Auto

VW war auch ein Glücksgriff Skoda feiert silberne Hochzeit

Den Anfang macht der Felicia. Heute glänzt Skoda mit Fahrzeugen wie dem Superb weltweit.

Den Anfang macht der Felicia. Heute glänzt Skoda mit Fahrzeugen wie dem Superb weltweit.

Heutzutage halten nur noch die wenigsten Ehen 25 Jahre. Häufig stehen sie schon viel früher vor dem Aus. Nicht so die zwischen Skoda und VW. Doch als die beiden sich das Jawort gaben, ahnte keiner, wie erfolgreich diese Beziehung wird.

Heute ist der Skoda 1000 MB Kult. Damals war er ein Ostblock-Auto mit Heckantrieb.

Heute ist der Skoda 1000 MB Kult. Damals war er ein Ostblock-Auto mit Heckantrieb.

Als Volkswagen vor 25 Jahren beim Autobauer Skoda einstieg, ahnte kaum jemand, was für ein Erfolg sich innerhalb weniger Jahre einstellen würde. Verknüpfte man doch die Autos aus Tschechien bis dahin mit kompakten Heckmotor-Limousinen mit hoher Rostanfälligkeit. Heute steht Skoda für Autos mit VW-Technik und Preisvorteil. Doch auch diesen Stempel versucht die Marke gerade loszuwerden.

Auf den Weg gebracht wurde die Marke aber tatsächlich von den Wolfsburgern. Seit einem Vierteljahrhundert gehört die tschechische Marke zum VW Konzern. Am 16. April 1991 trat die Vereinbarung in Kraft, die für die bis dahin weltweit kaum bekannte Marke Skoda zum Glücksfall werden sollte: Im Zuge der Privatisierung tschechoslowakischer Staatsbetriebe wurde Skoda an Volkswagen verkauft. Schrittweise stockte der Konzern seinen Anteil auf, bis zur 100-prozentigen Übernahme im Jahr 2000. Interesse an dem in der Pionierzeit des Automobils Ende 1895 als "Laurin & Klement" gegründeten Automobilhersteller hatten Anfang der 1990er-Jahre einige.

BMW und Renault wollten Skoda

Mit dem Skoda Favorit hatten die Tschechen 1987 bewiesen, dass man auch im Osten Autos bauen kann.

Mit dem Skoda Favorit hatten die Tschechen 1987 bewiesen, dass man auch im Osten Autos bauen kann.

Noch vor VW bekundeten BMW und Renault ihr Interesse. Gegen Renault sprach, dass Skoda als eigenständige Marke untergegangen wäre, sagte der damalige Ministerpräsident des tschechischen Teilstaats, Petr Pithart, in einem Interview. Angesichts antideutscher Ressentiments war der Zuschlag für VW für den Christdemokraten eine gewagte Entscheidung: "Es war politischer Selbstmord", sagte Pithart heute unverblümt. Für Skoda und letztlich auch für die tschechische Belegschaft war es ein Glücksgriff.

Das Produktionsvolumen lag damals bei weniger als 200.000 Fahrzeugen pro Jahr, die Modellpalette bestand aus zwei Modellreihen, einem Heckmotormodell und dem 1987 vorgestellten Kompaktwagen Favorit mit Frontmotor. Ein Manager einer großen US-amerikanischen Automarke soll angesichts der damals 21.000 Beschäftigten nur trocken bemerkt haben: "Das machen wir mit 4000 Leuten." Ein Vierteljahrhundert später sprechen die Zahlen für sich: 1,06 Millionen Fahrzeuge hat Skoda 2015 ausgeliefert, in sechs Modellreihen stehen mehr als 40 Varianten zur Wahl. Zwischen 1991 und März 2016 sind laut Skoda mehr als 300 Milliarden tschechische Kronen (rund elf Milliarden Euro) in neue Modelle, Forschung und Entwicklung sowie in die Erweiterung der Produktionskapazitäten geflossen.

China wird Hauptmarkt

Mit dem Felicia hielt die VW-Technik Einzug in die in Mlada Boleslav gebauten Fahrzeuge.

Mit dem Felicia hielt die VW-Technik Einzug in die in Mlada Boleslav gebauten Fahrzeuge.

Dabei verkaufen die Tschechen unterdessen mehr als 90 Prozent der Produktion außerhalb ihres Heimatmarktes. Am stärksten nachgefragt sind die Modelle seit einigen Jahren in China. Allein im vergangenen Jahr wurden im Reich der Mitte gut 280.000 Fahrzeuge verkauft. Deutschland stellt mit knapp 160.000 Auslieferungen 2015 den zweitgrößten Markt. Die doch sehr kritischen deutschen Autokäufer eroberten die Tschechen vor allem in den letzten Jahren im Sturm. Kein anderer Importeur verkauft hierzulande mehr Autos als Skoda. Seit sieben Jahren ist die Marke Spitzenreiter unter den Importeuren, derzeit mit einem Marktanteil von 5,6 Prozent.

Das Pfund, mit dem Skoda wuchern kann, sind zum einen die solide Technik aus dem Konzern-Regal, zum anderen die eigenständigen Modelle zu kühl kalkulierten Preisen. Eine Kombination, die nicht nur hierzulande die Kunden überzeugt. Dabei haben es die Tschechen besser als die Schwestermarke Seat geschafft, eigene Qualitäten zu etablieren und in den Vordergrund zu spielen. Man denke nur an den Claim "Simply Clever".

Zwar sind die Skoda-Modelle für VW mittlerweile zu einer scharfen Konkurrenz aus dem eigenen Hause geworden - man muss schon suchen, um bei der neusten Skoda-Generation noch Qualitätsunterschiede zum jeweils vergleichbaren VW-Modell zu finden. Andererseits ergänzen sich die beiden Marken perfekt: Während VW Milliarden in neue Assistenzsysteme steckt und mit vielen Komfort-Extras nach Höherem strebt, holt Skoda all die Kunden ab, die mit spitzerem Bleistift rechnen und den eigentlichen Volks-Wagen suchen.

Erfolgreich wie nie

Passend zum 25-jährigen Jubiläum ist die tschechische Automarke erfolgreich wie nie: Mit dem besten ersten Quartal und dem stärksten Einzelmonat seiner 121-jährigen Unternehmensgeschichte unterstreicht der Autobauer seinen Wachstumskurs. Im März wurden mit 106.300 Einheiten weltweit mehr Fahrzeuge an Kunden verkauft als je zuvor in einem Kalendermonat.

Der Erfolg gibt Skoda Freiheiten, sich weiter zu emanzipieren. Wenigstens beim Design. Das zeigt nämlich seit dem neuen Octavia mehr Ecken und Kanten. Auch die unter Designchef Jozef Kaban kürzlich präsentierte Studie "Vision S" glänzt durch selbstbewusste Formen und ein Format oberhalb des VW Tiguan. Das Konzeptfahrzeug gibt einen Ausblick auf das neue SUV oberhalb des kompakten Yeti, das zum Jahreswechsel Einzug in die Modellfamilie halten wird und das moderne Gesicht der Marke weiter prägen soll.

Quelle: ntv.de, hpr/sp-x

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