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Lässige Neuheit von Ducati Scrambler Desert Sled zieht alle Register

Das jüngste Familienmitglied, die Ducati Scrambler Desert Sled, ist die perfekte Kopie eines 40 Jahre alten Erfolgsmodells -  der legendären Yamaha XT 500.

Das jüngste Familienmitglied, die Ducati Scrambler Desert Sled, ist die perfekte Kopie eines 40 Jahre alten Erfolgsmodells - der legendären Yamaha XT 500.

Ducati erweitert das Programm seiner Untermarke Scrambler um ein Lifestyle-Motorrad, das aus dem gewohnten Baukasten fällt: Die Desert Sled greift die Allround-Tugenden der Universalmotorräder des letzten Jahrtausends auf und ist dennoch ein neues Modell.

Schnee an den Stränden der Costa del Sol und eine Ducati im Stil der Ur-Enduro Yamaha XT 500 – undenkbar? Keineswegs, wie die Premiere der knapp 11.000 Euro teuren Ducati Scrambler Desert Sled beweist. Im andalusischen Schneetreiben wirkt die Ducati flüchtig betrachtet wie die Enkelin der legendären XT – purer Zufall, sagen die Italiener, denn abgesehen von der markanten Silhouette mit den hohen Kotflügeln und der zufällig passenden Farbwahl in Weiß-Rot mit goldenen Felgen haben die beiden nichts gemein.

Auch die Scrambler Desert Sled macht optisch auf Retro, technisch ist sie aber von heute.

Auch die Scrambler Desert Sled macht optisch auf Retro, technisch ist sie aber von heute.

Naturgemäß unterschiedlich fällt die Antriebsquelle aus. Während damals ein polternder Einzylinder die Plomben lockerte, arbeitet in der Desert Sled der gleiche kultivierte 803 Kubikzentimeter große 90-Grad-V-Motor wie in allen Scrambler-Modellen. Der luft-ölgekühlte Zweiventiler liefert vernünftige 75 PS bei einem durchzugsfreudigen Drehmoment von 68 Nm bei 5.750 U/min ab und atmet dabei erfreulich knackig durch den doppelläufigen Stummelauspuff. Über das gesamte Drehzahlband zeigt der Desmo-Twin eine hohe Laufkultur bei gleichmäßigem Durchzug, der Antritt könnte jedoch pfeffriger sein – eine weniger progressive Gasgriffübersetzung im ersten Drittel der Öffnung macht das Ansprechverhalten handzahm und butterweich, fast wie bei einem Regenmodus. Ganz ohne Kritik kommt auch das Sechsganggetriebe nicht davon, das mitunter ein wenig hakelig auf Gangwechsel reagiert.

Insgesamt ist die Motorabstimmung aber ziemlich gut dazu angetan, Novizen und Geländeneulingen das Zweirad-Leben leicht zu machen. Die guten Manieren, der prima Durchzug und die kontrollierbare Leistungsabgabe erlauben dem Piloten die volle Konzentration auf das Fahrgeschehen.

Fast alles ist neu

86 Zentimeter Sitzhöhe, 20 Zentimeter Federweg, ein hochgelegter Frontkotflügel sowie das Scheinwerfergitter lassen den Fahrspaß schon erahnen.

86 Zentimeter Sitzhöhe, 20 Zentimeter Federweg, ein hochgelegter Frontkotflügel sowie das Scheinwerfergitter lassen den Fahrspaß schon erahnen.

Um dieses wunschgemäß hinzubekommen, mussten sich die Ducati-Fahrwerksentwickler mächtig ins Zeug legen. Als Ausgangsbasis wählten sie die Scrambler Urban Enduro, die ihre Geländegängigkeit nur im Namen, nicht in der Ausstattung trägt – bis auf Motor, Tank, Schalldämpfer und einige Kleinteile ist an der Desert Sled alles neu: Das offroadtaugliche 19-Zoll-Vorderrad, die Speichenräder, neue Federelemente mit deutlich mehr Federweg, eine 2,5 Zentimeter längere und steifere Schwinge und eine geänderte Rahmen-Motor-Konstruktion – die Desert Sled darf mit Fug und Recht als neues Modell bezeichnet werden.

Als ein Motorrad mit reichlich Hüftspeck wirkt die Desert Sled doch beim Aufsitzen gut beherrschbar. Denn die strammen 86 Zentimeter Sitzhöhe verlieren sich in der sehr soften Abstimmung, und die gelungene Sitzbankkontur sorgt dafür, dass auch Kleinere einen guten Bodenkontakt bekommen. Bequem sitzt es sich auf der fast geraden Sitzbank, nur der Lenker ist eine Spur zu weit vorne. Dessen ungeachtet zeichnet sich die Ducati durch ein stabiles Kurvenverhalten ohne Nervosität aus, das leichtfüßige Handling-Niveau ihrer Scrambler-Geschwister erreicht sie indes nicht. Reichlich defensiv geht die Einscheibenbremse im Vorderrad trotz Vierkolben-Radialzange zu Werke, so dass das ABS nur höchst selten einzugreifen braucht.

Verbindung von Lifestyle und Motorradgenuss

Der Desert Sled ist stärker auf den On/Offroadeinsatz abgestimmt als der Vorgänger Urban Enduro.

Der Desert Sled ist stärker auf den On/Offroadeinsatz abgestimmt als der Vorgänger Urban Enduro.

Abseits befestigter Pfade lässt sich dieses über das Menü im Rundinstrument deaktivieren. Hier erfreut die sehr sanfte, schluckfreudige Fahrwerksauslegung, perfekt für trockene Bachläufe, Schotterpisten und leichtes Gelände. Gut kontrollierbar über den breiten Lenker und mit einer ausgewogenen Gewichtsverteilung lässt sich die Duc selbst von unerfahrenen Enduristen mit viel Spaß durchs Gelände bewegen. Selbst im Sand bewahrt die Scrambler die Contenance, was den neuen Enduroreifen vom Typ Pirelli Scorpion Rally STR mit grobem Profil zuzuschreiben ist.

Mit diesen Fahreigenschaften, aber auch mit praktischen Details wie den abschraubbaren Soziusrasten und dem robusten Motorschutz wird die Ducati ihrem Namen gerecht: Desert Sled, also "Wüstenschlitten", hießen günstige Serienmotorräder mit mehr als 500 Kubikzentimeter Hubraum, die im Amerika der 70er- und 80er-Jahre von verwegenen Burschen mit Stollenreifen, verstärkten Federelementen, Drahtspeichenrädern und Motorschutzplatten in offroadtaugliche Motorräder umgebaut wurden – für den sportlichen Wochenendspaß in den kalifornischen Wüsten.

Ducatis Scrambler Desert Sled ist nichts für Hardcore-Enduristen oder Weltumrunder – sie entführt charmant in die legendäre Zeit, als Motorräder mit unkomplizierter Leichtigkeit lässig durch die Stadt und über Land zu bewegen waren. Sie verkörpert den Geist der Ur-Enduro und sieht zufälligerweise auch noch so aus, dazu taugt sie als Beweis, dass Lifestyle und Motorradgenuss Hand in Hand gehen können – auch wenn der Preis dafür mit 10.990 Euro ziemlich gesalzen ist.

Quelle: ntv.de, sni/sp-x

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