"Sing meinen Song" - Runde sechs Weniger ist mehr
05.06.2018, 22:06 Uhr
		                      Das war ihr Abend: Leslie Clio.
(Foto: MG RTL D / Markus Hertrich)
Vom Küken zur Ton angebenden Stallkönigin: Mit ihrer unbekümmerten Frische macht Leslie Clio ihren erfahrenen "Tauschkonzert"-Kollegen bei "Sing meinen Song" ordentlich Feuer unterm Hintern. Gut so!
"Leslie Clio ist ein bisschen anders als die anderen", stellt Johannes Strate fest. Ja, da ist durchaus was dran. Bereits die öffentlich bekannten Briefkopf-Fakten der gebürtigen Hamburgerin mit dem ansteckenden Lächeln und der kindlich-wahnwitzigen Aura unterscheiden sich grundlegend von denen der anderen Kandidaten. Drei Alben, ein Hit und eine Echo-Nominierung: Leslies bisherige Erfolgsstory präsentiert sich überschaubar.
Authentizität, Mut und Frische
Die Damen und Herren Roos, Holofernes, Gold und Co haben da natürlich ganz andere Pakete am Start. Jahrelange Erfahrung und goldene Schallplatten en masse sind aber keine entscheidenden Kriterien, wenn es am Ende des Tages um die magische Verbindung zwischen Künstler und Publikum geht. Viel wichtiger sind Authentizität, Mut und eine Prise Frische, die dem großen, bereits millionenfach servierten Ganzen einen gewissen "Kick" mit auf den Weg geben. Und genau in diesen Bereichen gibt Leslie Clio - umgeben von erfolgsverwöhnten Hit-Abonnenten und Branchen-Sauriern - definitiv den Takt vor.
Nicht nur zwischen den musikalischen Auftritten des "Leslie-Clio-Bestimmer-Abends" fühlt man sich daheim vor der Mattscheibe als Freund von witzig und keck offerierten Biografie-Anekdoten bestens unterhalten. Auch auf der Bühne geht, dank eines abwechslungsreichen und künstlerisch wertvollen Original-Fundaments, endlich mal so richtig die Post ab.
Endlich holt einen die Musik ab
Bereits der knarzige Groove-Pop-Einstieg von Schlangentänzer Mark Forster haut nicht nur im fernen Südafrika alle von den Socken ("I Couldn't Care Less"). Auch der von Judith Holofernes ins B-52s-meets-Bangles-Universum katapultierte Klang-Loveletter "To Be With You" hinterlässt große Spuren.
Schnell wird klar: Heute drängen sich nicht nur Internatsgeschichten, Weltreise-Erinnerungen und obligatorische Wo-kommste-her-wo-willste-hin-Plaudereien ins Rampenlicht. Nein, heute holt einen endlich auch mal die Musik ab.
Mary Roos im walzerischen Bond-Pop-Modus ("Sister Sun Brother Moon") und Marian Gold als fleischgewordene Sound-Schnittstelle zwischen Pavarotti, David Bowie und Meat Loaf ("Gamechanger") ernten ebenso stehende Ovationen wie ein zwischen Johnny Cash und William Fitzsimmons pendelnder Rea Garvey, der mit Barhocker und Akustikklampfe alte Straßenmusiker-Vibes wieder aufleben lässt.
Strate macht auf Hartwurst-Hose
Der cliosche Frische-Input führt an diesem Abend sogar dazu, dass der bis dato in ermüdenden Weder-Fisch-noch-Fleisch-Bereichen performende Johannes Strate einen auf dicke Hartwurst-Hose macht und alle südafrikanischen Wildtiere im Umkreis von 100 Kilometern mit einem Metalcore-Brunftschrei beinahe zu Tode erschreckt ("Damage Done").
Nach dem die Ohrenfelle aller Anwesenden wieder geflickt sind, darf der Revolverheld auch noch ganz Wacken-like an der feierlich überreichten "Song-des-Tages-Konfettikanone" rumrubbeln. Peng macht's! Alle sind happy. Alle sind froh. Vor allem Leslie Clio grinst wie ein blondes Honigkuchenpferd. Und das auch völlig zu Recht. Den alten Hennen und Gockeln hat das Küken heute mal so richtig "Freshness"-Feuer unterm Hintern gemacht. Wurde aber auch Zeit.
Quelle: ntv.de