Serienmörder? CIA? Die Russen? Der Wiener "Tatort" im Schnellcheck
14.01.2018, 21:45 Uhr
Glauben nicht an die Serienmördertheorie: Eisner und Fellner.
(Foto: ARD Degeto/ORF/E&A Film/Hubert M)
Ein vermeintlicher Serienmörder inszeniert seine Taten nicht nur pseudoreligiös, sondern bringt sich auch noch als Triebtäter in Stellung. Passt alles nicht zusammen, urteilen die Kommissare - und ermitteln plötzlich in einem Fall von geopolitischen Ausmaßen.
Das Szenario

Die Kommissare kommen osteuropäischen Berufsrevolutionären auf die Spur.
(Foto: ARD Degeto/ORF/E&A Film/Hubert M)
Eine Wohnungsbesichtigung nimmt ein unerwartetes Ende, als die Interessenten in ihrem neuen Heim einen toten Mann finden. Dass es Mord war, steht von Beginn an fest - schließlich nageln sich Menschen eher selten selbst ans Kreuz. Trotzdem sind die ermittelnden Kommissare Eisner (Harald Krassnitzer) und Fellner (Adele Neuhaus) verwirrt: Warum wurde der Mann obendrein noch anal penetriert? Ein religiöser Triebtäter, das ist ungewöhnlich. Als kurz darauf auf einer öffentlichen Toilette eine zweite Leiche erhängt aufgefunden wird, die nicht nur stilecht mit Judas-Zitat und Opfermünzen arrangiert ist, sondern ebenfalls posthum vergewaltigt wurde, ist sich Eisner sicher: Irgendjemand spielt da nur den Serienmörder.
Einen weiteren Mord später ändern die beiden Ermittler ihre Taktik schließlich und versuchen in der Folge herauszufinden, was die Opfer miteinander verbindet. Schnell wird klar, dass die drei Toten früher gemeinsam als Berufsrevolutionäre bei südosteuropäischen Umstürzen mitgemischt haben und später in Wien Unterschlupf suchten. Es ist von der CIA und "den Russen" die Rede, außerdem scheint ein Wiener Professor, der erstaunlich viel über die Sache weiß, etwas zu verbergen zu haben.
Die eigentliche Botschaft
Serienkiller-Krimis sind out. Eisner und Fellner üben auf angenehme Art und Weise Selbstkritik, indem sie die Eskalationsspirale auf die Schippe nehmen, an der das Genre derzeit leidet: Die Art, wie Mörder ihre Opfer um die Ecke bringen und anschließend inszenieren, muss immer ausgefeilter werden, um überhaupt noch die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Das macht die Filme aber selten wirklich besser.
Darüber wird in der Mittagspause geredet
So eine Wohnungsbesichtigung vergisst man so schnell sicher nicht mehr. Spannend natürlich die Frage, ob die Wohnung dann doch noch wegging. In Berlin oder Hamburg sicher problemlos, sogar mit Leiche als Mitbewohner - für Wien fehlen uns da leider die Erfahrungswerte.
Der Plausibilitätsfaktor
So lala. Der Twist vom Serienmörder auf die geopolitische Ebene ist zwar storymäßig ansprechend, so richtig realistisch ist er allerdings nicht.
Die Bewertung
6,5 von 10 Punkten. "Faust" ist ein flotter Krimi, der sich selbst nicht zu ernst nimmt. Leider ist der Plot ab einem gewissen Punkt arg konstruiert.
Quelle: ntv.de