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Nach Missbrauchsvorwürfen Oscar-Akademie schließt Weinstein aus

Weinstein wird wohl so bald nicht mehr auf einem roten Teppich posieren.

Weinstein wird wohl so bald nicht mehr auf einem roten Teppich posieren.

(Foto: picture alliance / Andrew Gomber)

Nach Jahren des "vorsätzlichen Ignorierens" stürzt der mit Vergewaltigungsvorwürfen konfrontierte Harvey Weinstein in Rekordtempo aus dem Film-Olymp. Nun wird er der Oscar-Akademie verwiesen. Die spricht von einer neuen Ära.

Der in Missbrauchsvorwürfe verwickelte Filmproduzent Harvey Weinstein ist aus der US-Filmakademie ausgeschlossen worden. Das teilte die für die Oscar-Verleihung zuständige Akademie nach einer Sitzung ihres 54-köpfigen Vorstands in Los Angeles mit.

Mit der Entscheidung wolle die Akademie die Botschaft aussenden, dass "die Ära des vorsätzlichen Ignorierens und der schändlichen Komplizenschaft bei sexuell aggressivem Verhalten sowie Belästigung am Arbeitsplatz in unserer Branche vorbei ist", erklärte der Zusammenschluss von Filmschaffenden. Die Akademie kündigte außerdem an, dass sie "ethische Verhaltensstandards" festsetzen wolle, die alle Mitglieder der Akademie in vorbildhafter Form zu beachten hätten.

In einer vor der Entscheidung herausgegebenen Mitteilung hatte die Oscar-Akademie Weinsteins Verhalten als "abstoßend, abscheulich und unethisch" bezeichnet. Zahlreiche Schauspielerinnen, Models und Mitarbeiterinnen des Produzenten hatten sich in den letzten Tagen mit Vorwürfen gegen Weinstein zu Wort gemeldet, darunter auch Ashley Judd, Heather Graham, Kate Beckinsale, Cara Delevingne und Léa Seydoux. Vier Schauspielerinnen werfen dem Produzenten vor, sie vergewaltigt zu haben. Weitere Frauen, darunter Stars wie Angelina Jolie, Gwyneth Paltrow und Rosanna Arquette, bezichtigen Weinstein sexueller Belästigungen anderer Art.

Auch die US-Produzenten-Vereinigung ist zusammenkommen, um über "disziplinarische Maßnahmen und den Status seiner Mitgliedschaft" zu beraten. Die britische Filmakademie Bafta, die den wichtigsten britischen Preis der Branche vergibt, hatte bereits am Mittwoch die Aussetzung von Weinsteins Mitgliedschaft bekanntgegeben.

Weinstein lässt Vergewaltigung bestreiten

Die amerikanische Schauspielerin Rose McGowan beschuldigte Weinstein der Vergewaltigung. Eine Sprecherin des Filmproduzenten hatte die Anschuldigungen nach Bekanntwerden der ersten Vorwürfe vor gut einer Woche zurückgewiesen: "Jegliche Vorwürfe von Sex, der nicht in beiderseitigem Einverständnis stattgefunden hat, werden von Herrn Weinstein eindeutig verneint."

Prominente Branchen-Kollegen haben sich inzwischen von Weinstein distanziert. Filmstars wie Meryl Streep, Ryan Gosling, Tom Hanks und Leonardo DiCaprio zeigten sich erschüttert über die mutmaßlichen sexuellen Übergriffe und den Machtmissbrauch des Moguls.

Oscar-Preisträger Michael Moore, der mit Weinstein für seine Dokumentation "Fahrenheit 9/11" zusammenarbeitete, rief in einem längeren Facebook-Eintrag dazu auf, "eine Welt ohne Harveys" zu schaffen. Moore bezeichnete Weinstein als einen "erfolgreichen Soziopathen", dem es über Jahre hinweg gelungen sei, Frauen heimlich zu missbrauchen. Er selbst habe nichts von Weinsteins Übergriffen gewusst. Jeder müsse sich nun hinter die Frauen stellen, die den Mut hatten, die Wahrheit über Weinstein zu offenbaren, erklärte Moore.

Von seinem Filmstudio The Weinstein Company (TWC), das er zusammen mit seinem Bruder Bob gegründet hat, ist Harvey Weinstein entlassen worden.

Quelle: ntv.de, lou/shu/AFP/dpa

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