Teures, aber feines Zusammenspiel Audi A3 Sportback - nur ein gepimpter Golf?
03.12.2013, 11:00 Uhr
Zeitlos und mit dem S line-Paket deutlich aufgewertet, ist der A3 Sportback ein schicker Zeitgenosse.
Kompaktwagen gehören zu den meistverkauften Autos. Bei Audi steht in dem Segment der A3 zur Wahl. Wer zwei Türen mehr haben will, für den gibt es den Sportback - bei dem man sich fragt, ob es nur ein aufgemotzter Golf ist. Der Praxistest bringt es ans Licht.
Was gute PCs von schlechten unterscheidet, ist die ideale Abstimmung einzelner Komponenten. Da ist ein schneller Prozessor, der dank ausreichend Arbeitsspeicher seine Geschwindigkeit ausspielen kann, und die Grafikkarte sorgt für ruckelfreie Bilder, weil auch hier genügend interner Speicher zur Verfügung steht. Ähnlich ist es bei einem Audi A3 Sportback. Oberflächlich betrachtet ist er ein besserer Golf VII. Die Maße (4,31 Meter in der Länge, 1,78 Meter in der Breite und 1,42 Meter in der Höhe) sind fast gleich, das Kofferraumvolumen ist mit 380 Litern identisch. Und der Motor des Testwagens - ein 1,4 Liter TFSI mit 140 PS und einem maximalen Drehmoment von 250 Newtonmetern - ist exakt das Aggregat, das auch im Golf arbeitet. Modular eben. Selbst die Abschaltung von zwei der vier Zylinder im Teillastbereich ist nicht nur dem Audi vorbehalten, der den schönen Zusatz "cylinder on demand" trägt.
Wichtig ist das Zusammenspiel

Der Platz im A3 Sportback ist auch im Fond für Kinder und Erwachsene ausreichend.
(Foto: Holger Preiss)
Warum dann einen A3 kaufen, der deutlich teurer ist als ein vergleichbarer Kompakter aus Wolfsburg? Vielleicht, weil es mit diesem Auto so ist wie mit einem Computer der Apfel-Marke. Die Komponenten sind perfekt aufeinander abgestimmt, was die Arbeit extrem erleichtert. Ich höre schon den Aufschrei der Apple-Hasser, die jetzt sagen werden, dass es ausreichend PCs gibt, die nicht minder gut arbeiten. Ja, zweifelsohne. Auch andere Autos fahren. Es kommt nur immer darauf an, wie. Und in diesem Fall geht es nicht primär um die Spitzengeschwindigkeit. Die liegt auch beim A3 S line, wie beim Golf VII 1,4 TSI, bei 213 km/h. Nein, das hebt den Wagen nicht aus der Masse heraus. Es ist das Zusammenspiel der Komponenten. Die knackige Schaltung, die, sauber durch die Gassen gleitend, den Audi in 8,4 Sekunden auf Tempo 100 treibt. Die sportlichen und dennoch bequemen Sportsitze, die der S-Line-Ausstattung beigegeben werden. Und die wirklich ausgezeichnete Verarbeitung.
Dazu zählt ebenso die weich aufgeschäumte Plastik in der Armatur, die schicken Jetdüsen für die Innenraumbelüftung, die klare Struktur der Rund- und Bedienelemente, die auf das Wesentliche reduziert sind und natürlich der aus der Armatur auftauchende TFT-Bildschirm - immer wieder ein Highlight. Um den aber zu bekommen, muss man anfangen, zusätzlich in die Tasche zu greifen. Notwendig wird der Kauf des MMI-Radios für 425 Euro. Richtig sinnvoll in der Nutzung wird das aber erst im Zusammenspiel mit dem Connectivity-Paket, für das Audi noch einmal 570 Euro aufruft und hinter dem sich eine Bluetooth-Schnittstelle, die Navigationsvorbereitung und ein SDXC-Kartenleser verbergen.

Überschaubar und auf das Wesentliche reduziert präsentiert sich der Arbeitsplatz des Piloten.
(Foto: Holger Preiss)
Wer jetzt glaubt, dass das Kartenmaterial in diesem Paket enthalten ist, der täuscht sich. Das muss für 1160 Euro extra erworben werden. Sehr empfehlenswert, denn Autos ohne Navi und Klimaanlage gelten inzwischen beim Gebrauchtwagenhändler als kaum noch veräußerbar und an die Scheibe gepinnte Navis sehen einfach doof aus. Auch die Zweizonen-Klimaautomatik ist im Grundpreis von 28.400 Euro nicht enthalten und muss mit 550 Euro extra bezahlt werden. Ebenfalls nicht enthalten, und das ist wirklich ärgerlich, sind elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel (125 Euro), eine Durchladeeinrichtung inklusive Mittelarmlehne hinten (155 Euro) und eine Mittelarmlehne vorn (140 Euro).
560 Euro für Bremsassistent gut investiert
So schaukelt sich der Endpreis für den A3 Sportback hoch und landet am Ende bei sage und schreibe 40.420 Euro. Für einen Mittelklassewagen eine mehr als beachtliche Summe. Wobei es auch Features gibt, die ihr Geld mehr als wert sind. Zum Beispiel sollte niemand auf die adaptive cruise control für 560 Euro verzichten. Nicht nur, dass damit die Geschwindigkeit und der Abstand zum Vorausfahrenden gehalten werden, nein, das System greift auch aktiv ein. Zum Beispiel, wenn man in Berlin verzweifelt versucht, die Spur nach rechts zu wechseln, während man noch mutmaßlich sicher in der eigenen Reihe rollt.

Der Kofferraum schluckt 380 Liter. Die Durchreiche in der Mitte muss mit 155 Euro extra bezahlt werden.
(Foto: Holger Preiss)
Wird während des Schulterblicks das Köpfchen plötzlich nach vorne gerissen, dann ist der Wagen dank Radarkontrolle zum Vordermann selbständig in die Eisen gestiegen. Das Herz pumpt, aber der teure Kompakte ist heil geblieben. Diese 560 Euro sind also wirklich gut investiert. Auch der Totwinkelwarner, von Audi side assist genannt, ist für 500 Euro eine lohnenswerte Anschaffung. Genauso wie der Anfahrassistent für 80 Euro und die Einparkhilfe plus mit selektiver Anzeige für satte 780 Euro.
Auch die optischen Aufwertungen lassen sich je nach Liebe zum Detail begründen: Glanzpaket für 160 Euro, das Sportlederlenkrad im Drei-Speichen-Design für 275 Euro oder auch die Seitenairbags für hinten 350 Euro. Mit den hier empfohlenen Ausstattungsmerkmalen kommt man laut Adam Riese auf einen Endpreis von 35.013 Euro. Immer noch ein Haufen Geld, aber 5000 Euro vom Testwagenpreis entfernt. Den haben vor allem die MMI-Einheit mit Navigationssystem inklusive Touchpad und Handschrifterkennung zu 2725 Euro und das Adaptive Xenonlicht für 1270 Euro beschwert. Wie viel Geld ein jeder für sein Auto ausgibt, liegt letztlich im Ermessen des Einzelnen. Aber die Sinnfälligkeit der Komponenten darf vor dem Kauf durchaus hinterfragt werden. Braucht es also wirklich einen Onlinezugang im Auto? Zumal die notwendige SIM-Karte auch noch mit einem monatlichen Fixpreis, je nach Anbieter, zu Buche schlägt?
Motor und Fahrwerk bilden eine Einheit
Nicht zu hinterfragen ist beim Testwagen der Motor. Bei dem 1,4 TFSI handelt es sich um ein völlig neu entwickeltes Aggregat. Das Kurbelgehäuse besteht aus Aluminiumdruckguss und wiegt nur noch 18 Kilogramm statt 33 Kilogramm wie beim Vorgänger. Ein in den Zylinderkopf integrierter Abgaskrümmer bringt dort das Kühlwasser nach dem Kaltstart rasch auf Temperatur. Erst danach gibt das Thermostat die Kühlung des Kurbelgehäuses frei. Im Volllastbereich, also bei sehr schnellen Fahrten auf der Autobahn, senkt der Wassermantel die Temperatur des Abgases. Dadurch kann die sonst nötige Anfettung des Gemisches entfallen. Von all diesen kleinen "Zaubereien" im Motorraum merkt der Fahrer erst etwas, wenn er an die Tankstelle fährt. Der Verbrauch ist gerade dadurch und durch die Zylinderabschaltung im Teillastbereich optimiert. Während des Testzeitraums und der knapp 1000 gefahrenen Kilometer brachte es der Audi auf einen Durchschnittsverbrauch von 6,5 Liter auf 100 Kilometer. Angesichts vieler Stadtkilometer und flott gefahrener Autobahnabschnitte ein sehr ordentlicher Wert.
Auch nicht infrage zu stellen ist das S line-Sportfahrwerk mit dynamischer Fahrwerksabstimmung. Während es beim Dreitürer in einem früheren Test extrem hart daherkam, ist es im Fünftürer ideal abgestimmt. Egal, ob der Audi über Querfugen oder Kopfsteinpflaster geheizt wurde, der A3 Sportback filterte allen Unbill sauber weg, so dass es den Insassen ziemlich gleich sein konnte, welche Wege es zu befahren galt. Hinzu kommt, dass der Fahrer im S line-Modell per Tastendruck entscheidet, ob die Gaspedalkennung oder die Servolenkung im Modus comfort, auto, dynamic, individual oder efficiency arbeiten sollen. Zu loben ist an dieser Stelle auch die angenehm direkte Lenkung, die den Audi im Zusammenspiel mit der Stabilisierungskontrolle ESC und der elektronischen Quersperre auch bei hohen Geschwindigkeiten sicher durch die Kehre bringt, weil das kurveninnere Vorderrad bei zu starker Entlastung eingebremst wird, so dass das Fahrverhalten des Wagens länger neutral bleibt.
Fazit: Wer einen gut ausgestatteten und auf alle persönlichen Belange zugeschnittenen Audi A3 Sportback haben möchte, der muss schon ein wenig Geld lockermachen. Wer einen optisch ausgefeilten und mit dem Logo S line verzierten Kompakten aus Ingolstadt haben möchte, der muss noch tiefer in die Tasche greifen. Und wer den Wagen jetzt auch noch connectiv den Gegebenheiten des Smartphone-Zeitalters anpassen möchte, zahlt das Geld für ein Fahrzeug der gehobenen Mittelklasse. Wie man sich aber auch entscheidet: Mit den richtigen Ausstattungsfeatures ersteht der Käufer eines der preisstabilsten Fahrzeuge in seiner Klasse und eines, das dank der dezenten Retuschen bei Modellwechseln zeitlos schön bleibt.
DATENBLATT | Audi A3 Sportback 1.4 TFSI (COD) |
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe) | 4,31 / 1,78 / 1,42 m |
Leergewicht (DIN) | 1300 kg |
Sitzplätze | 5 |
Ladevolumen | 380-1220 l |
Motor | Reihen-Vierzylinder mit 1395 ccm Hubraum Turboaufladung und cylinder on demand |
Getriebe | 6-Gang-Handschalter |
Leistung | 103 kW/140 PS bei 6000 U/min |
Kraftstoffart | Benzin (Super) |
Antrieb | Vorderradantrieb |
Höchstgeschwindigkeit | 213 km/h |
max. Drehmoment | 250 Nm bei 1500 - 3500 U/min |
Beschleunigung 0-100 km/h | 8,4 s |
Normverbrauch (außerorts/innerorts/kombiniert) | 4,2 / 5,9 / 4,8 l |
Testverbrauch | 6,5 l |
CO2-Emissionen (Normverbrauch) | 112 g/km |
Emissionsklasse | EU6 |
Grundpreis | 28.400,00 Euro |
Preis des Testwagens | 40.420,00 Euro |
Quelle: ntv.de