Kommissare im Haus der Lüge Magdeburger "Polizeiruf" im Schnellcheck
12.02.2017, 21:45 Uhr
Ein Lichtblick im Magdeburger Polizeiruf: Mutter Anja Peelitz (Christina Große).
(Foto: MDR/Frédéric Batier)
Ein Kriminalfall, bei dem schwer zu entscheiden ist, wer amateurhafter zu Werke geht: Kim, das Elternhaus-müde Früchtchen mit ihrer Fake-Entführung - oder die Deppen von der Dienststelle.
Das Szenario

Michelle Mendel bezahlt die ausgedachte Entführung ihrer Freundin mit dem Leben.
(Foto: MDR/Frédéric Batier)
Die Magdeburger Ermittler Brasch (Claudia Michelsen), Köhler (Matthias Matschke) und Lemp (Felix Vörtler) müssen einen Entführungsfall klären. Die 23-jährige Boutiqueverkäuferin Kim Peelitz (Lucie Hollmann) wird auf dem Weg zur Arbeit gekidnappt: In einem Video senden die vermeintlichen Entführer ihre Forderung an Kims Mutter Anja (Christina Große). Die vom Leben gebeutelte Altenpflegerin soll 100.000 Euro zahlen. Fast so wichtig wie die Kohle: Mutter Peelitz soll sich auf gar keinen Fall an die Polizei wenden. Dass sie sich daran nicht hält, setzt die Ermittlungen schließlich in Gang.
Über Kims Handy, das am Entführungsort gefunden wird, kommt man Kims Stiefvater Jost Liebig (Eckhard Preuß) auf die Spur, auch der chronisch ins Bild schlurfende Nachbar macht sich verdächtig. Am Ende fällt das aus Lügen und enttäuschten Hoffnungen zusammengedrechselte Konstrukt in sich zusammen. Die vermeintlichen 100.000 Euro, die Anja Peelitz geerbt haben will, gibt es ebensowenig wie einen tatsächlichen Fall. Kim hat sich das alles ausgedacht und ihre eigene Entführung lediglich vorgetäuscht. Die Flucht aus der tristen Siedlung gelingt ihr, aber anders als gedacht: Der Weg führt hinter Gittern, ihre Freundin Michelle Mendel (Anna Herrmann) bezahlt das Ganze mit dem Leben.
Die eigentliche Botschaft
Schwere Frage. Nächste Frage. Lügen haben kurze Beine. Wer den ganzen Tag am Fenster sitzt, muss dennoch nicht zwangsläufig alles mitbekommen. Und für eine Karriere bei der Kriminalpolizei scheint ein Knopf im Ohr zu reichen. Mehr Message muss nicht in Madgeburg.
Darüber wird in der Mittagspause geredet
Vielleicht darüber, wann es den nächsten "Polizeiruf" mit Anneke Kim Sarnau und Charly Hübner gibt? Alles, was Rostock auszeichnet, findet man in Magdeburg nicht einmal mit der schärfsten Detektiv-Lupe: Charaktere mit Biografien und Brüchen, stimmige Fälle, subtile Kraft. Brasch und Köhler auf Sinnsuche nach sich selbst - da wartet noch einiges an Arbeit.
Der Plausibilitätsfaktor
"Dünnes Eis" haben Eoin Moore und Anika Wangard ihre Geschichte genannt. Wie sie darauf gekommen sind, bleibt jedoch offen. Die Tatsache, dass Tochter Kim, von den Lügen ihrer Mutter aufgerieben, ihr nun ausgerechnet die Fabel von den 100.000 Euro abnimmt, erschließt sich ebensowenig, wie die Frage danach, ob die gefrustete junge Dame aus dem Stand über soviel kriminelle Energie verfügt, eine derartige Kidnapping-Schnurre, inklusive abgeschnittener Finger und Mord im Affekt, auf die Beine zu stellen. Plausibel geht anders.
Die Bewertung
2 von 10 Punkten. Den schwierigsten Fall müssen die Magdeburger noch lösen: Wie bekommt man das Team dort endlich in die Spur?
Quelle: ntv.de