Kernkompetenz bleibt Sportlichkeit Porsche-Visionen für die Zukunft
30.09.2015, 15:03 Uhr
Mit der Studie Mission E hat Porsche auf der IAA den wohl weitreichendsten Ausblick auf seine Fahrzeugentwicklung gegeben.
(Foto: Holger Preiss)
Unter Wendelin Wiedeking wollte Porsche hoch hinaus. So hoch, dass bei Übernahmeplänen nicht mal vor VW haltgemacht wurde. Heute will Porsche nachhaltig wachsen und trimmt seine Flotte gleichzeitig auf Effizienz.
Porsche-Designchef Michael Mauer hat ein Problem. Nein keines das mit Dieselmotoren zu tun hat. Er muss dem Nachfolger des "Elfer", der Sportwagen-Ikone schlechthin, seine finalen Linien verpassen. Der seit 2011 gebaute 991 gilt mit Blick auf die Proportionen als Meisterstück. Daher wird Mauer die Abmessungen des intern 992 genannten Carrera auf jeden Fall beibehalten. Dass der Neue deutlich leichter und sparsamer ausfällt, dürfte als Selbstverständlichkeit angesehen werden. Welches Herz in seinem Heck schlägt, zeigte Porsche auf der IAA in Frankfurt. Dort debütiert der 991 II, die modellgepflegte Version des jetzigen Carrera. Auch hier optisch nur dezent an Front und Heck modifiziert, findet die eigentliche Revolution im Motorraum statt. Der 911er verabschiedet sich vom Sauger.

Auf der IAA in Frankfurt debütiert auch der 991 II, die modellgepflegte Version des Carrera.
(Foto: REUTERS)
Grund ist der auch für Porsche immer wichtiger werdende CO2-Flottenausstoß. Zum Einsatz kommen jetzt durch die Bank auf drei Liter Hubraum reduzierte Turbo-Aggregate. Egal, ob es sich dabei um die Basisversion, um S oder GTS handelt. Der intern B6 genannte Boxer-Turbo erhält 20 PS mehr Leistung und 60 Newtonmeter mehr Drehmoment, soll aber zwölf Prozent sparsamer sein. Porsche verspricht über eine Strecke von 100 Kilometer 7,4 Liter.
Carrera, Boxster und Cayman
Doch bevor es soweit ist, soll Gerüchten zufolge eine limitierte Sonderserie des 911-Saugers aufgelegt werden, die sogenannte "Gentlemen's Edition". Auflage: 400 Stück. Sie dürfte schnell zum Spekulationsobjekt werden. Seinen nächsten GT2 will Porsche sogar als Hybrid-Allrad an den Start schicken. Die Technik leitet sich aus dem Le-Mans-Fahrzeug 919 Hybrid und dem 918 Spyder ab. Basis im GT2 könnte der neu entwickelte Turbo-Vierzylinder-Boxer sein. Dass dieser B4 auch in normalen Elfern Verwendung finden soll, wird in der Konzernzentrale derzeit klar mit einem Nein beantwortet. Vorstandschef Matthias Müller favorisiere eine gesunde Abstufung zwischen Carrera, Boxster und Cayman, heißt es aus dem Unternehmen. Schon nächstes Jahr soll in den beiden Einstiegsmodellen von Boxster und Cayman der kleine Boxer arbeiten. Der Hubraum beträgt 2,5 Liter, die Leistung dürfte an die 300 PS heranreichen.

Einen Ausblick auf den kommenden Panamera zeigte Porsche 2012 in Paris mit der Studie Sport Turismo.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die wichtigste Porsche-Neuheit 2016 wird aber die zweite Generation des Panamera (G2) sein. Sie basiert wie gehabt auf dem modularen Standardbaukasten (MSB), den auch Bentley für den nächsten Continental nutzt. Die Karosseriestruktur des Panamera entsteht in Mischbauweise aus Stahl, Aluminium und Magnesium. Ziel der Entwickler ist eine Gewichtsreduzierung beim Gesamtfahrzeug von rund 150 Kilogramm. Unter der Haube stecken die bekannten Aggregate. Als gesetzt gilt zudem eine Kombi-Variante des Panamera, wie sie Porsche 2012 in Paris als Studie unter dem Namen Sport Turismo vorstellte. Das Serienmodell erscheint 2017.
"Pajun" wird es nicht geben
Nur ein mildes Lächeln hat man im Entwicklungszentrum Weissach für eine Baureihe unterhalb des Panamera übrig, der oft als "Pajun" zitiert wird. "Ich müsste mich daran erinnern, wenn ich an solch einem Fahrzeug arbeiten würde", so Designchef Mauer. Ebenso verworfen werden dürfte die Idee eines kompakten SUV unterhalb des Macan. Porsche wäre gezwungen, hier auf die MQB-Architektur im VW-Konzern zurückzugreifen und müsste dann ein noch sportlicheres Modell als den Audi SQ3 auf die Räder stellen. Realistischer sieht es mit einem "Tesla-Gegner" aus. Geplant ist wohl eine kompakte Limousine mit rund 500 Kilometern elektrischer Reichweite. Mit dem Debüt eines solchen Elektroflitzers ist allerdings nicht vor 2018 zu rechnen. Wie ein solcher Stromer aussehen könnte, zeigte Porsche kürzlich auf der IAA mit der Studie Mission E.
Bereits 2017 steht das Debüt der nächsten Cayenne-Baureihe, intern E3 genannt, auf dem Plan. Das SUV nutzt die Architektur MLB evo des Audi Q7, wird wie dieser über 300 Kilogramm leichter, erhält erstmals eine Luftfederung und wird wie sein Ingolstädter Bruder auch als Plug-in-Hybrid angeboten. Aller Voraussicht nach wird Porsche vom Cayenne eine Coupé-Version ableiten. Auf dem Gebiet der Lifestyle-Crossover will man BMW und Mercedes das Feld nicht kampflos überlassen.
Quelle: ntv.de, hpr/sp-x