Sicherheitsgewinn für den Briten Mini Clubman geht auf allen vieren
16.05.2016, 17:23 Uhr
4,25 Meter lang und trotzdem Mini: Der Clubman gibt den Kombi der Kultmarke.
(Foto: Richard Newton)
Wer Mini fahren und gleichzeitig mit Allradantrieb unterwegs sein wollte, hatte in der Vergangenheit nicht viel Auswahl. Doch jetzt gibt es eine Alternative zum Countryman: Der Clubman wird mit einem "ALL4"-Antrieb ausgestattet.

Die beiden Portaltüren machen den Clubman zu einer Ausnahmeerscheinung im Reigen der Mini-Familie.
(Foto: Richard Newton)
Statt einer nach oben schwingenden Heckklappe ist der Mini Clubman nach historischem Vorbild bekanntlich mit nach beiden Seiten öffnenden Portaltüren ausgestattet. So gesehen ist er der einzige Sechstürer im Premium-Kompaktsegment. Außer dem Cooper S mit 192 PS starkem 2-Liter- Vierzylinder wird noch ein Cooper SD ALL4 mit gleich großem Diesel und 192 PS angeboten, der deutlich mehr Durchzugskraft als der Ottomotor entwickelt. Der Vergleich des Drehmoments fällt mit 400 Newtonmetern zu 280 Nm klar zugunsten des Diesels aus. Allerdings kann der Benziner für sich reklamieren, dass er schon bei 1250 Umdrehungen die volle Durchzugskraft zur Verfügung stellt, während der Motor im Clubman SD dazu 500 Kurbelwellen-Rotationen pro Minute mehr braucht. Sein Mindestpreis steht mit 33.500 Euro in der Liste.
Die Modellvarianten One und Cooper, die es für Drei- und Fünftürer- sowie für Cabrio und Clubman sonst noch gibt, sollen nicht mit dem Allradantrieb angeboten werden. Aus Sicht des Herstellers sind es Nordamerika und die Alpenländer, aber auch Skandinavien, die als Verkaufsschwerpunkte in Frage kommen. Gewöhnlich fühlen sich Kunden durch den Traktions- und Sicherheitsgewinn, den der Allradantrieb bietet, veranlasst, sich für ein 4x4-Modell zu entscheiden. Der Mehrpreis gegenüber dem Cooper S mit Frontantrieb beträgt 2000 Euro.
Allradantrieb wiegt 60 Kilogramm

An der Cockpit-Gestaltung brauchte für den ALL4-Clubman nichts geändert zu werden.
(Foto: Richard Newton)
Mehrkosten sind auch an der Tankstelle nicht zu vermeiden, denn je nach Anforderung und Einsatzort muss man mit 0,5 bis ein Liter Mehrverbrauch je 100 Kilometer rechnen. Die werden nicht nur durch den veränderten Rollwiderstand von vier statt zwei angetriebenen Rädern hervor gerufen, sondern vor allem durch ein höheres Fahrzeuggewicht. Die zusätzlichen Bauteile für die Allrad-Ausstattung schlagen mit rund 60 Kilogramm zu buche. So kommt beim Clubman ALL4 mit Benzinmotor und Handschaltung ein Leergewicht von 1450 Kilogramm zustande, beim Diesel, den es nur mit Automatik gibt, sind es 15 Kilogramm mehr.
Da sich der aktuelle Mini und der BMW 2er Active Tourer bekannter Maßen eine Bauplattform teilen, ist es keine Überraschung, dass auch die Varianten mit Allradantrieb große Übereinstimmungen zeigen. Aus Sicht des Herstellers hebt die neue Generation des ALL4-Antriebs sowohl die Effizienz als auch die Sportlichkeit der damit ausgestatteten Fahrzeuge. Das Kraftübertragungssystem des neuesten Clubmans besteht aus einem als Power-Take-Off bezeichneten Winkelgetriebe am Vorderachsgetriebe, einer zweiteiligen Gelenkwelle und einem Hinterachsgetriebe mit einer elektrohydraulisch geregelten Hang-On-Kupplung. Seine Steuerung ist mit der Fahrstabilitätsregelung DSC vernetzt. Dadurch kann die Verteilung des Antriebsmoments zwischen den Vorder- und den Hinterrädern jederzeit blitzschnell und präzise auf die jeweilige Fahrsituation eingestellt werden. ALL4 optimiert nach den Bekundungen der Mini-Verantwortlichen nicht nur die Traktion und Fahrstabilität unter allen Witterungs- und Fahrbahnbedingungen, sondern auch die Agilität beim Beschleunigen und bei dynamischer Kurvenfahrt.
Enormer Fahrspaß – mehr Sicherheit
Letzteres ist im Mini gern und reichlich zu erleben, vor allem die unmittelbare Umsetzung der Lenkbefehle und das damit verbundene Gefühl, sehr nah an der Straße zu sein, sind legendär. Ehrlicher Weise muss man aber auch feststellen, dass die Vorteile des Allradantriebs auf sauberer und trockener Fahrbahn nur unvollkommen darzustellen sind, denn wann tatsächlich Antriebsmoment auf die Hinterräder übertragen wird, merken die Insassen natürlich nicht. Sie freuen sich höchstens über den enormen Fahrspaß, den ein dynamikbegabter Pilot dem Clubman entlocken kann und über den Zugewinn an Beförderungskomfort, den die Passagiere in der zweiten Reihe gegenüber der fünftürigen Mini-Limousine genießen.
Vielleicht trauern aber einige auch der kultigen dritten Seitentür der ersten Clubman-Generation nach. Ihr ward keine Langlebigkeit beschieden, weil sie aus Kostengründen für die Märkte mit Linksverkehr nicht angepasst wurde und wegen des gegenläufigen Öffnungsmechanismus auch noch umständlich zu benutzen war. Die zweiflügelige Portaltür am Heck allerdings, die den Clubman der Vielseitigkeit eines Kombis nahe bringt, ist bekanntlich geblieben.
Bei aller Kultigkeit ist der Mini Clubman ALL4 in einem Punkt ein ganz normales Auto. Fahrfreude mit hoher Längs- und Querdynamik auf der einen sowie Vernunft und Sparsamkeit auf der anderen Seite sind einander ausschließende Werte. Wer sich von den Verbrauchsangaben aus dem NEFZ-Labor nicht allzu weit entfernen will, muss auf vieles, was der Mini bieten kann, verzichten. Da Testfahrten nicht des Verzichts wegen anberaumt werden, kamen für den Diesel-Clubman mit Automatik und Allradantrieb am Ende auch mehr als sieben statt weniger als fünf Liter je 100 Kilometer heraus.
Quelle: ntv.de