80.000 Euro einsteigen.
Quelle: ntv.de