"Uns gefällt nicht, was läuft" Zweite Autopsie von Jackson
28.06.2009, 09:00 UhrDie Familie von Popstar Michael Jackson hat eine zweite Autopsie vornehmen lassen. Vater Joe Jackson fordert eine rückhaltlose Aufklärung der Todesumstände. Die Familie erhebt auch Vorwürfe gegen den Privatarzt.
Die zweite Autopsie ist nach einem Bericht der "Los Angeles Times" bereits abgeschlossen. Ergebnisse wurden noch nicht bekannt. Das Blatt schrieb unter Berufung auf den früheren Chefleichenbeschauer der Stadt New York, Michael Baden, dass die Familie damit schneller mehr Informationen bekommen könne, als es nach der offiziellen Autopsie möglich sei. Ein privater Pathologe könne mit Hilfe eines privaten Labors innerhalb von ein bis zwei Wochen zu Resultaten kommen.
Die offizielle Obduktion am Freitag war ohne endgültiges Ergebnis geblieben. Dieses soll erst in vier bis sechs Wochen vorliegen. Gewalt als Todesursache schloss die Polizei aber bereits aus. Der 50-jährige Jackson war am Donnerstagabend in seiner Villa in Los Angeles zusammengebrochen und kurz darauf gestorben.
"Die Wahrheit muss noch herauskommen", sagte der Vater Joe Jackson laut Medienberichten. "Uns gefällt nicht, was läuft". Zugleich rief er die Fans des Musikstars auf, nicht zu verzweifeln. Der Schmerz könne nicht in Worte gefasst werden, hieß es am Samstag in einer Erklärung von Joseph Jackson. "Aber bitte verzweifelt nicht, denn Michael wird in jedem Einzelnen von euch weiterleben." Die Fans sollten seine "Botschaft" weiterverbreiten und so sein "Vermächtnis" unsterblich machen.
Familie und Freunde führen Jacksons plötzlichen Tod auch auf dessen starken Medikamentenkonsum zurück. Ein früherer Manager Jacksons machte "kriminelle" Ärzte für den Tod des "King of Pop" verantwortlich. Spekulationen ranken sich auch um eine letzte Morphiumspritze, die Jackson etwa eine halbe Stunde vor seinem Herzstillstand von seinem Leibarzt Conrad Murray bekommen haben soll.
Rolle des Arztes hinterfragt
Der US- Bürgerrechtler Jesse Jackson, ein enger Freund der Familie, sagte nach einem Besuch, die Angehörigen seien beunruhigt, weil sich Murray einem Gespräch mit ihnen entziehe. "Wann kam der Doktor? Was machte er? Gab er ihm eine Spritze? Und wenn ja, was für eine?", fragte Jackson.
Murray, der den Star ständig begleitete, hatte ihn nach dem Zusammenbruch wiederzubeleben versucht. Die Polizei beschlagnahmte später das Auto des Herzspezialisten, nannte ihn aber ausdrücklich nicht verdächtig. Inzwischen hat sich Murray einen Staranwalt gesucht.
Die Sprecherin Murrays, Miranda Sevcik, teilte mit, dass der Kardiologe am Samstag zum zweiten Mal von der Polizei in Los Angeles befragt wurde. Bei dem Gespräch in Begleitung eines Anwalts sei es darum gegangen, "einige Ungereimtheiten" im Zusammenhang mit dem plötzlichen Tod des Popstars aufzuklären. Die Ermittler betrachteten Murray "in keiner Weise als Verdächtigen", sondern als Zeugen der Tragödie.
Laut dem von der Feuerwehr in Los Angeles veröffentlichten Notruf, der kurz nach Jacksons Zusammenbruch von seinem Wohnsitz abgesetzt worden war, war Jacksons persönlicher Arzt als einziger bei ihm, als der Popstar zusammenbrach. Murray habe sich seitdem in Los Angeles aufgehalten, stellte seine Sprecherin klar. Er sei im Rettungswagen mit ins Krankenhaus gefahren und habe sich mehrere Stunden dort aufgehalten, um die Familie des Popstars zu trösten. Sie kündigte an, der Arzt werde weiter mit der Polizei zusammenarbeiten.
Kindermädchen: Oft musste ich ihm den Magen auspumpen
Das frühere Kindermädchen von Jacksons drei Kindern, Grace Rwaramba, sagte indes , Jackson sei abhängig von Schmerzmitteln gewesen. "Oft musste ich ihm den Magen auspumpen. Er hat immer alles durcheinander genommen", sagte die aus Ruanda stammende 42-Jährige der "Sunday Times". "Einmal war es so schlimm, dass ich den Kindern verboten habe, ihn zu sehen." Rwaramaba, die Ende Dezember von Jackson entlassen wurde, sagte außerdem der "News of the World", sie fürchte um die Zukunft der Kinder.
Die Angehörigen begannen derweil mit den Planungen für Jacksons Beerdigung. Nach Angaben des Pastors Al Sharpton erwägen sie eine Reihe zeitgleicher Trauerkundgebungen auf der ganzen Welt, um an den einstigen Ruhm des "King of Pop" zu erinnern. Die Familie ist nach Angaben Sharptons empört darüber, dass die Berichterstattung nach seinem Tod sich vor allem auf die Vorwürfe der Kindesmisshandlung und Jacksons Finanzprobleme konzentrierte
"Vor Glück gestrahlt"
Unterdessen widersprachen die Organisatoren von Jacksons geplanter Comeback-Tour Berichten, der Sänger sei in den den Tagen vor seinem Tod gebrechlich gewesen. Jackson habe 24 Stunden vor seinem Tod bei den Proben für seine Londoner Konzerte "vor Glück gestrahlt", sagte Randy Phillips von der Konzertagentur AEG Live der "Los Angeles Times". Der an den Proben beteiligte Zauberer Ed Alonzo sagte, Jackson habe nicht einmal Pause gemacht um Wasser zu trinken. "Er sah großartig aus und war voller Energie."
Auch der US-Bürgerrechtler Jesse Jackson sagte dem TV-Sender CNN, der Sänger habe drei Stunden täglich trainiert und danach noch drei Stunden getanzt. Michael sei "obenauf" gewesen und habe sich gut gefühlt.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa/AP/rts