Unterhaltung

Ein Personen-NSA Sherlock kehrt nach langer Pause zurück

Kann sich vor Rollenangboten momentan kaum retten: Benedict Cumberbatch.

Kann sich vor Rollenangboten momentan kaum retten: Benedict Cumberbatch.

(Foto: dpa)

Endlich weitere Folgen der britischen Krimiserie, juchhuh! Auch die sind wieder meilenweit entfernt von der Standard-Krimikost von Bella Block bis Barnaby. Trotzdem ist ungewiss, ob es eine weitere Fortsetzung geben wird.

Die BBC hat bei der Besetzung von "Sherlock" ein fast zu gutes Händchen bewiesen. Beide Hauptdarsteller haben seit der ersten Staffel vor vier Jahren große Filmkarriere gemacht. Benedict Cumberbatch, der den Sherlock spielt, hat den Durchbruch in Hollywood geschafft, Martin Freeman (Dr. Watson) lieh dem "Hobbit" sein ehrliches und zuversichtliches Gesicht. Bei den Dreharbeiten traf er übrigens auch auf Cumberbatch, der in der Nebenrolle des Nekromanten zu sehen ist.

Man sollte also nicht zu enttäuscht sein, dass es zwei Jahre bis zur dritten "Sherlock"-Staffel gedauert hat, sondern lieber froh, dass die Serie überhaupt fortgesetzt wird. Die BBC hat nun endlich drei weitere Episoden in Spielfilmlänge produziert, die über Himmelfahrt erstmals im deutschen Fernsehen ausgestrahlt werden. Und vielleicht hat die Wartezeit auch ihr Gutes: Nach langer "Sherlock"-Pause sieht man noch einmal mit neuen Augen, wie sehr diese Serie aus dem Krimi-Einerlei hervorsticht. Auch die neuen Filme sind voll von überraschenden bis waghalsigen Wendungen und außergewöhnlichen Ideen – und sie bestechen durch einen geschickten Umgang mit der berühmten Vorlage, die ins zeitgenössische London verlegt wird. Kurz: "Sherlock" ist weiter meilenweit entfernt von der Standard-Krimikost von Bella Block bis Barnaby.

Holmes muss seine Rückkehr erklären

Die beiden wichtigsten Handlungselemente haben die Serienerfinder Steven Moffat und Mark Gatiss wieder bei den Originalgeschichten von Arthur Conan Doyle entlehnt. Da ist zum einen der Umstand, dass Sherlock tot ist. Wir erinnern uns: Am Ende der zweiten Staffel hatten die Zuschauer gemeinsam mit Dr. Watson gesehen, wie der Detektiv zwar nicht wie das literarische Vorbild in einen Wasserfall, aber immerhin von einem Hochhaus gestürzt war. Nach seiner Rückkehr muss Holmes erklären, wie er diesen Sturz überleben konnte. Das inspiriert die Serie zu einem geschickten Spiel mit Wahrheit und Dichtung. Die noch größere Herausforderung für den Detektiv ist, dass Dr. Watson in den zwei sherlockfreien Jahren eine Frau kennen gelernt hat, die er nun heiraten will. Deshalb steht die Lebens- und Arbeitsgemeinschaft an der Baker Street 221b vor dem Aus.

Total beliebt und ausgebucht: Benedict Cumberbatch.

Total beliebt und ausgebucht: Benedict Cumberbatch.

(Foto: dpa)

Grandios gelungen ist wieder, wie man dem Detektiv beim Denken zuschauen kann. An der ersten Staffel war die originelle Idee gelobt worden, dass der Inhalt von SMS in Szenen eingeblendet wurde, während die Protagonisten sie lesen. Diesen Einfall hat die Serie immer weiter entwickelt: Wenn Sherlock Holmes Tatorte untersucht, ploppen nun an den Gegenständen die Begriffe auf, die er schlussfolgert. Sehr löblich, dass diese Texteinblendungen für die deutsche Fassung übersetzt wurden. Auch sonst hat man nach neun Spielfilmen noch nicht den Eindruck, dass sich die Serie abnutzt. Einziger Kritikpunkt: Es gibt in dieser Staffel zu viel Klamauk, vor allem in der zweiten Folge, in der die Hochzeit von Watson erzählt wird. In der Nacht vor der Vermählung werden Holmes und Watson zu Sauf-Buddys – und Holmes trottelig. Das passt nun wirklich nicht zum größten und sozial unverträglichsten Detektiv der Welt.

Sherlock wird zur Ein-Personen-NSA

Kennern der Originalgeschichten von Arthur Conan Doyle bereiten die Filme zusätzliche Freude. Sie erleben ein hochintelligentes Spiel mit der literarischen Vorlage. Viele Dialoge, Szenen und Motive sind vom Original inspiriert, an anderen Stellen nimmt sich die Serie die Freiheit, die Geschichte zu modernisieren oder ganz anders zu erzählen. So wird zum Beispiel das "Flohnetzwerk" aus Obdachlosen, das Sherlock Holmes durch London schickt, zu einer Anspielung auf die Snowden-Enthüllungen. Im London des 21. Jahrhunderts lässt der Detektiv seine Informanten nach fast unsichtbaren Kontakten und Reisebewegungen von Verdächtigen Ausschau halten. Das Supergehirn Holmes wertet als eine Art Ein-Personen-NSA die Riesenmenge von Daten aus, um Hinweise auf einen nahenden Terroranschlag zu erhalten.

Das Ende der Staffel – das kann man ohne Spoiler verraten – deutet darauf hin, dass die Macher fest mit einer Fortsetzung rechnen. Angeblich ist ein Special geplant, es soll aber auch schon ein Konzept für zwei weitere Staffeln vorliegen. Entscheidend ist offenbar, ob die Hauptdarsteller weiter mitarbeiten wollen. Fans der Serie können also nur darauf hoffen, dass deren Filmkarrieren nicht zu gut laufen.

"Sherlock – Der leere Sarg", (ARD, Teil zwei und drei am 8. und 9. Juni)

Quelle: ntv.de

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