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"Breakfast Club" & "Brat Pack" Was macht eigentlich Molly Ringwald?

Pretty in Lila: Molly Ringwald taucht nur selten auf roten Teppichen auf.

Pretty in Lila: Molly Ringwald taucht nur selten auf roten Teppichen auf.

(Foto: imago stock&people)

Mitte der 1980er-Jahre gab Molly Ringwald einer ganzen Generation ein Gesicht. Von den Regisseuren John Hughes und Howard Deutch in Szene gesetzt, verkörperte die damals erst Sechzehnjährige den Zeitgeist einer gesamten Jugendkultur.

Jedes Lebensgefühl hat seine Zeit, jede Generation ihre Helden. Auch wenn mit dem Älterwerden die Erinnerungen und Gefühle an die Jugend allmählich verblassen, so sind es doch die Momente, in denen man gelacht und geweint hat, die einen nachhaltig prägen.

Privat ist alles total pretty: Molly Ringwald mit ihren Mann Panio Gianopoulos und ihren Töchtern Enri (l) und Adele Panio Gianopoulos.

Privat ist alles total pretty: Molly Ringwald mit ihren Mann Panio Gianopoulos und ihren Töchtern Enri (l) und Adele Panio Gianopoulos.

(Foto: imago stock&people)

Wird man beim Anblick alter Fotos mit seinem damaligen Klamottenstil und dem Haarschnitt, der in jenen Tagen als coolste Frisur überhaupt galt, konfrontiert, schüttelt man sich unweigerlich vor Lachen. Hin und wieder tauchen in diesem Zusammenhang Idole aus der Kindheit auf, an die man Jahrzehnte nicht mehr gedacht hat. Eines davon ist die bezauernde Molly Ringwald.

Mit "Sixteen Candles" (deutscher Titel: "Das darf man nur als Erwachsener") wurde 1984 eine neue Art von Jugendfilm losgetreten. Produzierte Hollywood seinerzeit für das junge Publikum im engsten Rahmen nur sinnfreie Komödien und unterhaltsame Horrorfilme, so öffnete die Teenie-Komödie "Sixteen Candles" das Tor in eine andere Welt. Jugendliche bekamen durch die von Molly Ringwald dargestellte sechzehnjährige Samantha Baker, deren Eltern ihren Geburtstag wegen der Hochzeitsvorbereitungen ihrer älteren Schwester vergessen haben, ein neues und relevantes Profil.

Der Debütfilm des Regisseurs und Drehbuchautors John Hughes entfernte sich von den üblichen Klischees und gab seiner jugendlichen Protagonistin eine Seele. Hughes nahm die jungen Menschen ernst und verstand sie nicht nur als filmisches Beiwerk. Das Erwachsenwerden und die Pubertät wurden im Kino zu einer festen Größe. Molly Ringwald war das erste Gesicht dieser neuen Strömung, die sich fast ein Jahrzehnt fortsetzen sollte.

"Brat Pack" statt "Rat Pack": Aus Schurken werden Bälger

Bei den Feierlichkeiten zum 25. Jubiläum von "Breakfast Club".

Bei den Feierlichkeiten zum 25. Jubiläum von "Breakfast Club".

(Foto: imago stock&people)

Die Filmemacher John Hughes und Howard Deutch schufen mit "The Breakfast Club", "Ferris macht blau", "Pretty in Pink", "Ist sie nicht wunderbar?" und "She is having a Baby" in den 80ern das filmische Rückgrat dieses neuen Jugendfilms. Auch wenn die Struktur dieser Filme oft komödiantisch angelegt war, so ging es in ihrer Kernaussage immer um Themen wie den Lebenssinn, um die Frage nach dem richtigen Platz in der Gesellschaft und darum, wie Verantwortung funktioniert.

Weil in vielen Hughes/Deutch-Filmen oft dieselben Jung-Schauspieler agierten, die ebenfalls in anderen Produktionen zusammen mitwirkten und sich auch privat als Gruppe verstanden, gaben ihnen die Medien bald den Beinamen "Brat Pack" ("Bälger-Rudel"). Der Name "Brat Pack" versteht sich als Anlehnung an das "Rat Pack", das im engeren Sinne aus den Entertainment-Legenden Frank Sinatra, Sammy Davis jr und Dean Martin bestand.

Molly Ringwald zählte, wie auch Emilio Estevez, Andrew McCarthy und Demi Moore, zum inneren Kern dieser Gruppe, zu der damals auch Hollywood-Größen wie Robert Downey jr, Sean Penn oder Kiefer Sutherland gehörten. Einige der damaligen Jung-Mimen verstanden die Bezeichnung "Brat Pack" auch als Beleidigung, die ihr Ansehen in der Öffentlichkeit negativ assoziierte. Manche gingen sogar noch weiter und behaupteten, dieser Spitzname sei verantwortlich für ihren Karriereknick, wenn nicht gar für das Ende ihrer schauspielerischen Laufbahn.

Was Miss Molly betraf, so entzog sie ihrem Hollywood-Sternchen selbst die Leuchtkraft, indem sie lukrative und prestigeträchtige Projekte ausschlug.

"Pretty in Pink" will nicht "Pretty Woman" sein

Auch Emiliio Estevez (r) gelang der Durchbruch nicht so ganz (Szene aus "Breakfast Club", 1985)

Auch Emiliio Estevez (r) gelang der Durchbruch nicht so ganz (Szene aus "Breakfast Club", 1985)

(Foto: imago stock&people)

Als Regisseur Garry Marshall Ende der 80er den weiblichen Hauptpart für seinen Film "Pretty Woman" mit Richard Gere suchte, klopfte er auch bei der kleinen Molly an die Tür. Doch die süße Rothaarige hatte kein rechtes Interesse an einer weiteren Liebesgeschichte. Auch der Gedanke, eine Prostituierte zu spielen, bereitete ihr Unbehagen. Filmemacher Jerry Zucker versuchte ebenfalls vergebens, Fräulein Ringwald für seine Geister-Romanze "Ghost – Nachricht von Sam" mit dem 2009 verstorbenen Patrick Swayze zu besetzen. Demi Moore sagte dafür ja.

Das Mädchen, dem es gelang, den 80ern ihren ganz eigenen, persönlichen Stempel aufzudrücken, verpasste damit die Gelegenheit, dies auch in den 90ern zu tun. Ob sie diese Entscheidung aus Kalkül oder aus dem Bauch heraus traf, sei dahingestellt. Molly Ringwald verschwand fortan aus dem öffentlichen Interesse, nur gelegentlich blitzte ihr Name in kleinen direkt für den Video-Markt produzierten Filmchen auf.

Ein Mini-Comeback hatte sie 2008 in "The Secret Life of the American Teenager". In der Serie, die bis 2013 im US-Fernsehen ausgestrahlt wurde, spielte sie die Rolle der Anne Juergens, die sich als Mutter zweier Mädchen mit deren Alltag als Teenager herumschlagen muss. Ringwald stellte nun sozusagen den elterlichen Gegenpol zu den Teenager-Rollen aus den Anfängen ihrer Karriere dar.

Schrullige Typen, hässliche Schwäne und ein Buch

Vielseitig talentiert ist sie ja ....

Vielseitig talentiert ist sie ja ....

(Foto: imago stock&people)

2010 schrieb Ringwald ihr erstes Buch. "Getting the Pretty Back" thematisiert ihre Erfahrungen als Mädchen, Ikone und Frau, die selbst mittlerweile Mutter von drei Kindern ist. Der internationale Durchbruch blieb ihr mit ihrem Debüt als Schriftstellerin bisher versagt.

Doch die Schauspielerin hat noch ein weiteres Talent. Ringwalds Vater, ein Jazz-Pianist, legte der kleinen Molly bereits in frühen Kindertagen die Liebe zur Musik ans Herz. Aber erst 2013, im Alter von 45 Jahren, erfüllte sie sich einen Lebenstraum und veröffentlichte mit "Except Sometimes" ihr erstes musikalisches Werk. Das Album im Stil der Jazz-Musik enthält auch eine Cover-Version des Songs "Don’t You (Forget About Me)" der schottischen Band Simple Minds. Ringwald widmete den Song, der Teil des Soundtracks von "The Breakfast Club" war, dem 2009 verstorbenen Regisseur, Produzenten und Drehbuchautoren ihrer größten Kino-Erfolge, John Hughes. Damit schließt sich der Kreis.

Abseits des Hollywood-Trubels ist es Ringwald gelungen, ihr Leben ganz nach ihren eigenen Wünschen zu gestalten. Die Gefahren des Ruhms und des oft auf ihn folgenden Vergessens hat sie erfolgreich gemeistert. Ein Umstand, den sie leider nicht mit all ihren ehemaligen Gefährten des "Brat Pack" teilt.

Die Charaktere der Hughes/Deutch-Filme waren, obwohl sie durch ihr Auftreten, ihre Klamotten und Meinungen immer ein bisschen wie Ausgestoßene wirkten, ein Spiegel der Gesellschaft. Die Jungs und Mädels waren extrem rebellisch, aber auch sehr verletzlich. Man konnte sich als Jugendlicher sofort mit ihnen identifizieren. Durch ihre aufrichtige und leicht unschuldig, aber nie naiv wirkende Schauspielerei hinterließ Ringwald einen bleibenden Eindruck in den Herzen und Köpfen einer ganzen Generation von Kinogängern.

Am 18. Februar 2014 wurde die "Pretty in Pink"-Darstellerin 46 Jahre alt - kein Alter, um das Schauspielern vollends aufzugeben.

Quelle: ntv.de

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