
Derselbe Himmel, über uns allen ...
(Foto: dpa)
Die Kolumnistin hat was dagegen, dass ihr eine Ansicht, ein Lebensstil oder eine Religion aufgedrängt werden soll. Was das mit alten weißen Männern zu tun hat und wofür sie dankbar ist, erzählt sie ganz weiß-blauäugig in dieser Kolumne.
Es ist an der Zeit, Farbe zu bekennen. Meine ist weiß-blau. Wer mich kennt, wird nun denken: "Endlich steht sie zu ihrem Bayern-Faible", aber das meine ich als wirklich bekennende Berg- und Tal-Liebhaberin dieses Mal nicht. Ich meine Israel. Das Blau ist nicht kaiserwetterblau, es ist blassblau.
Denn es ist so weit. Wir müssen was tun. Sonst fragen wir uns in zwei, drei Jahren: Wie konnte das passieren? Haben wir aus der Geschichte nichts gelernt? Wir sind jetzt zweimal in den letzten zwei Jahren morgens aufgewacht und mussten feststellen: "Oh, es ist Krieg. Wie konnte das geschehen?" Früher hieß der Spruch, der auf jedem Pissoir nachzulesen war, weil ihn da einer beim Pinkeln hingeschrieben hat (warum weiß ich das?): "Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin!" Wie ich das vermisse!
Ich habe wirklich keinen Bock, demnächst aufzuwachen und zu hören bzw. auf ntv.de zu lesen, ach Mensch, Einmarsch in Polen, Ungarn freakt aus, die Dänen lassen keine Finnen mehr rein und warum grüßen meine russischen Nachbarn mich eigentlich nicht mehr? Meine Ferien in Tel Aviv und Istanbul kann ich eh knicken, das ist aber nicht mein größtes Problem, sondern das derer, die dort leben.
Sehnsucht nach alten weißen Männern
Ich verstehe jeden, der weg will von dort, wo es scheiße ist. Ich habe aber entschieden was dagegen, dass meine Heimatstadt von Leuten geflutet wird, die meinen, in Neukölln und überall in der Stadt machen zu können, was sie wollen. Ich hatte schon immer was dagegen, wenn mir jemand seine Ansichten aufdrücken wollte, seine Religion, seinen Lebensstil. Fast sehne ich mich nach den alten weißen Männern, die das früher versucht haben (sorry, ein bisschen Spaß muss sein). Die wollten einem nur an die Wäsche, aber nicht gleich 'ne ganze Weltanschauung aufdrücken, wenn das dann nicht geklappt hat.
Ich wurde neutral-tolerant geboren, wie alle. Jeder Mensch kommt als unbeschriebenes Blatt auf die Welt. Dann setzt die Erziehung ein. Ja, manche Dinge sind in unserer DNA, und ich spüre noch immer genug Schuld, um jetzt sagen zu müssen: Es darf nie wieder geschehen, was in Deutschland schon einmal geschehen ist. Neutral bleibt man nun einmal nicht, es passiert das Leben, die Erziehung, die Schule, die Peer-Group, das Stadtviertel, in dem man aufwächst. In Deutschland konnte man sich bis vor einiger Zeit auf jeden Fall frei entscheiden - egal in welchem Stadtviertel - welchen Weg man einschlagen möchte. Und jetzt bitte keine Zwischenrufe, weil es gute und schlechte Stadtviertel gibt, keine und viele Chancen, Bildung und Demagogie, reich und arm. Ich meine ganz schlicht das gute alte Gut und Böse. Ich kann mir hier aussuchen, was und wer ich sein will!
Es macht mich wütend, dass aus einem Klimastreik, der wirklich bitter nötig ist, ein Streik wurde, bei dem einige Leute meinen, andere an ihrem Leben hindern zu können, indem sie sich irgendwo festkleben. Es macht mich fast sprachlos, dass die kleine Greta jetzt auf Pali-Braut macht. Bei allem Mitgefühl für alle unschuldigen Palästinenser und sowieso alle Unschuldigen auf der ganzen Welt ist das doch zu blind. Weiß sie nicht, was sie damit anrichtet?
Ich bin so verdammt dankbar für mein bisheriges Leben im Frieden, für gesunde Kinder, für den Luxus, die Welt sehen zu können, dafür, auf der für mich richtigen Seite Deutschlands geboren worden zu sein. Dafür, dass meine Eltern, nachdem sie im Krieg geboren wurden, keinen weiteren persönlich erleben mussten, für freie Berufswahl, Liebe, Freundschaft, Gesundheit, das deutsche Gesundheitssystem (ja, mit all seinen Fehlern, aber immer noch besser als woanders), Versicherungen, Arbeit, sagen zu können, was ich denke. Wie lange wird das noch so sein? Ich habe nicht vor, mir das vermasseln zu lassen!
Deswegen sehen wir uns Sonntag um 14 Uhr vor dem Brandenburger Tor, Freunde.
Quelle: ntv.de