Praxistest

Mit der Kraft der zwei Tanks Opel Adam LPG kommt weiter

In mausgrauer Lackierung ist dieser Adam nicht gerade ein typischer Vertreter seiner Art.

In mausgrauer Lackierung ist dieser Adam nicht gerade ein typischer Vertreter seiner Art.

(Foto: Textfabrik/Busse)

Dächer und Kühlerspangen in unzähligen Farbvariantionen, Felgen- und Innendekors en masse – der Opel Adam bietet mannigfaltige Individualisierungs-Möglichkeiten für die Optik. Jetzt ist eine weitere für den Antrieb hinzugekommen. Was dieser Adam drauf hat, zeigt der n-tv.de-Praxistest.

Liquid Petroleum Gas (LPG) wird gemeinhin als alternativer Kraftstoff angesehen. So ganz stimmt das nicht, denn als Nebenprodukt der Erdöl-Raffinierung ist es ebenso ein fossiler Brennstoff wie Benzin oder Diesel und damit ebenso endlich wie Erdöl selbst. Doch LPG macht das Autofahren billiger. Derzeit kostet ein Liter um die 70 Cent und damit rund die Hälfte dessen, was für einen Liter Superbenzin berappt werden muss.

Die zwei Tanks erlauben eine Reichweite von mehr als 800 Kilometern.

Die zwei Tanks erlauben eine Reichweite von mehr als 800 Kilometern.

(Foto: Textfabrik/Busse)

Seit Jahren bietet Opel bereits Pkw mit kombiniertem Benzin-/LPG-Antrieb an, nun also auch den Kleinwagen Adam. Verbrannt wird das Gasgemisch in einem 1,4 Liter großen Vierzylinder-Motor, der 87 PS leistet. Vom Superbenzin und vom LPG können jeweils 35 Liter mitgenommen werden, was einerseits die Reichweite drastisch erhöht, andererseits die Mobilität weiterhin gewährleistet, auch wenn mal keine LPG-Tankstelle in der Nähe ist.

Mehr als 20.000 Mal in Deutschland

Da der kleine Rüsselsheimer bis auf den Zusatztank weitgehend unverändert blieb, bietet er die gleichen Stärken und Schwächen wie seine konventionell angetriebenen Schwestermodelle der Baureihe. Da ist etwa die längsverstellbare Lenksäule, ein Feature, um das sich die Hersteller anderer Kleinwagen gern drücken oder der Sicherheitsgurt, der keine Höhenverstellung besitzt und wegen der weit hinten sitzenden B-Säule schlecht zu greifen ist. Da ist die auf acht Tasten und einen Monitor reduzierte, deshalb übersichtliche Mittelkonsole, und da ist die mit 80 Zentimetern unpraktisch hohe Ladekante mit einem schmale Kofferraum dahinter, der angesichts von 170 Litern Volumen gerade mal zwei Bordtrolleys hochkant aufnimmt.

Das Cockpit ist funktional und übersichtlich gestaltet.

Das Cockpit ist funktional und übersichtlich gestaltet.

(Foto: Opel)

Aber der Adam kommt an, bis Ende November wurden in Deutschland allein mehr als 20.000 Exemplare neu zugelassen. Nicht schlecht für einen Zweitürer, dessen hintere Sitze von Erwachsenen nur mit einigen Verrenkungen erreicht werden können und der auf welliger Fahrbahn wegen des kurzen Radstandes einen deutliche Nickneigung zeigt. Wichtiger sind den Kunden offenbar die Frische und die Vielseitigkeit des Designs sowie die Tatsache, dass es Ausstattungsmerkmale gibt, die andernorts nur höherklassigen Fahrzeugen vorbehalten sind. Einer Lenkradheizung zum Beispiel, die man an kalten Wintermorgen ganz schnell zu schätzen lernt.

Gestartet wird auch der Motor des LPG grundsätzlich aus dem Benzinvorrat. Nur wenn das Aggregat bereits auf Betriebstemperatur ist, zündet auch das mit einem geringeren Brennwert versehene Gas-Gemisch. Der Fahrer kann eine manuelle Spritwahl über die Taste an der Mittelkonsole vornehmen, wo eine Kontrollleuchte darüber informiert ob die Umschaltung von Benzin auf Gas in Vorbereitung oder schon erfolgt ist. Beim Vergleich der Betriebsarten fällt auf, dass der Motorlauf mit LPG sehr leise und unauffällig ist, allerdings mit einem leicht metallischen Klang. Mit Supersprit läuft der Vierzylinder zunächst etwas rauer und kerniger, was aber bei längerem Betrieb nicht weiter auffällt. Die Leistung von 87 PS gilt für beide Kraftstoffarten, wobei es weniger nicht hätten sein dürfen. Das Temperament ist mäßig, was allein schon der Wert von 13,2 Sekunden für den Sprint von Null auf Hundert zeigt.

Kleines Auto – großer Durst

Die Handhabung des LPG-Tankventils benötigt einen Adapter und ist kinderleicht.

Die Handhabung des LPG-Tankventils benötigt einen Adapter und ist kinderleicht.

(Foto: Textfabrik/Busse)

Zur Kraftstoffanzeige dient ein Kombi-Instrument, das automatisch zwischen den jeweils verwendeten Kraftstoffarten wechselt. Zusätzlich wird auch der Bordcomputer mit beiden Werten versorgt, so das man immer auf der Höhe des Geschehens ist – und sieht, was man eigentlich nicht sehen möchte: Der getestete Kombi-Adam verbrauchte zu viel. Für den Betrieb mit Superbenzin ermittelte der Hersteller einen Durchschnittswert von 5,5 Litern je 100 Kilometer, mit LPG sollen es 6,9 sein. Auf den rund 600 absolvierten Testkilometern wurden Kavalierstarts ebenso vermieden wie Hochdrehzahl-Passagen, der Kurzstreckenanteil betrug nicht mehr als 25 Prozent, der Einsatz von Sitz- und Lenkradheizung beschränkte sich auf das unbedingt Nötige und doch wollte sich Adam mit nicht weniger als 8,1 Liter Super und 9,7 Liter LPG zufrieden geben.

Das ist deutlich mehr als der übliche Praxiszuschlag. Da tröstet eigentlich nur, dass hundert LPG-Kilometer etwa 6,30 Euro kosteten und somit etwa fünf Euro weniger, als sie mit Superbenzin gekostet hätten. Bleibt schließlich noch der Reichweitenvorteil. Selbst bei den ungünstigen Ergebnissen dieser Verbrauchsmessung wäre eine realistische Reichweite von mehr als 800 Kilometern zu erzielen gewesen. Getankt wird übrigens über die Füllöffnungen hinter einer gemeinsamen Klappe an der rechten Fahrzeugseite. Ein kinderleicht zu installierender Adapter verbindet den LPG-Zapfschlauch mit dem Füllventil. Da mit niedrigem Druck getankt wird, ist keine besondere Handhabung notwendig.

Das Cockpit ist funktional und Übersichtlich gestaltet.

Das Cockpit ist funktional und Übersichtlich gestaltet.

(Foto: Opel)

Der LPG-Adam ist ausschließlich mit einer Fünfgang-Handschaltung erhältlich. Das hat zur Folge, dass man gerade auf der Autobahn, häufig die sechste Schaltstufe vermisst, und wegen der ab etwa 3500 Umdrehungen einsetzenden Geräuschkulisse gar nicht schneller als 120 km/h fahren möchte. Die Grundausstattung des Testwagens war die Linie "Jam", wo für 16.400 Euro Klimaanlage, Radio-CD-Kombination, Lederlenkrad, elektrische Außenspiegel, 16-Zoll-Leichtmetallfelgen, Bordcomputer und Tempomat im Serienumfang enthalten sind. Wer Lederpolster bestellt, bekommt Sitz- und Lenkradheizung dazu, ohne Leder kostet beides zusammen 350 Euro. Dass Opel als Kunden vor allem Smartphone-Besitzer im Visier hat, zeigt die Tatsache, dass eine Onboard-Navigation lediglich über ein angeschlossenes Handy mit entsprechender App dargestellt werden kann. Bedient wird es dann aber über den Touchscreen des Zentralmonitors.

Fazit: Der Opel Adam ist unabhängig vom verwendeten Kraftstoff zunächst mal ein praktisches und lifestyliges City- und Freizeitauto, das wohl nur selten mehr als zwei Passagiere befördern muss. Es ist handlich, wendig und übersichtlich. Als LPG-Variante bietet es seinem Besitzer einen Reichweiten- und Kostenvorteil. Der könnte noch größer sein, wenn die tatsächlich erzielbaren Verbrauchswerte näher an den Prospektangaben lägen.

DATENBLATTOpel Adam 1,4 ecoFlex (LPG)
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe)3,69 / 1,80 / 1,48 m
Leergewicht (DIN)1178 kg
Sitzplätze4
Ladevolumen170/663l
Höhe Ladekante81 cm
MotorReihen-Vierzylinder mit 1398 ccm Hubraum
Getriebe5-Gang Handschalter
Leistung64 kW/87 PS bei 6000 U/min
KraftstoffartSuper / Autogas
AntriebVorderradantrieb
Höchstgeschwindigkeit176 km/h
max. Drehmoment125 Nm bei 4000 U/min
Beschleunigung 0-100 km/h12,9 s (Benzin) 13,2 s (LPG)
Tankinhalt (Benzin/LPG)35 / 35 Liter
Normverbrauch  Benzin/LPG(außerorts/innerorts/Duchschnitt)4,5/5,8  / 7,1/8,1 / 5,5/6,9 Liter
Testverbrauch (Benzin/LPG)8,1 / 9,7 Liter
CO2-Emissionen
(Normverbrauch)
129 / 112 g/km
EffizienzklasseD / B
Grundpreis17.290 Euro
Preis des Testwagens19.175 Euro

Quelle: ntv.de

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