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Die Mischung macht's GT krönt die BMW 3er-Reihe

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Kommt der BMW 5er GT noch richtig bullig daher und gibt Freunden der bayrischen Marke bis heute so manches Rätsel auf, machen es die Designer eine Klasse tiefer besser. Mit dem 3er GT schaffen sie eine fast filigrane Mischung aus Coupé und Limousine, die zudem mehr Platz offeriert. Doch reicht der kleine 2-Liter-Diesel mit 143 PS aus?

Filigraner als beim 5er wirkt das Heck des BMW 3er GT.

Filigraner als beim 5er wirkt das Heck des BMW 3er GT.

(Foto: Holger Preiss)

Als die Bayern mit dem 5er Gran Tourismo vorfuhren, polarisierten sie. So richtig wusste keiner, wo er die wuchtige Mischung aus Coupé und Limousine hinstrecken sollte. Dass sie mit der Idee nicht völlig daneben liegen, sollen die Verkaufszahlen beweisen. Vor allem, wie könnte es auch anders sein, in den USA und in China hofft BMW, mit dieser Mischung einen echten Treffer zu landen. Aber auch hierzulande findet die Karosserieform immer neue Freunde. Das könnte sich mit dem 3er GT noch steigern, da die Form filigraner ist als die des 5er GT. Neben der charakteristischen Dachlinie gibt es etwa rahmenlose Scheiben an allen vier Türen. Vor allem C-Säule und Heckabschluss wirken deutlich feiner und geben dem 3er GT etwas geduckt Sportliches.

Mehr Platz als im Touring

Hinzu kommt, dass der kleine Bruder mit 4,82 Meter Länge fast 5er-Maße erreicht. Außerdem überragt er den 3er Touring um 20 Zentimeter. Das sichert dem Königlichen ein Platzvolumen, das Reisenden auch in der zweiten Reihe üppigste Platzverhältnisse garantiert. Gleichzeitig legt der GT in der Höhe um 8 Zentimeter zu, was ebenfalls für reichlich Platz im Innenraum sorgt. Damit die Passagiere im Fond nicht unter der abfallenden Dachlinie leiden, wurde der Radstand, gegenüber den anderen 3er-Varianten, um 10 Zentimeter verlängert.

Mit 520 Litern fasst der Kofferraum 25 Liter mehr als der im 3er Touring.

Mit 520 Litern fasst der Kofferraum 25 Liter mehr als der im 3er Touring.

(Foto: Holger Preiss)

Trotz seiner Form schluckt das Fließheck einiges an Gepäck. Der Kofferraum ist mit 520 Litern 25 Liter größer als der im Kombi-3er, lässt sich durch Verstellen oder Umklappen der Lehnen im Verhältnis 40:20:40, was bequem durch einen Hebel im Kofferraum erfolgt, noch erweitern. Details wie eine zweiteilige Hutablage oder ein Staufach unter dem beleuchteten Ladeboden sorgen für Ordnung im Heckabteil. Apropos Beleuchtung: Für ordentlich Licht im Abteil für die Zuladung sorgen Leuchtbänder unter den Auflagen für die Hutablage. Eine super Idee! Eingeladen wird das Gepäck durch eine breit geschnittene und tief gezogene Heckklappe, die serienmäßig elektrisch öffnet und schließt. Allerdings muss man sich schon im Klaren sein, dass trotz der großen Fläche der Weg nach oben auf Grund der Dachlinie sehr beschränkt ist. Für Ladefreunde macht sich hier ein Kombi besser.

Hervorragend verarbeitet und übersichtlich gibt sich der GT im Innenraum.

Hervorragend verarbeitet und übersichtlich gibt sich der GT im Innenraum.

(Foto: Holger Preiss)

Damit es den Insassen an nichts fehlt, hat man bei BMW auch an die Kleinigkeiten gedacht, die das Reisen in einem Bayern so angenehm machen: Ausgezeichnet konturierte Sportsitze, die in der Testwagenausstattung aber mit 550 Euro zusätzlich berappt werden müssen, sorgen für beste Sitzverhältnisse, Becherhalter in der Mittelkonsole und in der Mittelarmlehne der Rückbank, sowie fein ausgeformte Einlässe für Flaschen bis 1,5 Liter in den Türinnenverkleidungen machen das Leben im 3er GT weiter angenehm. Hinzu kommt die BMW-typische sehr gute Verarbeitung. Die kann natürlich abweichend von der Grundausstattung mit einer reichhaltigen Liste an optionalen Zusätzen aufgewertet werden. So wartete der Testwagen mit dem immer wieder empfehlenswerten Head-Up-Display für 980 Euro auf, das Verkehrszeichen, Geschwindigkeit und die Routenführung in die Frontscheibe und somit in das direkte Sichtfeld des Fahrers projiziert. Klimaanlage und CD-Radio sind bereits im Grundpreis von 36.150 Euro enthalten. Genau diese Summe ruft BMW für seinen 318d GT in der Ausstattung Sport-Line auf. Der Aufpreis gegenüber dem Touring liegt hier bei rund 1800 Euro.

Im Vergleich mit dem 3er GT wirkt der 5er GT (unten) deutlich wuchtiger.

Im Vergleich mit dem 3er GT wirkt der 5er GT (unten) deutlich wuchtiger.

Richtig viel Geld möchte BMW für seine Kombination aus Navi und Internetzugang. Das Ganze heißt Connected Drive und kostet 3100 Euro. Ein Preis, den man sich auf der Zunge zergehen lassen muss. Wenn das geschehen, sollte man die Frage stellen, ob es die durchaus innovative Funktion des Vorlesens von Internetseiten oder E-Mails wert ist, soviel Geld auszugeben. Geld kann man aber durchaus für die Vielzahl an Sicherheitssystemen ausgeben: so kosten der Spurverlassenswarner 520 Euro, der Spurwechselwarner 560 Euro, die Geschwindigkeitsregelung mit Bremsfunktion (sehr zu empfehlen) 310 Euro und das Sichtpaket (Xenon-Licht und adaptives Kurvenlicht) 1690 Euro. Das sind summa summarum 3690 Euro zusätzlich. Die Steuerung sämtlicher Funktionen, wie Radio, Navi, Media und Telefon, erfolgt über den Druckdrehsteller in der Mittelkonsole. Hier wurden die Raster- und Druckpunkte noch einmal deutlich verfeinert, so dass selbst bei der schnellen Eingabe von Zielorten kaum Fehler beim Setzen der Buchstaben auftreten.

Flotter Diesel ohne Rennattitüde

Der doppelt aufgeladene Diesel treibt seine Fuhre flott voran.

Der doppelt aufgeladene Diesel treibt seine Fuhre flott voran.

(Foto: Holger Preiss)

Unter der langen Motorhaube des Bayern arbeitet ein neuer 2,0-Liter-Vierzylinder-Diesel mit 143 PS Leistung. Mit seinen 320 Newtonmeter geht der kleine Selbstzünder flott von der Kreuzung weg, und wer den Fahrerlebnisschalter von Eco pro über Comfort und Sport bis auf die Stufe Sport Plus wippt, der hat Spaß. Wenn man wollte, könnte man jetzt dank abgeschaltetem ESP einen prima Burn Out hinlegen. Will man aber in der Regel nicht - und so freut sich der Pilot vielmehr über das satte Drehmoment und den Katapultstart. Zugegeben: Die 143 PS reichen nicht aus, um den 3er GT in ein rennstreckentaugliches Monster zu verwandeln. Aber immerhin bringt es die 1615 Kilogramm schwere Fuhre in 9,7 Sekunden auf Tempo 100 und treibt den sportlichen Bayern - ab 150 km/h nicht mehr ganz so locker – bis an die 210 km/h-Marke. Für die Kraftübertragung auf die Hinterräder sorgt im Testwagen eine butterweich schaltende Achtgangautomatik. Wer die haben möchte, muss allerdings auf den Einstiegspreis weitere 2150 Euro draufrechnen.

Paart man den kleinen Diesel mit dem M-Sportfahrwerk, das in der Ausstattungslinie S-Line bereits enthalten ist, bekommt der schnittige Bayer sogar die Attitüde eines Kurvenräubers. Im Sportmodus deutlich straffer, bringt den GT trotz seiner Größe und des höheren Schwerpunkts im Vergleich zur Limousine kaum noch etwas aus der Ruhe. Ohne Seitenneigung schiebt der Hecktriebler, auch dank der auf den Punkt arbeitenden variablen Sportlenkung, durch die Kurve. Über Kopfsteinpflaster und holperige Querfugen hebt das adaptive Fahrwerk die Insassen fast unmerklich hinweg.

Elektrischer Heckspoiler mehr für die Optik

Der Heckspoiler fährt ab 110 km/h automatisch aus.

Der Heckspoiler fährt ab 110 km/h automatisch aus.

(Foto: Holger Preiss)

Ein schönes Feature für alle Sportfreunde ist der elektrisch ausfahrende Heckspoiler. Ab Tempo 110 hebt er sich aus der Heckklappe und gibt dem Piloten im Rückspiegel ein hehres Gefühl. Den Nachfolgenden vermittelt er den Eindruck, dass hier gleich ein fürchterlicher Vortrieb einsetzt. Tut er - wie beschrieben - natürlich nicht. Und bei Geschwindigkeiten um 200 km/h ist auch der dadurch entstehende Abtrieb nicht kriegsentscheidend, sieht aber toll aus. Unter Tempo 70 zieht sich der Rennsport-Look wieder an seinen vorgeschriebenen Platz zurück.

Start-Stopp-Technik zählt bei allen Motoren in beiden Getriebevarianten zum Serienumfang. Am beeindruckendsten ist der Umstand, dass der im mittleren Drehzahlbereich etwas raue Diesel sich sehr genügsam gibt. Im Durchschnitt genehmigt er sich lediglich 6,3 Liter auf 100 Kilometer. Auf Landstraßen kann man ihn sogar unter die 6-Liter-Marke streicheln und fast tonlos laufen lassen. Die werkseitig angegebenen Werte mit 4,6 Liter können aber getrost vernachlässigt werden. Dennoch, mit dem GT haben die Bayern ein Auto entwickelt, das dank seiner Form kaum Außengeräusche nach innen lässt. Mit einem Cw-Wert von 0,28 liegt er hier im Spitzenbereich.

Fazit: Wer mit reichlich Platz etwas anders unterwegs sein möchte und schon allen durch die Optik auf sich aufmerksam machen will, der ist mit einem BMW 3er GT richtig gut bedient. Wenn man mit der Grundausstattung zufrieden ist, kann der Preis in einem für BMW bescheidenen Rahmen gehalten werden. Setzt der Käufer aber auf alle technischen Feature, ist die 50.000-Euro-Marke schnell durchbrochen. Der 143 PS Diesel ist eine Vernunftentscheidung. Sparsam im Verbrauch, ist er lange nicht so spritzig wie seine größeren Kollegen. Angesichts der möglichen Performance sollten Kaufwillige bei einer Testfahrt auch den 320d mit 184 PS unter die Füße nehmen, um dann zu entscheiden, wo die persönliche Präferenz liegt.

DATENBLATTBMW 318d Gran Tourismo
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe)4,82/ 1,82/ 1,51 m
Radstand2,92 m
Leergewicht (DIN)1615 kg
Sitzplätze5
Kofferraumvolumen520 / 1600 Liter
MotorBMW TwinPower Turbo Reihen-4-Zylinder Dieselmotor, mit 1995 ccm³ Hubraum
Getriebe 
Leistung143 PS (105 kW)
KraftstoffartDiesel
AntriebHeckantrieb
Höchstgeschwindigkeit210 km/h
max. Drehmoment320 Nm bei 1750-2500 U/min
Tankinhalt57 l
 Beschleunigung 0-100 km/h9,7 s
Normverbrauch (außerorts/innerorts/kombiniert)4,1  l / 5,5 l / 4,6 l
Testverbrauch6,3 l
CO2-Emissionen
(Normverbrauch)
122 g/km
Grundpreis36.150 Euro
Preis des Testwagens54.270 Euro

Quelle: ntv.de

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