Unterhaltung

Bis(s) zum Anbruch der Nacht Berlin im "Twilight"-Wahn

Ausharren am Potsdamer Platz - den wahren "Twilight"-Fan schockt nichts.

Ausharren am Potsdamer Platz - den wahren "Twilight"-Fan schockt nichts.

(Foto: dapd)

Der Wahnsinn hat einen Namen: "Twilight". Mit dem zweiten Teil von "Breaking Dawn - Bis(s) zum Ende der Nacht" geht die Vampir-Saga zu Ende. Und der Besuch der Hauptdarsteller in Berlin treibt die Fans selbst bei Eiseskälte auf die Straße. Doch nicht nur sie wollen wissen: Was geht denn nun bei Kristen Stewart und Robert Pattinson?

Falls Sie zufällig in Berlin wohnen und Kinder haben sollten, dann sollten sie vielleicht noch einmal überprüfen, ob ihre Sprösslinge am Freitagmorgen wirklich in der Schule waren. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie stattdessen zum Potsdamer Platz gepilgert sind, ist nämlich nicht ganz gering. Oder gehörten Sie womöglich sogar selbst zu der Schar von einigen Hundert, die bei eisigen Temperaturen bereits in aller Früh im Sony Center ausharrten? Denn auch wenn der weit überwiegende Teil der Wartenden hier Kinder und Teenager waren, mischten sich unter diese auch so Einige - vornehmlich Frauen - im Erwachsenenalter. Und nicht alle von ihnen hatten zumindest ein Alibi-Kind an der Hand, das eindeutig klar gemacht hätte, dass sie nur Begleitperson sind.

Wenn man auf all die frierenden, in Wärmedecken eingewickelten und auf Camping-Stühlen, Isomatten oder dem blanken Stein sitzenden Menschen hier blickte, war einem eins rasch klar: Der "Twilight"-Wahn ist auch - und vielleicht erst recht - zum Abschluss der Filmreihe mit dem zweiten Teil von "Breaking Dawn - Bis(s) zum Ende der Nacht" ungebrochen. Schließlich einte sie alle hier nur ein allzu seliger Wunsch: ein Platz in vorderster Reihe an den Absperrgittern, um später wenigstens ein paar kurze Blicke auf ihre Hollywood-Helden werfen zu können. Später - das hieß abends um 8.

Ein kurzer Spuk

Dabei würde es in diesem Fall natürlich ebenso ablaufen, wie immer bei Einmärschen auf dem roten Teppich - mit der Ausnahme, dass der Teppich bei "Twilight"-Premieren traditionell schwarz ist. Zunächst einmal wird eine Reihe von deutscher B- und C-Prominenz, die aus obskuren Gründen zu der Veranstaltung eingeladen wurde, ihr Bad im Blitzlichtgewitter genießen. Dann irgendwann werden die eigentlichen Stars eintreffen, zielgerichtet das Terrain der Medienvertreter hinter den Absperrgittern ansteuern, noch einige Wortfetzen in die ihnen entgegengestreckten Mikrofone sprechen und in die Kameras lächeln. Und selbstverständlich werden sie auch noch für einen Augenblick bei den Fans vorbeischauen, Hände schütteln und eventuell sogar das eine oder andere gemeinsame Handy-Foto schießen und Autogramme geben. Aber natürlich wird all dies bestenfalls bis(s) zum Anbruch des Abends dauern und keinesfalls bis(s) zum Ende der Nacht. Auch wenn es hier um Vampire geht, die ja bekanntlich ewig leben - nach wenigen Minuten ist der Spuk vorbei.

Nein, Kristen Stewart und Robert Pattinson saßen nicht nebeneinander.

Nein, Kristen Stewart und Robert Pattinson saßen nicht nebeneinander.

(Foto: Concorde Filmverleih)

Doch diese Erkenntnis lässt einen wahren Fan ebenso wenig vor Torturen zurückschrecken wie andere in der Schlange vor dem Apple-Store die Einsicht, dass das Telefon bestimmt nicht wegläuft. Und so hatten einige der "Twilight"-Enthusiasten ihr Lager am Potsdamer Platz gar schon am Vortag aufgeschlagen und bereits in der vorangegangenen Nacht dort ausgeharrt. Sicher war es ein großes Glück, dass sie nicht wussten, dass manch einer von denen, die am Morgen an ihnen vorbei ins Kino schlenderten, sich den Film in einer Pressevorführung ansehen würde. Ansonsten hätte es vermutlich einen Sturm auf die Kino-Bastille gegeben, gegen den die Demos gegen die EU-Krise nur Sandkastenspiele gewesen wären.

Keine privaten Fragen!

Auch das Hotel, in dem am Nachmittag unter anderem die Hauptdarsteller Kristen Stewart, Robert Pattinson und Taylor Lautner eine Pressekonferenz gaben, schien sich unter den Fans nicht groß herumgesprochen zu haben. Jedenfalls versammelte sich davor lediglich ein kleines Grüppchen Jugendlicher, wohl in der Hoffnung, ihre Lieblinge würden vielleicht doch wenigstens einmal aus dem Fenster lugen. Dafür fanden umso mehr Journalisten den Weg hierher. Geschätzt mehr als 150 Medienvertreter ließen sich rund zweieinhalb Stunden von dem "Twilight"-Ensemble versetzen. Wegen Nebels hatten Stewart, Pattinson, Lautner & Co nicht wie geplant schon am Vorabend den Flieger in Spanien besteigen können. Stattdessen landeten sie erst am Freitag in der deutschen Hauptstadt, was ihren Terminplan offenbar gehörig durcheinander wirbelte.

Im Film zumindest ist alles gut zwischen den beiden, oder?!

Im Film zumindest ist alles gut zwischen den beiden, oder?!

(Foto: Concorde Filmverleih)

Man darf wohl mit Fug und Recht annehmen, dass nicht wenige der Anwesenden vor allem eins interessiert hätte: Wie steht es denn nun nach Stewarts öffentlich eingestandener Affäre mit Regisseur Rupert Sanders um ihre Beziehung mit ihrem Film- und Lebenspartner Pattinson? Doch der Moderator der Fragestunde machte von Vornherein unmissverständlich klar: Keine privaten Fragen! Andernfalls drohe sogar ein Abbruch der Veranstaltung. Das wollte selbstredend keiner - und so bleibt einem allenfalls übrig, in das Verhalten und Mimik-Spiel der beiden Stars während ihrer rund halben Stunde auf dem Podium etwas hinein zu interpretieren.

War es ein Zufall, dass sie nicht nebeneinander saßen, sondern zwischen ihnen in der Mitte Taylor Lautner platziert wurde? War der Eindruck richtig, dass sie ihm stets mit einem leicht devoten und bewundernden Blick von unten zuhörte? Oder verrät die Tatsache, dass die drei Schauspieler einen Großteil ihrer Antworten lachend verblödelten, dass alles wieder paletti ist?

Mit Jetlag aus Spanien

Insbesondere Pattinson brachte kaum eine ernsthafte Stellungnahme zustande. Er sei "so jetlagged", versuchte er seine Albernheit zu begründen. Wie man sich bei einem Flug von Spanien nach Deutschland einen Jetlag einhandeln kann, wird aber wohl für immer sein Geheimnis bleiben. Schon eher konnte man den Eindruck haben, er hätte sich was eingepfiffen. Aber natürlich will ihm niemand etwas unterstellen. Und sei's drum - nicht nur er, auch die Zuhörer hatten ihren Spaß daran, dass er ziemlich neben der Spur zu sein schien.

"Wie fühlt es sich an, dass es das Ende ist?", wollte eine Journalistin wissen. Und offenbar noch beim Klang ihrer Stimme gewahr geworden, dass sie womöglich gerade dabei war, die Pressekonferenz zu sprengen und sich den Hass von 150 Kollegen zuzuziehen, fügte sie geschwind hinzu: "Von Twilight!!!" Da gluckste das gesamte Schauspieler-Trio vor Lachen beinahe wie besoffen. Als eine "Journalistin" von "t-lautner.com" dann noch wissen wollte, welche ihrer Textpassagen in der gesamten Filmreihe die Darsteller denn am meisten mochten, setzte erst Lachen, dann Schweigen und wieder Lachen ein. Er hätte es schon cool gefunden, als er meinte, dass er härter sei als er, stichelte der "Werwolf" Lautner gegen den "Vampir" Pattinson. Und Pattinson wiederum prustete heraus, ihm hätte wirklich gefallen, als "Bella Swan" Stewart ihm gesagt habe, wie schön er sei.

Und wie schön wird der Abschluss von "Twilight"? Offiziell kommt der Streifen am 22. November 2012 in die Kinos. Bis dahin sei noch nicht allzu viel verraten. Nur so viel: Diejenigen, die sich an der Mischung aus Kitsch, Vampir-Mythos, Action und biederer Moral laben können, werden beim Ausklang der Saga voll auf ihre Kosten kommen. Und diejenigen, die sich - beinahe wie Pattinson bei der Pressekonferenz - bei manch triefender Szene am liebsten vor Lachen in den Kinostuhl krallen würden, irgendwie auch. Insofern ist "Twilight" wirklich für alle da.

Quelle: ntv.de

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