Wilde Spekulationen Stehen Mercedes-Taxis vor dem Aus?
04.03.2022, 10:15 Uhr
Nach einem Bericht der "Wirtschaftswoche" will sich Mercedes mit der E-Klasse aus dem Taxi-Geschäft zurückziehen.
(Foto: Mercedes)
Seit rund vier Jahrzehnten prägt die Mercedes E-Klasse unser Bild vom typischen Taxi. Nun kündigt sich eine Zäsur an. Spekulationen zufolge gibt es interne Pläne, mit dem Modellwechsel im Jahr 2023 keine Taxi-Varianten mehr anzubieten.
Mercedes-Taxis im Format der E-Klasse haben über Jahrzehnte das Straßenbild der Republik geprägt. Das könnte in absehbarer Zeit vorbei sein: Die Stuttgarter wollen die Taxi-Variante der E-Klasse mit dem Modellwechsel im kommenden Jahr einstellen, wie die "Wirtschaftswoche" unter Bezug auf konzerninterne Schreiben berichtet. Auch die Ausführung der B-Klasse als Taxi soll es demnach ab 2023 nicht mehr geben.
Anders als die "Wirtschaftswoche" stellt es der Mercedes-Benz Vertrieb Deutschland (MBVD) dar, der in Berlin das Taxi-Geschäft betreibt. Nach dessen Aussage, befinde man sich derzeit in einer Sanierungsphase für ein neues Mercedes-Benz-Pkw-Taximodell der E- und B-Klasse. Eine Entscheidung, so der Vertrieb, gegen die Fortführung dieser beiden Baureihen nach einem Modellwechsel sei aber noch nicht gefallen.
Angeheizt werden die Spekulationen über ein Aus der Mercedes-Taxis allerdings durch die Aussage eine Branchenkenners gegenüber dem Magazin "taxi heute". Dem sei, so das Magazin, hinter vorgehaltener Hand mitgeteilt worden, dass den Taxiverkäufern bereits "ein Angebot für einen Arbeitsplatzwechsel oder ein Abfindungsangebot unterbreitet worden sind". Hinzu komme, dass der bisherige Taxi-Entwickler, Alexander Kämmler, seit einigen Monaten an anderer Stelle im Unternehmen tätig und die Taxi-Entwicklung damit verwaist sei. Bestätigen ließen sich die Annahme laut "taxi heute" aber nicht.
Eine 100-jährige Tradition
Mercedes hat eine über 100-jährige Taxi-Historie. Spätestens Mitte der 1930er-Jahre erarbeiteten sich die Schwaben mit taxigerechten Ausstattungen, guten Konditionen und kurzen Lieferzeiten eine dominante Stellung auf dem deutschen Taxi-Markt. Die Kunden waren angetan vom Komfort, der Ausstattung und der Bequemlichkeit der Fahrzeuge, die Fahrer lobten freundliche Werkstätten und robuste Technik.
Mit dem Strich-Acht-Modell - erstmals im typischen Farbton "Hellelfenbein" - trat in den späten 1960er-Jahren das prototypische Taxi, wie wir es heute kennen, auf den Plan. Ein Bild, das kurze Zeit später der W 123 verfestigte, auf den 1984 die erste E-Klasse folgte. Eine Delle in der Mercedes-Begeisterung der deutschen Taxi-Unternehmen gab es allerdings mit der Einführung der Baureihe 211 im Frühjahr 2002. Deren elektrohydraulische Hightech-Bremse SBC funktionierte zu Beginn nicht nur im fordernden Taxi-Einsatz schlecht, sondern schädigte auch darüber hinaus das Image der gesamten Baureihe.
Das SBC-Desaster war nur einer der Gründe, die zu mehr Vielfalt auf dem Taxi-Markt führte. So waren fortan auch kleinere Modelle wie die A-Klasse oder größere als die V-Klasse gefragt. Und auch andere Hersteller drängten stärker auf den Markt, etwa VW mit seinen Erdgasmodellen oder Toyota mit dem hybriden Prius. Nach dem E-Klasse-Aus dürfte das Angebot noch bunter werden.
Quelle: ntv.de, hpr/sp-x