Neues Leben für Red Bull Wird Audi bald die Formel 1 aufmischen?
11.05.2015, 12:03 Uhr
Sollte Audi in die Formel 1 einsteigen, dann wahrscheinlich mit dem Team von Red Bull im Rücken.
(Foto: picture alliance / dpa)
Formel-1-Chef Ecclestone ist unzufrieden mit der Rennserie. Die anhaltende Dominanz von Mercedes raubt ihm die Zuschauer. Mit dem Einstieg von Audi in die Königsklasse könnte sich das ändern. Die Planspiele hinter den Kulissen sollen schon auf Hochtouren laufen.
Irgendwie ist die Formel 1 langweilig geworden. Erst dominieren die roten Bullen über Jahre die Königsklasse und fahren einen Sieg nach dem anderen ein, jetzt sind die Silberpfeile von Mercedes kaum zu schlagen. Langsam arbeitet sich Ferrari wieder an die Spitze heran, aber die Dominanz ist den Stuttgartern im Augenblick nicht zu nehmen. Kein Wunder also, dass Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone nicht nur die großen und soundtechnisch viel schöneren V8-Triebwerke zurückhaben will, sondern auch eine Konkurrenzsituation, die die Rennen für das Publikum wieder spannend macht.

Erfolge feiert Audi in der WEC. Die wird in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen.
(Foto: Abdruck fuer Pressezwecke honorarfrei)
Die würde nach Ecclestones Meinung entstehen, wenn der VW-Konzern in die Rennserie einsteigen würde. "Es wäre großartig, wenn sie kommen würden", zitierte die österreichische Nachrichtenagentur APA den 84-Jährigen. Nach dem Rücktritt des VW-Patriarchen Ferdinand Piëch als Aufsichtsratschef hatte es zuletzt wieder Spekulationen um mögliche Formel-1-Pläne des Konzerns gegeben. Piëch galt wegen unüberwindlicher Differenzen mit Ecclestone als Gegner des Grand-Prix-Sports.
Machbarkeitsstudie soll vorliegen
Die Gerüchte werden derzeit auch von einem Interview befeuert, das Luca di Montezemolo einer italienischen Tageszeitung gab. Der ehemalige Formel-1-Chef von Ferrari verwies darauf, dass Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz seit einiger Zeit mit Audi in Verhandlungen steht, um den aktuellen Motorenlieferant Renault zu ersetzen. Doch im Augenblick ist das tatsächlich nur ein Blick in die Glaskugel. Audi-Chef Rupert Stadler hält sich bezüglich der Formel-1-Idee nämlich bedeckt. "Ich kann Ihnen diese Frage nicht mit einem klaren ja oder nein beantworten. Wir orientieren uns in viele Richtungen", so Stadler gegenüber Auto Express.

Stefano Domenicali soll bereits eine Machbarkeitsstudie für den Audi-Einstieg in die Formel 1 erstellt haben.
(Foto: REUTERS)
Doch noch ein anderer Umstand verdichtet die Gerüchte: Seit April 2014 ist der ehemalige Formel-1-Teamchef der Scuderia, Stafano Domenicali, im Dienst der Ingolstädter und betreut das extra für ihn geschaffene und etwas nebulöse Arbeitsfeld "Dienstleistung und Mobilität". Unterdessen soll der Italiener aber bereits eine Machbarkeitsstudie für ein mögliches Formel-1-Projekt von Audi erarbeitet haben.
Ausstieg aus WEC und DTM
Sollten die Ingolstädter tatsächlich den Schritt wagen, müssten sie sich wahrscheinlich aus den Deutsche Tourenwagen-Masters (DTM) und den für Audi seit Jahrzehnten erfolgreichen 24 Stunden von Le Mans zurückziehen. Denn in der Summe wären drei Rennserien selbst für einen Konzern wie VW finanziell nur schwer zu stemmen. Möglich erscheint hingegen, die Budgets, die zur Zeit noch für die World Endurance Championship (WEC) und die DTM ausgegeben werden, mit einem Red-Bull-Sponsoring-Paket zu kombinieren, um so den Schritt in die Königsklasse zu wagen. Für VW wäre das kein Beinbruch, denn Porsche besetzt schließlich noch WEC und Le Mans.
Sollte Audi aber tatsächlich in die Formel 1 einsteigen, dann geht es hier nur um den Sieg. Das zumindest glaubt der ehemalige Rennfahrer Gerhard Berger, der von 1984 bis 1997 in der Königsklasse fuhr. "Gewinnen kannst du aber nur mit einem Super-Team", und das beste aller verfügbaren Teams sei Red Bull, zitiert der Tagesspiegel. Ein Rennstall wie den von Red Bull zu bekommen und zu übernehmen, würde den Motorenhersteller "so auf die Überholspur bringen, dass VW da sicherlich kein Preisthema daraus machen würde. Da geht es nur um Erfolg oder Misserfolg." Insofern sollte auch die bereits im Raum stehende Ablöse von 300 Millionen Euro für den VW-Konzern kein Thema sein.
2017 wäre realistischer Zeitraum
Wann letztlich mit dem Einstieg zu rechnen ist, steht in den Sternen. Das inzwischen abgeschlagene Red-Bull-Team dürfte auf einen zeitnahen Einstieg drängen. Die VW-Spitze um Martin Winterkorn hingegen wird vorsichtig sein. Es ist kaum anzunehmen, dass sich der Vorstandschef nach seinem Sieg über Piëch an einem Rennsportprojekt, das Millionen verschlingen wird, ohne Erfolgsgarantie die Finger verbrennen will. Sollte es aber grünes Licht geben, dann ist 2017 ein realistisches Jahr, denn die Technologie testet Audi seit Jahren erfolgreich in anderen Motorsport-Events. Insofern dürfte ein Totalausfall, wie er jetzt in der Kombination von McLaren und Honda passiert, ausgeschlossen sein.
Audi selbst würde mit der Formel 1 an eine fast vergessene Tradition der Auto Union anknüpfen, die in Bernd Rosemeyer seinerzeit ihren erfolgreichsten Protagonisten hatte.
Quelle: ntv.de, hpr