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"Rach, der Restauranttester" Reisen zwei Handwerker nach Napoli ...

Rach im Pizzastübchen

Rach im Pizzastübchen

Pizzen mit Nudeln als Belag, eine 92-jährige Großtante, die den Laden am Laufen hält und zwei Kumpels, die von Pizza nicht viel verstehen. Das Pizzastübchen ist in Not und Rach muss helfen. Nur wo anfangen?

Was geschieht, wenn ein gelernter Tischler und ein Raumausstatter eine Pizzeria eröffnen? Genau: höchstwahrscheinlich nicht viel. Mit Gewissheit ist die Redensart "Schuster, bleib bei deinen Leisten!" heute überholt - es gibt Unzählige, die mehrere Berufe, auch branchenfremde ausüben, und darin erfolgreich sind.

Und es ist auch nicht so, dass die Kumpels Sascha und Jan "Das Pizzastübchen" in Osnabrück ohne Erfahrungen aus dem Boden gestampft haben. Die beiden waren als Pizzalieferanten tätig und haben in ihrem Leben auch schon sehr viele Pizzen gegessen. Die Leidenschaft ist da, das ist doch schon mal was!

"Unsexy, Barkneipencharakter, kackbraune Wände"

Ein Garant für einen brummenden Pizzaladen mit Gästen, die sich die Finger ablecken, ist das freilich nicht und so bitten die gastronomischen Handwerker den Restauranttester, ihnen unter die Arme zu greifen.

Weiß, wie der Hase läuft - und kennt sich auch mit Pizza aus: Restauranttester Rach

Weiß, wie der Hase läuft - und kennt sich auch mit Pizza aus: Restauranttester Rach

(Foto: picture alliance / dpa)

"Das Pizzastübchen" schwächelt: Die Pizzen schmecken fade und sind so überladen, dass man sich dem Eindruck nicht erwehren kann, auf den Mafia-Torten liegt alles, was irgendwie aufzutreiben war: reichlich Sauce Hollandaise, undefinierbares Gedöns, auch ein paar verirrte Nudeln halten als Belag her. "Also, nein, das schmeckt nicht!", sagt Rach.

Auch das Ambiente des Lokals fasst der Sternekoch RACHfatz zusammen: "unsexy, Barkneipencharakter, kackbraune Wände". Wenn schon Tacheles, dann bei der Gelegenheit auch ruhig ein Wort zu den Outfits der Hobbyköche: "Kurze Hosen in der Küche - das geht gar nicht!" Wie so Vieles bald auch nicht mehr, wenn sich nicht schnell was ändert. Weil der Umsatz so mau ist, muss das Lokal schon von der 92-jährigen Großtante finanziert werden.

Ein bisschen erinnern die Kumpels an die diversen naiven Auswanderer, die sich ohne Konzept und Sprachkenntnisse in fremde Länder aufmachen, um dort erfolgreich durchzustarten. Weil Jan und Sascha italienische Pizza anbieten, dabei aber nicht den geringsten Schimmer haben, wie man italienische Pizza überhaupt richtig zubereitet, fliegt Rach mit den Ragazzi extra nach Neapel, um das Kredenzen der echten Spezialität von der Pike auf zu lernen.

"Weniger ist mehr!"

Mit heißen Italo-Gesten erklärt Rach, dass "weniger mehr ist". Der Sternekoch, der auch einen astreinen Fluglotsen abgeben würde, weiß genau, worauf es ankommt: gutes Pizzamehl, weniger Hefe, wertvolles Öl. Die beiden Ex-Pizzaboten sind ganz Ohr und lassen das Erlernte erstmal bei einem Bierchen sacken.

Zurück in Osnabrück wird die Pizzabude optisch aufgepimpt: freundlichere Farben, Bilder von Mutti, Italien und Oma an die Wand - das macht gleich viel mehr her!

Der Einfachheit halber erhält "Das Pizzastübchen" auch einen neuen Namen: "PizzAmici" - fertig ist die Pizzeria mit Pizzen nach traditioneller italienischer Art.

Die Wiedereröffnung ist ein Erfolg. Im Netz hat "PizzAmici" viele gute Bewertungen zufriedener Gäste. Das Essen sei lecker, die rechteckige Form so mancher Pizza sei außergewöhnlich und die Pizza mit Schinken, Feigen und Honig wäre der Kracher schlechthin.

"Pizza ist unsere Spezialität"

Auch die neue herzhafte Speisekarte liest sich fluffig. Doch es klingt auch übertrieben, wenn selbige mit dem Satz: "Pizza ist unsere Spezialität" aufmacht. Nichts gegen die Pizzen - die schmecken inzwischen bestimmt lecker.

Aber wenn traditionelle Pizzabäcker wie Francesco und Giovanni aus Napoli sagen, Pizza sei ihre Spezialität, ist das keine Behauptung und man sieht es an der langen Schlange geduldig Wartender vor dem Laden.

Aber Jan und Sascha, die bis vor ein paar Monaten noch nicht einmal wussten, wie man überhaupt den Teig richtig zubereitet, sind jetzt auch Spezialisten? Das ist in etwa so, wie heute jeder im Handumdrehen "ein Experte" ist. Frei nach dem Motto: Hey, ich war in meinem Leben genau ein Mal in Italien. Bis gestern hatte ich keine Ahnung von italienischer Pizza, heute ist sie meine Spezialität.

Aber Michael Corleone hatte am Anfang der "Der Pate"-Trilogie auch nicht den blassesten Schimmer von den Geschäften seiner Familie und stieg dennoch zu einem der gefürchtetsten Mafiosi der Filmgeschichte auf.

Quelle: ntv.de

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