
Endlich Wertschätzung - Jens Hilbert ist angekommen.
Es ist vollbracht. "Promi Big Brother 2017" ist passé. Jensi-Boy hat es allen gezeigt und Willi machen seine Presswehen fertig. Trashgeschichte aber wird Sarah Knappik schreiben. Ihre Willi-Konfro ist schon jetzt - legendär.
"Könnt Ihr nochmal den Rollladen hoch machen? Wo ist denn mein Klobürstenbecher? Habt Ihr meinen Klobürstenbecher schon draußen?" Einige der ersten Jensi-Sätze die nach der Verkündung seines Sieges bei "Promi Big Brother 2017" im "Nichts" verhallen.
Der "Junge aus der vierten Klasse", der keine Freunde hatte, ist endlich "im Völkerball angekommen". Auf Jensis Wunsch lässt "Big Brother" den Rollladen noch einmal nach oben und der Klobürstenliebhaber schlurft demütig durch dieses unsägliche "Nichts", das ihm "Alles" gegeben hat.
Drei zähe Stunden zieht sich das Finale, Stunden, in denen sich der somnambule Zuschauer schon die Pulle aufmacht, die ursprünglich für Sonntag gedacht war, und imaginär dutzende Sat1-Beschwerde-Mails verfasst.
Denn alles könnte so schön "helenafischer"-mäßig sein! Es gibt ein Wiedersehen mit den Ex-WG-lern, die Herren tragen elegante Zweireiher, die Damen haben das Dekolleté adrett ausstaffiert. Das selbsternannte weibliche Pendant zu Charlie Sheen, Puffobrigkeit Obert, verteilt Schampus im Publikum und Sarah Knappik schaut mit einem dermaßen oscarreifen Sharon-Stone-Blick in die Kamera, dass man sich fragt: Hat die Killer-Elfe unter ihrem Sofa möglicherweise einen Eispickel gebunkert?
Die Kiste an die Wand gefahren
Alles dümpelt von Anfang an vor sich hin. Nichts haben die Verantwortlichen aus der Kritik der vergangenen Wochen gelernt, frei nach dem Motto: Wir haben die Kiste eh schon gegen die Wand gefahren, jetzt is' auch egal.
Aber bitte, denkt der Zuschauer, lasst doch die Ex-Bewohner aufeinander los! Sarah Knappik muss mehr zu Wort kommen! Gebt doch bitte Claudia etwas mehr Raum! Stattdessen heißt es: "Wir schalten jetzt nochmal zurück ins Haus" - wo die vier Finalisten mit Augen auf Halbmast beieinandersitzen. "Es ist so still", wundert sich sogar Jens. Ja, keift der Zuschauer, weil alle eingeschlafen sind!
In Mini-Interviews werden die Ex-Bewohner, die Zündstoff und Potential für feinste Eskalationen bieten, abgewatscht. Und wofür? Weil man in die Ödnis des "Alles" schalten muss, wo absolut gar "NICHTS" passiert, außer dass sich Fliegen von den Lampen in den Freitod werfen. Wir sehen Willi atmen, ein und aus, ein und aus. Und, wenn er nicht falsch Zeugnis redet wider seinen nächsten, hechelt er, als habe er Presswehen.
"Willi, wärst du mal ehrlich gewesen!"
Aber es gibt auch schöne Momente. Etwa, als sich die Ex-Bewohner noch einmal im "Alles" einfinden und der Rollladen hoch gelassen wird. Alle begrüßen sich herzlich und quieken, alle, bis auf Sarah. Ihre Emotionen lassen die Raumtemperaturen schockgefrieren, sie lächelt nicht, sie hat vielleicht eine Knarre im BH. Jetzt nur keine unüberlegten Schritte.
Was folgt, ist die schönste verbale Knappik-Klatsche ever ever ever: "Willi", wiederholt die Eisheilige dessen eigene Worte, "wärst du mal ehrlich gewesen!" Was für ein Showdown! Ein One Moment in Time, der für immer ins ewige "Nichts" eingehen wird.
Willi ist fassungslos. "Was, was hat die gesagt, die Knappik, die hat'se nicht alle!", so der kölsche Strippenzieher, der noch immer nicht begriffen zu haben scheint, dass er nur im Finale ist, weil er seine Rote Karte Milo zugeschoben hat. Aber nein, Willi, du brauchst dich "für nichts zu schämen".
Auch Dominik, das zarte Lämmchen, holt Sarahs Rache ein. Als der Viertplatzierte das Haus (noch vor Willi!) verlässt, erhebt sich das Publikum, nur Sarah bleibt sitzen. Der schönste Mann Deutschlands ist unter Strom, er zittert, alles bisschen viel auf einmal. Und dann auch noch die Knappik-Konfro: Lief nämlich gar nichts auf dem Klo zwischen den beiden. "Aber du hast es so aussehen lassen, für die Leute draußen, als hätten wir Sex gehabt", geht Sarah den überforderten Jüngling an.
Die Tragik hinter dem Klobürstenbecher
Statt den Zuschauer sich am Kindergartenkrawall laben zu lassen, flackern Reminiszenzen auf: Weinender Willi, Englisch sprechende Miss Kern, Willi, der erzählt, was er alles durchgemacht hat im Leben. Zusätzlich ermüdet "Big Brother" mit Kalendersprüchen von Astro-TV, dass selbst Harmoniemensch Hilbert genervt fragt: "Wer denkt sich diese Texte immer aus, bitte?"
Inzwischen ist ganz Twitter kurz vorm Kollaps. Willi mir, wolln dich nit mieh blecke. Zahl ding Steuerschulden selver un loß der Evelyn en Ruh!
Als der "Fuck Buddy" als Drittplatzierter das Haus verlassen muss, ist er kurz verdutzt. Aber hey, "ich bin wie ich bin, ich hab hier mein wahres Gesicht gezeigt" und wenn es nach Willi ginge, könne "Milo" jetzt gewinnen. Jene Milo, die er mehrfach nominiert hat.
Am Ende dieser hundesommerlichen Schmonzette ist die zweitplatzierte Milo auf Jensis Schoß fast eingeschlafen. Da ist er nun, der beim Völkerball Übriggebliebene. Der Mann, der reich an Vermögen, aber arm an echter Wertschätzung ist. Der Mann, der sein Glück noch nicht realisieren kann und "seinen Klobürstenbecher" sucht. Der Mann, der nicht weiß, dass sein Klobürstenbecher von Sarah Knappik für "ihren Klobürstenbecher" gehalten wird. Die Reichweite dieser Tragik können wir nur erahnen.
Was die Menschen aber vor der Glotze verstehen, ist die Botschaft, die Jens allen Jensen und Jensinnen da draußen mit auf den Weg gibt: "An alle, die denken, sie seien Versager, Ihr seid keine Versager!"
Ihr seid nur ein paar Mal zu oft mit "dem Kopf auf der Herdplatte gelandet". Anders lässt sich nicht erklären, dass man sich diese Chose "wirklich wirklich wirklich" drei Stunden lang reingepfiffen hat, während auf WDR vielleicht ein guter Tatort von 2007 lief.
Quelle: ntv.de