Kölner "Tatort" im Schnellcheck Max und Freddy bei den "Nachbarn"
26.03.2017, 21:46 Uhr
Ein bisschen zu besorgt, der liebe Stiefvati?
(Foto: WDR/Martin Menke)
Dass es mit Nachbarn Probleme geben kann, weiß man spätestens seit den 70ern, als Bengels in TV-Spots den Oppa von nebenan mit Kirschkernen bespuckten. Für Ballauf und Schenk gibt es jedoch mehr zu tun, als ein bisschen Streit zu schlichten.
Das Szenario
Einem Trucker fällt nachts ein Toter vor den Kühler. Bei dem Mann, so stellt sich bald heraus, handelt es sich um Werner Holtkamp (Uwe Freyer), und dass es in dessen Wohnsiedlung nicht mit rechten Dingen zugeht, dem kommen Freddy Schenk (Dietmar Bär) und Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) nur mühsam auf die Spur. Sandra Voigt (Claudia Eisinger) hat den Rücken voller Narben, Stiefvater Leo (Werner Wölbern) kümmert sich ein wenig zu passioniert um ihre Tochter Mira (Lena Meyer), bei den Voigts baumeln Knochen und Federn am Spielhaus und das Ehepaar Möbius hat auch schon bessere Zeiten erlebt. Unter ihnen verbirgt sich ein Mörder, eine Mörderin - nur wer hatte warum ein Interesse daran, den guten Herrn Holtkamp - auch der ein Mann mit düsteren Geheimnissen - unter die Erde zu bringen?
Die eigentliche Botschaft
Schon Friedrich von Schiller und auch Roland Kaiser wussten: Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem Nachbarn nicht gefällt. Umso schlimmer, wenn die Leichen sich nicht im sprichwörtlichen Keller, sondern nur eine Schaufel tief unter dem Gemüsebeet befinden. Schräg-versöhnlich die Message am Schluss: Manchmal reicht ein simples "Schmeckt gut", um der Gattin ein Lächeln zu entlocken.
Darüber wird in der Mittagspause geredet
Über die Nachbarn natürlich, worüber sonst? Die von unten drunter zoffen sich genauso ohrenbetäubend wie sie hinterher Sex haben. Die beiden Herren gegenüber sind nie zu Hause. Was da wohl los ist? Nebenan wird immer auf dem Balkon gezecht und unten in Parterre der Typ mit dem Holzbein, hat der wirklich was mit der Rentnerin aus dem vierten Stock? Und wann räumen Klotzmanns aus dem dritten Stock endlich mal ihre Regale vom Trockenboden weg?
Der Plausibilitätsfaktor
Von bis. Dass das miteinander Wand an Wand oder auch Hecke an Hecke kein ewiges Grillfest ist, davon weiß jeder ein Lied zu singen. In diesem Fall wird das Ganze ungleich konfliktreicher zugespitzt, auf engstem Raum prägen Erpressung und Mord, Betrug und Vergewaltigung die nachbarschaftliche Schieflage. Das mag dick aufgetragen sein, spannend blieb es in jedem Fall bis hin zur retardierenden Pointe, die die Täterin erst mit ein wenig Verspätung offenlegte.
Die Bewertung
8 von 10 Punkten. Dramaturgisch kompakt, toll besetzt, sparsam gesetzte Nebenschauplätze, dazu Mut zum Skurrilen, ohne platt zu sein.
Quelle: ntv.de