Stuttgarter Feintuning Mercedes CLA - geliftet zum DFB-Pokalfinale
23.05.2016, 09:19 Uhr
In der Front sind der Diamantgrill und die Chromleiste am unteren Ende des Stoßfängers des CLA Shooting Brake neu.
(Foto: Holger Preiss)
Im Modellfeuerwerk der Stuttgarter ist das Facelift des CLA und des CLA Shooting Brake fast untergegangen. Deshalb hat sich n-tv.de den Kombi zum Test kommen lassen, um auf der Fahrt zum DFB-Pokalfinale herauszufinden, was sich geändert hat.

Der CLA Shooting Brake ist einer der schnittigsten Kombis auf dem Markt, aber er hat auch seinen Preis.
(Foto: Holger Preiss)
Zwischen den ganzen Neuvorstellungen rund um die Mercedes Cabrios in diesem Jahr ist das Facelift des CLA und des CLA Shooting Brake fast ein wenig untergegangen. Da muss man mit einem solchen Fahrzeug schon zum DFB-Pokalfinale nach Berlin fahren. Feuerrot könnte man dem Fahrer eine Leidenschaft für den FC Bayern München unterstellen. Ob das so ist oder nicht, lassen wir mal dahingestellt und geben der Fairness und dem Spiel der "Giganten" den Vorzug. Zwar gibt es in der Farbpalette des CLA die Farbe Gelb nicht, aber auch Dortmundfans könnten sich für die Modellverfeinerungen des neuen Kompaktsportlers aus Stuttgart begeistern.
Zugegeben, diese sanften Verschönerungen sind selten ein echter Kracher, halten die Fahrzeuge aber frisch und überraschen an der einen oder anderen Stelle mit Neuheiten, die der geneigte Autofahrer auf den ersten Blick gar nicht wahrnimmt. So haben alle Modelle jetzt serienmäßig einen schwarzen Diamantgrill. Die Spoilerlippe am vorderen Stoßfänger ziert eine Spange in Silber, Chrom oder Schwarz. Am Heck gibt es ab der Ausstattunsglinie Urban ebenfalls eine Zierleiste in Chrome oder Schwarz zwischen den trapezförmigen Endrohrblenden. Wie gesagt, diese Maßnahmen sind fast unscheinbar, schärfen die Optik des CLA auf eine sehr subtile Art und Weise.

Der neue 8 Zoll große Monitor im CLA ist flacher und lässt sich dank eines neuen Deckglases besser ablesen.
(Foto: Holger Preiss)
Ebenso dezent und nicht minder wirkungsvoll sind die Änderungen im Interieur des schnittigen Schwaben. Hier werden die Bedienelemente ebenfalls durch Chromeinfassungen aufgewertet. Ein Hingucker ist im Sinne des Wortes das deutlich schlankere über der Mittelkonsole freistehende 8 Zoll große Mediadisplay. Das Pokalfinalspiel kann man zwar nicht darauf gucken, aber dank des neuen Deckglases lassen sich jetzt auch bei widrigen Lichtverhältnissen alle anderen Daten besser ablesen. Wer die schon erwähnte Ausstattunsglinie Urban wählt, hat dieses Highlight im Übrigen für 1642 Euro mitgekauft. In dem Preis ist aber nicht nur der TFT enthalten, sondern auch ein Komfortfahrwerk mit Tieferlegung, eine verstellbare Mittelarmlehne, Innenhimmel in Schwarz, Lederlenkrad mit Multifunktionstasten und das Sitzkomfortpaket.
Per se auf Sport gebürstet
Der CLA ist optische - und auch das passt zum DFB-Pokalfinale - auf Sport gebürstet. Dazu gehören eben auch die geschalten Integralsitze, in die der Pilot tief eintaucht und einen Hauch von Rennstrecke einatmet. Wie sportlich es zur Sache geht, hängt natürlich immer von der Motorisierung ab. Mit dem Facelift bietet Daimler für den CLA und den Shooting Brake einen neuen Einstiegsdiesel, der aus 1,5 Litern Hubraum 109 PS schöpft und ordentliche 260 Newtonmeter generiert.
Auch dieses Triebwerk macht den Stuttgarter bei aller optischer Raffinesse nicht zu einem Probanden für den Nürburgring. Vielmehr steht hier ab 32.130 Euro ein Auto der Vernunft auf der Straße. Für den Handschalter weist das Datenblatt einen Durchschnittsverbrauch von 3,5 Liter über 100 Kilometer und ein CO2-Emission von 89 g/km aus. Wie sich das fahrtechnisch anfühlt, kann an dieser Stelle nur gemutmaßt werden, aber mit einer Spitzengeschwindigkeit von Tempo 190 und einer Beschleunigung von 11,6 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h wird hier nicht der Asphalt aus der Straße gebrannt.
Das schafft auch der CLA 200 d nicht, der zum Test bei n-tv.de vorfuhr, aber er fühlt sich deutlich sportlicher an als der kleine Bruder mit der Kennung 180 d. Für knapp 2500 Euro mehr gibt es hier 136 PS, die von einem 2,1 Liter Vierzylinder zur Verfügung gestellt werden. Satte 300 Newtonmeter werden über eine nicht wirklich knackige, aber recht präzise zu führende manuelle Sechsgangschaltung an die Vorderräder weitergereicht. Wer es mit einem Kickdown provoziert und den Fahrmodischalter zuvor auf Sport gestellt hat, der kann schon mal ein wenig Gummi versengen. Insgesamt verteilt sich die Kraft aber sehr gleichmäßig, was für einen flotten Ampelstart ohne unnötigen Verzug sorgt. Am Ende wird die Zeit bei 9,5 Sekunden gestoppt, wenn die rote Tachonadel an der 100 vorbeieilt und durch den Gasfuß provoziert bis an die 220 im Rundinstrument wandert.
Wer gerne sportlich unterwegs ist und jetzt mit der Sieben-Gang-Automatik liebäugelt, der sei sich bewusst, dass er für 4200 Euro mehr zwar Komfort gewinnt, aber Zeit verliert. Für den Sprint auf Tempo 100 benötigt man 0,2 Sekunden mehr – zugegeben eine nicht nennenswerte Größe –, aber in der Endgeschwindigkeit verliert man 5 km/h. Abgesehen vom Rausch der Geschwindigkeit, kann man sich noch an einem anderen Umstand erfreuen: dem Verbrauch. Tatsächlich ließ der Testwagen im Stadtverkehr nicht mehr als 5,8 Liter durch die Schläuche laufen. Angegeben sind 5,2 Liter. Ob im kombinierten Verbrauch dann wirklich nur 3,3 Liter auf der Uhr stehen, darf angezweifelt werden. Ein Wert unter fünf Liter scheint aber realistisch.
Genügsamer Dauerläufer
Anders ist es, wenn man dem Diesel die Sporen gibt und ihn im Dauerlauf über die Autobahn prügelt. Dann stehen schon knapp acht Liter in der Matrix, was auch noch kein Drama ist und den Stuttgarter auch für jede Art der Verlängerung tauglich macht. Auf jeden Fall braucht der Fahrer hier keine Angst zu haben, dass dem Shooting Brake die Puste ausgeht wie einigen Spielern beim Pokalfinale.

Im Normalfall verschwinden 495 Liter im Kofferraum des CLA Shooting Brake. Wer die Rückenlehne umlegt, kann tiefer stapeln, aber nicht hoch.
(Foto: Holger Preiss)
Egal welche Fahrweise man präferiert und wie lange die Fuhre unterwegs ist, erfreulich sind die Reaktionen des Komfort-Fahrwerks. Das ist – wie der Name schon sagt – äußerst komfortabel abgestimmt, bietet aber dank der Tieferlegung auch eine entsprechende Spurtreue bei entsprechenden Querbeschleunigungen in der Kurve. So sind im Zusammenspiel mit den elektronischen Helferlein Unter- und Übersteuern Fremdwörter für den dynamischen Stuttgarter, der als Shooting Brake auch noch einiges wegsteckt. Hinter der Heckklappe verbirgt sich ein Kofferraum, der 495 Liter verschlingt und dessen Zugang sich für 464 Euro auch elektrisch öffnen lässt. Da passen die wichtigen Utensilien fürs Pokalfinale locker rein: Fan-Schal, Fahne, die große Pauke, Zelt, Isomatte und die Wechselsachen.
So üppig das Platzangebot an dieser Stelle ist, so beschränkt ist es in der ersten und zweiten Reihe. Nicht für die Passagiere, die fühlen sich auf dem Sportgestühl, das mit einer ledergleichen Imitation bespannt ist, gut untergebracht und nur große Menschen werden vorn über mangelnde Kopffreiheit klagen. Hinten könnte es schon etwas enger zugehen, aber das soll hier gar nicht bekrittelt werden.
Ablagen muss man extra kaufen
Vielmehr geht es um mangelnde oder zu kleine Ablageflächen. Die Seitentaschen in den Türen fassen maximal 0,75-Liter-Flaschen, das kleine Fach unter der Mittelkonsole, das im Raucherpaket den Aschenbecher mimt, reicht nur für loses Kleingeld und unter der Mittelarmlehne wetteifern unter Umständen der eingebaute Smartphonhalter und die versenkten Kleinteile um Platz. Letztlich ist das aber der Kompromiss, den man eingehen muss, wenn man mit einem derart sportlichen Kombi ums Eck pfeifen will. Wem es dennoch nach weiteren Ablagen gelüstet, der muss erneut in die Tasche greifen. Für 196 Euro gibt es ein Ablagepaket. Darin enthalten ist ein Brillenfach in der Dachbedieneinheit, Ablageboxen unter den Vordersitzen, Netze an Fahrer- und Beifahrerlehne, sowie ein Netz im Fußraum des Copiloten.
Verlieren wir an dieser Stelle noch ein Wort über den Preis. Der Testwagen, ein CLA Shooting Brake 200 d mit manueller Sechsgangschaltung in der Ausstattungslinie Urban, schlägt mit knapp 36.000 Euro zu Buche. Das sind 36.964.000 Euro weniger als Mario Götze den FC Bayern gekostet hat und der darf nicht mal spielen. Kommen jetzt noch Navi, elektrische Heckklappe und elektrisch einklappende Außenspiegel dazu, steht der Preis bei 36.850 Euro. Wer mehr will, zahlt mehr. Natürlich kann die schon erwähnte Automatik gebucht werden.
LED High Performance-Scheinwerfer sind ebenso verfügbar wie Abstandspilot, Distronic. Auch Parkpilot, Rückfahrtkamera und Adaptiver Fernlichtassistent sind zu bekommen. Am Ende ist man schnell bei knapp 46.000 Euro. Aus der Schnäppchen-Region hat man sich also lässig verabschiedet, ist aber in der Komfort-, Sicherheits- und Servicezone angekommen. Und wenn es am Ende zum Vereinswechsel kommt, ist bei einer derartigen Ausstattung auch noch eine erkleckliche Ablöse zu erwarten. Zu bestellen ist der CLA bereits seit April, in den Handel kommt er ab Juli.
Quelle: ntv.de