Unterhaltung

"Onkel Titus" aus "Die drei ???" Hörspiel-Legende Andreas Beurmann ist tot

Andreas Beurmann wurde 88 Jahre alt.

Andreas Beurmann wurde 88 Jahre alt.

(Foto: dpa)

"Die drei ???" gehören zu den bekanntesten Hörspielreihen überhaupt. Nun ist Andreas Beurmann gestorben, der Sprecher von "Onkel Titus" und Gründer des Europa-Labels. Er löste einen Boom aus, der bis heute nachwirkt.

Vor dem Einschlafen ist Fernsehen tabu, fürs Vorlesen fehlt manchmal die Zeit - oder der Nachwuchs soll einfach mal Zuhören, statt laut tobend die Nerven der Anwesenden zu malträtieren. Dafür gibt es Kinderhörspiele. Einer ihrer Pioniere in Deutschland ist am Sonntagabend im Alter von 88 Jahren gestorben: Andreas Beurmann.

Generationen haben Europa-Hörspielkassetten von "Winnetou" über "Hanni und Nanni" bis zu "TKKG" gelauscht. Andere sind mit "Onkel Titus" aus "Die drei ???" zu Bett gegangen. Beurmann war sein Sprecher. Der Musikwissenschaftler hatte in den 60er-Jahren das Europa-Label gegründet und die Hörspielproduktionen mit seiner Frau ausgebaut, in denen er auch Sprechrollen übernahm. Ihr Mann habe sich von einem Sturz nicht mehr erholt, teilte Heikedine Körting-Beurmann mit.

In Schleswig-Holstein war Beurmann auch als "Restaurator" bekannt: Er pachtete 1977 vom Gut Hasselburg in Ostholstein Herrenhaus, Nordscheune und Park und ließ die Gebäude aufwendig instandsetzen - unter anderem für Konzerte und andere Aufführungen. Anfang der 60er-Jahre hatte der Musikkenner zunächst die Plattenfirma Miller International mitgegründet. Doch Beurmann schwebte noch anderes vor: "Hörspiele mit einem unterhaltsamen und zugleich didaktisch wertvollen Charakter: Einblendungen klassischer Musik sollen Kinder ans Hören und Musizieren heranführen", schreibt Sony über Beurmanns Start.

Verkaufsschlager für Kinderzimmer

Das Europa-Label gehört heute zur Sony Music Entertainment Germany GmbH in München. Noch vor zehn Jahren habe ihr Mann Musikeinspielungen für Hörspiel-Geschichten aufgenommen, berichtete seine Frau. Gestartet war das Label mit Lesungen von "Der Struwwelpeter" und "Grimms Märchen". Daraus entwickelten Beurmann und vor allem seine Frau als Regisseurin Hörspiele mit mehreren Sprechern, auch "Die drei ???" gehörten dazu. Zunächst auf Schallplatte aufgenommen, wurde später die Kassette zum Verkaufsschlager für die Kinderzimmer.

Der Geschäftsführer der IMH-Hörspielagentur, Björn Akstinat, sieht in Beurmann einen Pionier. "Ihm ist zu verdanken, dass Deutschland heute weltweit die Hörspielnation Nr. 1 ist." Er habe einen Boom ausgelöst und Hörspiele zu einem typisch deutschen Kulturgut gemacht.

In Hamburg lehrte Beurmann nicht nur Instrumentenkunde an der Universität, der Musiker überließ vor 20 Jahren dem Museum für Kunst und Gewerbe aus seinem Privatbesitz die weltweit größte Sammlung historischer Tasteninstrumente. Darunter finden sich alle Bauformen des Klaviers, von den ersten Cembali und Spinetten des frühen 16. Jahrhunderts über die leichten Pianofortes der Klassik bis hin zu modernen elektronischen Keyboards. Den Wert dieser Sammlung schätzten Experten auf einen hohen zweistelligen Millionenbetrag. "Instrumente müssen aber klingen, das ist ihr Zweck und ihr Zauber", verlangte Beurmann einst. Auf dem Ostholsteiner Gut ließ er sich zuletzt noch eine Barockorgel aufbauen und spielte sie.

Quelle: ntv.de, rpe/dpa

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