Unterhaltung

Dresdner "Tatort" - Schnellcheck Wenn die Versicherung nicht zahlt

Schnabel (Martin Brambach) befragt den Tatverdächtigen Fabian Rossbach (Sascha Göpel).

Schnabel (Martin Brambach) befragt den Tatverdächtigen Fabian Rossbach (Sascha Göpel).

(Foto: MDR/Wiedemann & Berg/Gordon Mueh)

Der Chef ist chronisch auf 180, der große Konzern behumst den kleinen Mann und das mit der Liebe haut auch nicht so richtig hin. "Auge um Auge" ist wie das Kleingedruckte der Versicherungspolice: Unübersichtlich, verwirrend und wenig unterhaltsam.

Das Szenario

Auf den großzügigen Fluren, oder besser gesagt, in den Hangar-großen Büros des Versicherungskonzerns Alva geht es drunter und drüber. Cordula Wernicke (Ramona Kunze Libnow), viel zu lange dabei und schon alles gesehen, ist in Sichtweite des Ruhestands völlig aufgerieben, woanders ist man im Team viel zu intim miteinander und ganz oben in der Chefetage, wo die Office-Lofts so überdimensioniert sind, dass man vor lauter Hall kaum etwas versteht, ist man sich auch uneins. Als schließlich Oberboss Heiko Gebhardt (Alexander Schubert) vom gegenüberliegenden Hochhaus aus erschossen wird, scheint das seinen Kompagnon Rainer Ellgast (Arnd Klawitter) gar nicht zu kümmern. Das Geschäft muss laufen, Weihnachten steht vor der Tür und überhaupt: Wann wird die Leiche weggeräumt? Kein leichter Fall für die Kommissarinnen Sieland (Alwara Höfels) und Gorniak (Karin Hanczewski), die zudem mit Privatleben, ihrem dauerhaft überhitzten Chef, Kommissariatsleiter Schnabel (Martin Brambach), und dem Dasein als solchem genug um die Ohren haben.

Die eigentliche Botschaft

Das Ehepaar Böhlert (Peter Schneider und Marie Leuenberger) demonstriert vor der Versicherungsfirma ALVA.

Das Ehepaar Böhlert (Peter Schneider und Marie Leuenberger) demonstriert vor der Versicherungsfirma ALVA.

(Foto: MDR/Wiedemann & Berg/Gordon Mueh)

Der Message-Dreierpack: Wer sich Alva versichert, der hat restlos ausgekichert. Der kleene Mann zahlt immoar druff. Und früher durfte man noch überall rauchen.

Darüber wird in der Mittagspause geredet

Wahrscheinlich ist es wieder einmal Zeit für private Anekdoten aus dem "Das ist mir auch schon passiert"-Segment. Jeder hat sein Scherflein mit überhöhten Versicherungsbeiträgen zu schultern, hat nicht oder nur unzureichend ausgeglichene, zähe Schadensfälle erlebt und schier unverständliche Policen-Pamphlete, zentimeterdick und voll verwirrender Paragraphen, daheim im Aktenschrank. Auch ein mögliches Thema: Warum der auf den Versicherer-Kontext ausgerichtete Fall so ungelenk mit dem Flüchtlingsthema verdrahtet werden muss und ob Konzernbosse wohl wirklich als Weihnachtsmann am Glühweinstand arbeiten. Ho-Ho-Ho!

Der Plausibilitätsfaktor

ALVA Mitarbeiterin Wernicke (Ramona Kunze-Libnow) wird von ihrer Kollegin Claudia Bischoff (Isabell Polak) beobachtet.

ALVA Mitarbeiterin Wernicke (Ramona Kunze-Libnow) wird von ihrer Kollegin Claudia Bischoff (Isabell Polak) beobachtet.

(Foto: MDR/Wiedemann & Berg/Gordon Mueh)

Auf die Gefahr hin, dass man sich wiederholt: Die Ausgangslage ist durchaus plausibel, übersteht das Großthema "Ärger mit der Versicherung" den Realitätscheck doch mit Leichtigkeit. Nur das Drumherum, das ständige Drama um nichts oder alles, wirft dem Plot Stöckchen im Dutzend zwischen die Speichen.

Der Chef ist ein Hobby-Rassist, im Rollstuhl macht man immer ein trauriges Gesicht und wenn der Freund dich einmal hängen lässt, dann ist es aus mit der Liebe. Alles für sich sicher plausibel, in der Alles-muss-mit-rein-Montage aber spaßbefreit und klischeebeladen, vom Vorstand im roten Mantel über den Computer für das Flüchtlingsmädchen bis zu den Ressentiments des hyperventilierenden Schnabels.

Die Bewertung

3 von 10 Punkten. Eigentlich der perfekte Plot für einen kritisch-realistischen Fall, krankt die Umsetzung jedoch durchweg an Over-Acting, Under-Acting und zu viel lose flatterndem Subplot-Gedöns.

Quelle: ntv.de

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