"Zimmer frei" - Der Abschied "Jedes Glas Champagner ein Ritterschlag"
26.09.2016, 04:00 Uhr
Haben ab sofort kein Zimmer mehr frei: Christine Westermann und Götz Alsmann
Aus für "Zimmer frei!" Die Kult-WG schließt ihre Pforten. Ein letztes Mal noch lässt man es krachen. Am Ende dieses emotionalen Abschieds sind sie aber nicht zurückzuhalten - die Tränen einer Frau, die Fragen wie keine andere stellt.
"Warum macht Ihr nicht noch 20 Jahre weiter, wenn Ihr so verehrt werdet?", möchte Anne Will von Götz Alsmann wissen. Der antwortet mit leiser Melancholie im Herzen: "Wir haben ein volles Haus, man behandelt uns heute wie die Könige, ich möchte lieber so gehen, als wie ein alter Köter vom Hof gejagt zu werden."
Am Ende der letzten Sendung von "Zimmer frei" kamen sie dann aber doch, die Tränen. Die Tränen, die WG-Chefin Christine Westermann nicht zurückhalten konnte und die Tränen des Publikums, das dem TV-Klassiker nicht nur viele Jahre lang treu ergeben war, sondern mit der Sendung teilweise groß geworden ist. Natürlich fragt man sich, warum gerade jetzt? Warum kann gutes Fernsehen, so wie Christine und Götz es prägten und das längst so etwas wie ein Meilenstein der deutschen Fernsehgeschichte ist, nicht weiterlaufen? Aber man soll nun mal gehen, wenn es am schönsten ist.
Westermann und Alsmann, das sind zwei Vollblut-Gastgeber: immer geradeaus, immer authentisch und, anders als der seelenlose Quatsch, der gezielt auf Publikumsverjüngung und Quote setzt, sind und waren sie stets mit Inbrunst bei der Sache.
Nur einmal noch ein Bilderrätsel
Und mit eben dieser Inbrunst verabschiedet sich die bekannteste TV-WG Fernsehdeutschlands in seiner letzten Sendung. Ein Mal noch will man es so richtig krachen lassen. Jetzt ist nicht der Zeitpunkt, um sich zusammenzureißen, jetzt wird gefeiert und jeder, der einen über den Durst trinkt, soll auf Händen getragen werden. Mit tosenden Fanfaren rollen Alsmann und Westermann den roten Teppich für ihre Gäste aus. Die lassen sich natürlich nicht lumpen und erscheinen so zahlreich wie nie zuvor.
Beim großen Spektakel sind unter anderem mit dabei: Designer Guido Maria Kretschmer, Schauspielerin Sabine Postel, Kim Fisher, "Bilderrätsel" Jorge González als "National-Elf", Tatort-Ermittler Oliver Mommsen und viele andere mit Wehmut im Herzen.
Gemeinsam schwelgt man noch einmal in alten Erinnerungen, spielt das "Kartoffel-im-Mund-Spiel" und erfreut sich an wahnwitzigen Bilderrätseln. Die Spiele aber sind nur noch Beiwerk, längst ist nicht mehr wichtig, wer sie gewinnt. Wichtig ist nur noch, dass man noch einmal zusammensitzt, gemeinsam singt und sich gut und ehrlich unterhält. Es ist ein bisschen wie der letzte Abend mit einem guten alten Freund, der nun das Zimmer wechselt und mit dem man noch einmal anstößt, aber nicht darüber weint, dass die Zeit nun vorbei ist, sondern glücklich darüber ist, dass man ein Teil davon war.
"Götz mit seine rhetorischen Blutgrätschen"
Christine Westermann, die anders als die anderen "Berufsfrager", ihre Gäste nie vorgeführt und ihnen liebevoll in die Seele geschaut hat, stand in zwanzig Jahren stets im Kontrast zu "Götz mit seinen rhetorischen Blutgrätschen". Genau dieser Kontrast ist es, der das Duo zum besten WG-Team "aller Zeiten" macht. Oliver Welke, Katrin Müller-Hohenstein und Thomas Hermanns setzen sich für ihre Gastgeber noch einmal Gemüsekörbe auf den Kopf, Maite Kelly wird zum "Trampolin", der WDR-Rundfunkchor sorgt für die Musik und Götz verrät Anne Will: "Das ist der Abend aller Abende, vielleicht werde ich mich auch wieder irgendwann im Fernsehen blicken lassen." Und obwohl ein nicht enden wollender Abschiedsschmerz die letzte Sendung umflort, bleibt genügend Zeit für Späße. Jens Riewa lacht sich kaputt, als sein Chef Jan Hofer als "renitenter" Käse-Igel aufkreuzt.
Zwei Stunden kulturelles Remmidemmi: Es gab ehrliche Fragen, ehrliche Antworten und Einblicke in gut behütete Rituale: "Götz trinkt vor der Sendung immer ein Bier und ich trinke ein Kölsch", verrät Westermann. Doch so "strack" konnten Götz und Christine gar nicht sein, um nicht zu bemerken, dass nicht nur die Zeit, sondern auch WDR-Intendant Tom Buhrow unwillkürlich weiter vorrückte, um die beiden mit "ultimativer Lobhudelei" vom Bildschirm zu verabschieden: "Ihr habt Fernsehgeschichte geschrieben, Ihr gehört in den Olymp." Dass ausgerechnet Buhrow, mit einem überdimensionalen Jahresgehalt von hunderttausenden von Euro ein lächerliches Witzchen über die Blumensträuße macht, die er den Moderatoren reicht ("Wir haben keine Kosten gescheut, aber mehr war nicht zu machen.") - geschenkt!
Zum Schluss setzten sich Westermann und Alsmann auf einen Hocker und verabschiedeten ihre Gäste mit einem kleinen Lied. "Das war's für immer, meine Damen und Herrn, behalten Sie die Show im Herzen!" Christine Westermann weint dicke Tränen und weil ihr der Zuschauer ja kein Taschentuch reichen kann, setzt er als symbolische Geste zu einem letzten großen Schluck an: "Auf Euch, Danke für alles! Ich bin zwar "strack", aber bei mir ist immer ein Zimmer frei!"
Quelle: ntv.de