Unterhaltung

Zapp Maier - die WM-TV-Kolumne Der Moderatoren-Check: Scholli, Olli & Co.

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(Foto: picture alliance / dpa)

Während der Fußball-WM rücken nicht nur die Spieler enger zusammen, auch die Moderatoren-Teams von ARD und ZDF üben sich im Schulterschluss. Das klappt mal mehr, mal weniger gut. Ein Blick auf die dynamischen Duos.

Reinhold Beckmann und Giovane Elber

Der Mann mit der hohen Stirn kann vor allem eins: launig durchmoderieren. Sportschau, Talkshow, Vorberichterstattung - solange sein Redaktionsteam gut recherchiert und die Stichwortkarten lesbar sind, sendet Reinhold Beckmann alles weg. Das gilt auch in Brasilien. Dabei hat Beckmann weniger die taktischen Untiefen der Doppel-Sechs oder die Rochaden in der Innenverteidigung im Blick als vielmehr Zwischenmenschliches und Philosophisches. Spricht nur zu gern über "psychologische Vorteile" und ist einer der letzten seiner Art, der den 90er-Terminus "ein Stück weit" immer noch führt, als wären rote Jeansjacken in Mode. Gern geht er dazu einen Tick in die Knie, nimmt den Kopf zurück und streckt die rechte Hand seinem Co-Moderator entgegen in Erwartung einer gehaltvollen Replik.

Nun ist sein Gegenüber Giovane Elber nicht der Mann für Tiefgründiges. Seine brasilianische Herkunft, Erinnerungen an Akt-Aufnahmen für die "Bravo" und das eine oder andere verschwitzte Bonmot am Spielfeldrand des Neckarstadions haben als Einstellungskriterien gereicht. Entsprechend ist seine Leistung. Dabei braucht Elber immer etwas, um in Fahrt zu kommen. Hatte zuletzt etwas gerötete Augen - Heuschnupfen? Cachaca? - bietet dann aber ein paar dröge Fakten und Zahlen ("Hat zuletzt dreimal in Folge gewonnen"), die er mit verschmitztem Mundwinkel so verpackt, als wäre es eine Pointe. Solider Start, hoher Sympathiewert für Giovane und das alte Reinhold-Elber-Spiel nervt zumindest nicht durchgehend. Dennoch: Das ist so erkenntnisreich wie Dieter Eilts brasilianisch.

Oliver Welke und Oliver Kahn

Die "Große Koalition" unter den TV-Tandems: Oliver W. und Oliver K.

Die "Große Koalition" unter den TV-Tandems: Oliver W. und Oliver K.

(Foto: dpa)

Wer Kahn sagt, muss auch Katrin sagen. Und wer den Titanen auf der einen, Frau Müller-Hohenstein auf der andere Seite des Monitors sieht, muss feststellen: Distanz tut den beiden gut. So entspannt wie bei ihren Ausflügen zu Land und Leuten hat man die Sportsfrau im Verbund mit Olli Kahn nie gesehen. Im Vorfeld des Spiels zwischen Brasilien und Mexiko bekam sie es mit possierlichen Affen zu tun und deren Nahrungsaufnahme verleitete sie zu einer kongenialen Überleitung zurück Welke und Kahn: "Schön zu sehen, dass man mit Bananen auch etwas Sinnvolles anstellen kann. Nicht wahr, Olli?" Grins hier, lächel da. So funktioniert verbales Kurzpassspiel.

Und Kahn nimmt die Zuspiele locker auf. Da "hauen sich die Teams rein ohne Ende" und das an Tagen, die "25 Stunden haben". Wichtig dabei: immer schön mit der linken Hand fuchteln. Kahn emotional, Welke kühl - das ist die mentale Rollenverteilung des doppelten Ollis. Wohltuend unaufgeregt ordnet Welke die Dinge zwischen Live-Schalte, News und Einspielern und hat dabei noch Überleitungen Delling’schen Kalibers in petto. Die große Koalition unter den TV-Tandems.

Rudi Cerne und na, der Dings

Wie heißt er denn noch? Richtig - Lutz Pfannenstiel. Der hat als einziger Kicker weltweit auf allen fünf Kontinenten gegen den Ball getreten und das bei so unterschiedlichen Teams wie dem 1. FC Kötzing und Vllaznia Shkodra, Tampere und Burghausen, Haka Valkeakoski und Manglerud Stars. Der Mann hat also einiges zu erzählen, leider hört man davon nur allzu wenig. Stattdessen wird der 41-Jährige, mittlerweile Scout bei der TSG 1899 Hoffenheim, bei seinem ersten Außendreh zum erleuchteten Paulo Sergio geschickt.

Der einstige Bayer- und Bayern-Kicker hat den Weg zu Gott gefunden, predigt in kleinen Kirchen und Gemeinden und hat die Viererkette gegen den Rosenkranz getauscht. So ganz scheint sich Pfannenstiel von diesem hypnotischen Außendreh noch nicht erholt zu haben. Und so steht er, ein bisschen wie Woody Allens "Zelig" in die Kulisse geschoben, ausgerechnet neben Rudi Cerne.

Dem können bei den Nachtspielen nicht mal Stichwortkärtchen helfen. Cerne haspelt und hadert. Und wenn sein Blick einmal über die Schulter Richtung Ozeankulisse geht, dann scheint es fast so, als wünschte der einstige Kufencrack, das Meer würde zufrieren und irgendjemand einen doppelten Salchow darauf springen. Nicht sehr unterhaltsam das Ganze, dafür guckt so spät aber auch kaum noch jemand hin.

Matthias Opdenhövel und Mehmet Scholl

Ob bei "Viva" oder "Hast Du Töne?", als Raab-Moderator oder Mann für die ARD-Sportschau - oftmals wohnte Opdenhövels Stil so ein "Ich muss das hier nicht machen" inne. Ein "Wat geit mi dat an?", eine ironisch gebrochene Distanz, um sich im Zweifelsfall nur ja nicht mit dem Gesendeten gemein zu machen. An der Copacabana ist davon kaum noch etwas zu spüren. Opdi, so scheint es, hat seine Spielerposition gefunden. Hat den Ernst, die Größe, die Tragweite des Geschehens verinnerlicht und angenommen, ohne dabei seinen Biss zu verlieren. Da werden die Verantwortlichen beim Weltfußballverband schon mal, jetzt bereits ein Klassiker, als "Fifa-Flöten" bezeichnet. Und auch sein Zuspiel an den Nebenmann ist alles andere als dröge, hat er doch mit Mehmet Scholl den juvenilen Netzer-Nachfolger an seiner Seite.

Daran hat auch die Diskussion um das "Wundliegen" von Mario Gomez vor zwei Jahren nichts geändert. Geht es um das Spiel, ist Scholli präzise wie kein zweiter, ohne dabei in den Ruch des Schwadronierens zu kommen. Und macht auch keinen Hehl daraus, wenn das Gesehene nicht allzuviel hergibt. "Ein Bus, endlich sehen wir mal einen Bus", spöttelte Scholl da etwa nach einem Einspieler von der Fahrt der Portugiesen zum Stadion. Und wo Kollege Kahn auch noch auf die obsoleteste Frage etwas zum Besten gibt, wird Mehmet Scholl mitunter metaphysisch einsilbig. "Möchtest Du zum Spiel noch etwas sagen?" fragt Opdenhövel etwa in der Halbzeitpause des Grottenkicks Iran gegen Nigeria. Scholls Antwort: "Nö".

Quelle: ntv.de

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