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Skoda emanzipiert sich Superb fährt mit Passat auf Augenhöhe

Er sieht schnittig aus, der neue Skoda Superb. Leider hält das Interieur nicht, was das Exterieure verspricht.

Er sieht schnittig aus, der neue Skoda Superb. Leider hält das Interieur nicht, was das Exterieure verspricht.

Der Skoda Superb galt bislang als preisgünstige, wenn auch biedere Alternative zum VW Passat. Das Biedere weicht nun einer attraktiven Form und modernen Technologien. Auch der Preise bleiben günstig - solange man den Wolfsburger-Konzernbruder zum Maßstab nimmt.

Skoda darf sich von der VW-Konzernmutter emanzipieren und mehr Selbstbewusstsein an den Tag legen. Dazu steht das mehr oder wenige komplette Angebot des konzerneigenen modularen Querbaukastens mit modernen Motoren, aktuellem Infotainment und jeder Menge Assistenzsystemen zur Verfügung, das die Skoda-Macher nun für den neuen Superb nutzten. Die ab Mitte Juni erhältliche dritte Generation der Mittelklasselimousine bittet mit großzügigen Platzverhältnissen und vor allem ansprechendem Design nicht nur die Wettbewerber wie Opel Insignia oder Ford Mondeo zum Tanz, sondern könnte auch in der Passat-Familie wildern. Das Skoda-Flaggschiff kostet in Verbindung mit dem 125 PS starken 1,4-Liter-Benzinmotor ab 24.590 Euro.

Außen selbstbewusst, innen verhalten

Keine extrem abfallende Dachlinie stört die Kopffreiheit der Fondpassagiere.

Keine extrem abfallende Dachlinie stört die Kopffreiheit der Fondpassagiere.

Der Limousine mangelt es im Gegensatz zu den zwei vorherigen Generationen nicht an gestalterischem Selbstbewusstsein. Mit ihrer breiten Front samt großem Kühlergrill, den auffälligen Scheinwerfern sowie den markanten Falzen auf der Motorhaube legt sie einen stilsicheren Auftritt hin. Was sich nicht zuletzt am Heck beweist. Hier ist die große Klappe nun einteilig gefertigt, das wirkt deutlich eleganter als zuvor. Insgesamt gibt sich das Fahrzeug deutlich erwachsener und bleibt - nicht unwichtig für die doch eher konservative Klientel - der klassischen Limousinenlinie treu. Keine modische, stark abfallende Dachlinie schränkt die Kopffreiheit im Fond ein.

Im Innenraum gingen die Kreativen dagegen viel weniger mutig zu Werke. Die Anordnung der Instrumente sowie des Displays erfolgt nach bekannten und vertrauten Vorgaben. Digitaler Tacho oder andere Spielereien gibt es nicht. Aber dafür zählt eine ganz andere Tugend, die bislang schon zu den Kerneigenschaften des Tschechen zählte und auch bei der Neuauflage wieder Berücksichtigung fand: Platz, Platz und noch mehr Platz.

Mehr Platz als im Passat

Platz, Platz, Platz: 625 Liter verschwinden im Kofferraum. Wer die Rücklehne umlegt, bringt es auf 1760 Liter bei leicht ansteigender Ladefläche.

Platz, Platz, Platz: 625 Liter verschwinden im Kofferraum. Wer die Rücklehne umlegt, bringt es auf 1760 Liter bei leicht ansteigender Ladefläche.

Zwar nutzen der VW Passat und Skoda Superb die gleiche Plattform, allerdings wurde sie für ihren Einsatz beim tschechischen Flaggschiff modifiziert. Der Radstand beträgt hier 2,84 Meter: Das sind 8 Zentimeter mehr als noch beim Vorgängermodell und immerhin 5 Zentimeter mehr als beim Passat. Dazu kommen Zugewinne in der Breite von  4 Zentimetern sowie in der Länge, die um 3 Zentimeter zulegt, so dass die 4,86 Meter lange Limousine reichlich Bewegungsspielraum für die Insassen bietet. Auch das Kofferraumvolumen von 625 Litern ist beachtlich. Wer die Rückbank umlegt, bringt es sogar auf 1760 Liter. Das Gepäckabteil ist so tief, dass es lange Arme braucht, will man seine Koffer aus den Untiefen des Schlunds herausangeln. Schade nur, dass beim Umklappen der Rücksitzlehnen eine Stufe entsteht. Gute Idee hingegen: Hat man den optional umklappbaren Beifahrersitz geordert, lassen sich sogar Gegenstände bis 3,10 Meter Länge verstauen. Nicht schlecht für eine Limousine.

Die Möglichkeiten des modularen Querbaukastens zeigen sich auch an anderen Stellen. So hat sich im neuen Superb im Vergleich zum Vorgänger der Elektronikanteil fast verdoppelt. Assistenzsysteme sind wie moderne Navigations- und Soundsysteme allerdings fast nur gegen Aufpreis erhältlich. Eine Skoda eigene Entwicklung ist das sogenannte Smartgate. Hier lassen sich Fahrzeugdaten wie Verbrauch, Beschleunigungswerte oder Effizienzfortschritte via Skoda-App aufs Smartphone transferieren.

Benziner mit Zylinderabschaltung

Die Inneneinrichtung wirkt mutlos und erinnert viel zu sehr an den Passat.

Die Inneneinrichtung wirkt mutlos und erinnert viel zu sehr an den Passat.

Das Motorenangebot besteht nun ausschließlich aus direkteinspritzenden Vierzylinder-Turbomotoren und stammt ebenfalls aus dem aktuellen Konzernportfolio. Es umfasst fünf Benziner mit einer Leistungsspanne von 125 PS bis 280 PS und drei Diesel, deren Leistungsband von 122 PS bis 190 PS reicht. Die Kraftübertragung erfolgt mittels Sechsgang-Schaltgetriebe oder ein Automatikgetriebe, dass je nach Motorisierung über sechs- oder sieben Schaltstufen verfügt. Der Aufpreis für das DSG liegt bei 2000 Euro. Auch ein Allradantrieb ist für 1800 Euro zusätzlich optional verfügbar.

Erstmals können sich Langstreckenfahrer auch überlegen dem Diesel untreu zu werden. Erstmals wird bei Skoda nämlich der 150 PS starke 1,4-Liter-TSi mit Zylinderabschaltung (ATS) angeboten. Mit 250 Newtonmeter ist er zwar kein Durchzugwunder, aber mit ein wenig Schaltfreude lässt sich dieses Manko in den Griff kriegen. Zum Kurvenräuber wird man mit diesem Triebwerk aber nicht und voranfahrende Lkw am Berg muss man bei eingeschränkter Sicht geduldig ertragen. Aber gleichmäßiges Dahingleiten im Drehzahlbereich zwischen 1400 und 4000 Umdrehungen goutiert das Triebwerk, in dem es zwei Zylinder stilllegt. Bis zu 0,5 Liter weniger sollen so auf 100 Kilometer durch die Benzinleitungen fließen. Bei ersten Ausfahrten zeigte der Bordcomputer einen Verbrauch von 6,3 Litern an, 1,5 Liter über dem Normwert. Ganz okay. Zur Entspannung trägt auch das sehr komfortabel abgestimmte Fahrwerk bei. Unebenheiten werden überwiegend souverän weggebügelt.

Verarbeitung über dem Durchschnitt

Die Verarbeitung der Materialien wirkt überdurchschnittlich und je nach Ausstattungsvariante – vier stehen zur Wahl – steht einem luxuriösen Reisen höchstens ein Blick in die Preisliste entgegen. Zwar ist die Active genannte Basisausstattung recht ordentlich, doch richtig komfortabel wird es erst mit den höheren Niveaus. Aufpreispflichtige Optionen wie für die Assistenten, aber auch für Navigation, elektrisch zu öffnende Heckklappe oder Panoramadach sorgen für glänzende Augen des Händlers und lassen den Superb inzwischen auch in dieser Hinsicht mit dem Passat konkurrieren.

Was fehlt noch? Ach ja: Die Skoda typischen "Simply-Clever"-Zutaten wie Eiskratzer im Tankdeckel, eine Taschenlampe im Kofferraum oder neuerdings zwei Regenschirme, die in den vorderen Türen untergebracht sind immer. Wer auf den Kombi spekuliert, der muss sich noch ein wenig gedulden, den wird es erst im Herbst diesen Jahres geben. Mit ihm wollen die Tschechen auf der IAA in Frankfurt noch einmal für Aufsehen sorgen.

Quelle: ntv.de, hpr/sp-x

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