Unterhaltung

Dirigent und Weltbürger Kurt Masur ist gestorben

Jahrelang dirigierte Kurt Masur das Orchester des Leipziger Gewandhauses.

Jahrelang dirigierte Kurt Masur das Orchester des Leipziger Gewandhauses.

(Foto: dpa)

Als Dirigent wurde er weltberühmt und prägte das Musikleben in Leipzig und der DDR. Doch Kurt Masur engagierte sich in Wendezeiten auch politisch. Nun stirbt der Musiker mit 88 Jahren.

Der weltberühmte Dirigent Kurt Masur ist tot. Er starb im Alter von 88 Jahren, bestätigte seine Sprecherin Anna-Barbara Schmidt. Nach Angaben der New Yorker Philharmoniker starb er in einem Krankenhaus in Greenwich im US-Bundesstaat Connecticut. Demnach soll die Beisetzung im privaten Kreis stattfinden. Zudem soll es eine öffentliche Gedenkveranstaltung geben.

Masur war von 1970 bis 1997 Gewandhauskapellmeister in Leipzig. In dieser Zeit setzte er auch den Neubau des Hauses durch, das 1981 eröffnet wurde. Von 1991 bis 2002 stand Masur auch dem New York Philharmonic Orchestra vor, von 2000 bis 2007 war er Musikdirektor des London Philharmonic Orchestra. Weitere Stationen im Laufe seiner langen Karriere waren Dresden, Berlin und Paris.

Zu Wendezeiten verfasste Masur mit anderen Leipzigern den Aufruf "Keine Gewalt", der starken Einfluss auf den friedlichen Charakter der Montagsdemonstrationen hatte. Im Dezember 1989 wurde Masur erster Ehrenbürger der Stadt.

"Musik als Ausdruck von Menschlichkeit"

Bundespräsident Joachim Gauck bezeichnete Masur als "einen großen Dirigenten und einen großartigen Menschen". "Wir trauern um einen brillanten Musiker, einen großen Humanisten und einen engagierten Kosmopoliten", schrieb Gauck in einem Kondolenzschreiben an Masurs Witwe Tomoko Sakurai-Masur. Für die Musikwelt und das Publikum sei Masur ein Glücksfall gewesen. Zudem würdigte der Bundespräsident Masurs Rolle während der Wendezeit. Auch Kulturstaatsministerin Monika Grütters würdigte die musikalischen und politischen Verdienste des Dirigenten: Sein Wirken am Leipziger Gewandhaus und bei den New Yorker Philharmonikern habe Maßstäbe gesetzt, erklärte sie.

Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung sprach von der prägenden Rolle Masurs für die Stadt: "Leipzig ist ohne den Weltbürger Kurt Masur kaum vorstellbar", erklärte er. "Wir verlieren ein musikalisches Genie, einen faszinierenden Dirigenten von erstem Weltrang und einen großen Humanisten." Jung erinnert zugleich an dessen Rolle bei den Leipziger Montagsdemos: "Masur setzte erfolgreich seine Autorität ein, um friedlich das System zu revolutionieren."

Der Präsident der New York Philharmonic, Matthew VanBesien, sagte, der Tod von Masur habe "tiefste Trauer" ausgelöst. In seiner Zeit bei dem Orchester habe Masur ein Vermächtnis gesetzt, das bis heute fortbestehe, so VanBesien. "Was wir lebhaft in Erinnerung behalten, ist Masurs tiefer Glaube an die Musik als Ausdruck von Menschlichkeit." VanBesien erinnerte auch an Masurs "bewegende" musikalische Arbeit nach den Terroranschlägen von 11. September in New York. Masurs elfjähriges Wirken in New York sei eine der längsten Schaffenszeiten in der Geschichte der Philharmonie gewesen.

Würdigung für das Lebenswerk

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller sagte: "Die Musikmetropole Berlin trauert um einen großen Dirigenten." Masur sei Berlin seit seiner Zeit an der Komischen Oper in den 1960er Jahren verbunden geblieben. "Die Verdienste von Kurt Masur um die klassische Musik und sein Beitrag zur friedlichen Revolution werden nicht in Vergessenheit geraten", schrieb SPD-Chef Sigmar Gabriel. Auch Bundestagspräsident Norbert Lammert würdigte den Dirigenten.

Masur litt in fortgeschrittenem Alter an der Parkinson-Krankheit. Im Frühjahr 2012 brach er sich bei einem Auftritt in Paris das Schulterblatt. Ein Jahr später stürzte er in Tel Aviv und brach sich die Hüfte.

Für sein Wirken wurde Masur vielfach geehrt, etwa mit dem Großen Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband, aber auch mit dem deutschen Fernsehpreis, dem Bambi und der Goldenen Henne. Er ist Ritter der französischen Ehrenlegion und vielfacher Ehrendoktor. Bis zu seinem Tod war er Ehrendirigent in Leipzig.

Quelle: ntv.de, mli/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen