Unterhaltung

Tatort "Adams Alptraum" Saarbrücken verzichtet auf Klamauk

Devid Striesow alias Hauptkommissar Stellbrink: Kein Hippie mehr, nur noch einfach ein weicher Kerl mit Umhängetasche.

Devid Striesow alias Hauptkommissar Stellbrink: Kein Hippie mehr, nur noch einfach ein weicher Kerl mit Umhängetasche.

(Foto: imago stock&people)

Nach der vernichtenden Kritik hat der Saarländische Rundfunk vieles an seinem Tatort verändert - und das war eine gute Entscheidung. In "Adams Alptraum" kommt Devid Striesow endlich in Form. Nun braucht er nur noch bessere Kollegen.

Hauptkommissar Stellbrink ist jetzt ein normaler Polizist, oder zumindest fast. Keine Meditationen mehr bei der Arbeit, keine Joints am Abend. Der Ermittler mit den Kapuzenpullis und den Schlabberhosen bleibt ein schräger Vogel, aber nur in einem Maß, das in deutschen Amtsstuben gerade noch toleriert werden würde. Schluss mit dem Oberhippie im Polizeipräsidium.

Das ist eine von vielen Korrekturen, die der Saarländische Rundfunk (SR) seinem Team Stellbrink/Marx für die dritte Folge "Adams Alptraum" verpasst hat. Der Sender hat offenbar seinen Plan begraben, aus Saarbrücken ein zweites Münster zu machen. Kein Wunder: Das neue Team stieß mit seinen klamaukigen Auftritten auf so viel Ablehnung wie wenige andere Tatort-Ermittler zuvor. Die Besucher der Fan-Seite "Tatort-Fundus" wählten die beiden ersten Fälle auf die Plätze 892 und 907 der Beliebtheitsliste - von 909 Tatort-Folgen, die seit 1970 gesendet wurden.

Am Personal hat der Sender trotz aller Kritik festgehalten. Das Drehbuch zu "Adams Alptraum" stammt von denselben Autoren wie das zum ersten Fall, Regisseur Hanno Salonen verantwortete alle Filme. Statt mit Slapstick versucht es der SR aber nun mit einem traditionellen Fernsehkrimi. Das führt zwar nicht zu einem Glanzstück, aber doch zu einem viel besser gelungenen Film.

Feingefühl statt Athletik

Die Geschichte dreht sich um einen brutalen Angriff in der Innenstadt. Ein Mob vermummter Männern prügelt einen Schwimmtrainer ins Koma, ausgerechnet, als dieser auf dem Rückweg von einer Ehrung für sein ehrenamtliches Engagement für Kinder ist. Unbekannte schmieren zeitgleich "Kinderficker" auf sein Auto. Die Ermittler Jens Stellbrink (Devid Striesow) und Lisa Marx (Elisabeth Brück) stehen vor schwierigen Fragen. War der beliebte Trainer wirklich pädophil? Und woher kamen die Prügler? "Das wird eine harte Nuss, die wir knacken müssen", prophezeit Stellbrück.

Das brisante Thema Pädophilie in Sportvereinen vertieft der Film nicht. Er liefert aber eine geschickt erzählte Kriminalgeschichte, die nebenbei auch von den dunklen Seiten der Internet-Kommunikation und dem Sinn einer Patientenverfügung erzählt - lauter weitere Reizthemen, die im Vorbeigehen behandelt werden.

Während des Films kommt Devid Striesow immer besser in Form. Der hatte als Kommissar keinen guten Start, ist aber ein starker Schauspieler und ein Charakterkopf. Ohne die Hippie-Eskapaden ist sein Kommissar nun einfach ein weicher Kerl mit Umhänge-Ledertasche und Vespa, der sich eher auf feinfühlige Gesprächsführung verlässt als seine athletischen Fähigkeiten. "Hallo, ich bin der Jens", stellt er sich fröhlich vor, wenn ihm jemand die Tür öffnet. Es ist kaum vorzustellen, dass dieser außergewöhnliche Typ nicht doch noch seine Anhänger unter den Tatort-Zuschauern finden wird.

Für den Rest gilt: Lieber nicht auffallen

Allerdings fehlt ihm weiter ein starker Gegenpart. Elisabeth Brück hat sich für ihre Darstellung der harten und kühlen Kommissarin Lisa Marx offenbar vor allem vorgenommen, möglichst wenig Mimik zu zeigen und bei jeder Gelegenheit die Arme vor dem Körper zu verschränken. Außerdem verzichtet sie beim Sprechen auf jede Betonung, wohl um die Coolness ihrer Figur zu illustrieren. Wie ein Textroboter rattert sie ihre Zeilen herunter. Diese Kommissarin wirkt so blass, dass von ihr nichts in Erinnerung bleibt als die roten Haare.

Auch der Rest des Ermittlerteams kann Striesow nicht das Wasser reichen. So geraten die Dialoge im Polizeipräsidium arg hölzern - möglicherweise liegt das auch an der Verunsicherung im Team nach der vernichtenden Kritik an den ersten Folgen. Sandra Steinbach musste für ihre überspitze Darstellung der Staatsanwältin viel Häme einstecken und hat sich fürs Erste darauf verlegt, nicht negativ aufzufallen. Horst (Hartmut Volle), der Leiter der Spurensicherung, hält ermüdende Vorträge zum Ermittlungsstand. Manchmal schreien sich die Ermittler dann plötzlich an, ohne dass man den Grund versteht, und es ist zu befürchten, dass die Schauspieler ihn auch nicht kennen.

Mehr Schwung in diese Polizeitruppe zu bringen, ist die größte Herausforderung dieses Tatorts. Vielleicht gelingt das ja beim vierten Fall. Die Episode mit dem Titel "Weihnachtsgeld" muss vielversprechend sein: Sie hat kürzlich den Wettbewerb innerhalb der ARD-Filmtochter Degeto um den begehrten Sendeplatz an Weihnachten 2014 gewonnen.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen