Kino

Zeitgenössischer Zickenkrieg Cinderella erlebt Renaissance

Die bösen Stiefschwestern sind im Film gar nicht mal so hässlich.

Die bösen Stiefschwestern sind im Film gar nicht mal so hässlich.

(Foto: AP)

Der Regisseur gibt seinen Märchenfiguren ein Eigenleben: Er zeigt, warum die böse Stiefmutter so böse ist und die Töchter so hässlich. Sie alle haben Sorgen wie du und ich - gebrochenes Herz, finanzielle Engpässe. Vor Eifersucht ist niemand gefeit.

Helena Bonham Carter hat sich in ihrem Kostüm als gute Fee "wie eine wandelnde Stehlampe" gefühlt. 4000 LED-Lampen brachten ihr Kleid aus 130 Meter Stoff zum Leuchten. Ein Techniker musste die weiße Robe mit silbernen Flügeln einschalten. Von Cinderellas wasserfarbenblauem Ballkleid wurden unterdessen neun Modelle gefertigt, mit mehr als fünf Kilometer Säumen und 10.000 Kristallen. "Die Kleider spielten fast mehr als man selbst", sagte Darstellerin Lily James bei der Vorstellung des Films, der im Wettbewerb der Berlinale außer Konkurrenz lief. "Das war schon ein bisschen Magie."

Das süße Aschenputtel kann auch anders!

Das süße Aschenputtel kann auch anders!

(Foto: AP)

Regisseur und Schauspieler Kenneth Branagh ("Hamlet", "Kommissar Wallander") hat bei seiner Realverfilmung des Aschenputtel-Märchens in die Vollen gegriffen. Er machte eine knallbunte Explosion der Farben aus dem Klassiker, inszenierte diesen leicht - und oftmals sehr witzig. Alles ist ein Tick zu viel. Und vieles ist nicht aus dem Computer, sondern wurde real gebaut - etwa der berühmte Ballsaal.

Für die riesigen Kerzenhalter wurden 5000 Kerzen handgefertigt, jede musste einzeln angesteckt werden. Märchenhaft ist auch die Besetzung mit Oscar-Preisträgerin Cate Blanchett, Lily James - bekannt als aufsässige Lady Rose aus "Downton Abbey" - und Richard Madden, in "Game of Thrones" der König des Nordens.

Feinstes TechniColor wie in den 1950er-Jahren.

Feinstes TechniColor wie in den 1950er-Jahren.

(Foto: AP)

Als Disneys Zeichentrickfilm 1950 erstmals ins Kino kam, spielte er 34 Millionen US-Dollar ein. Ein Jahr später bekam er bei der Berlinale einen Goldenen Bären. Mehrfach musste Branagh schon die Frage nach dem Warum der Neuverfilmung beantworten. "Zeit für eine Wiederentdeckung", betont der Brite. Ihm gehe es um das Menschliche und "die psychologische DNA der Story".

65 Jahre später will er komplexe, dreidimensionale Figuren zeigen. "Was den Film modern und zeitgenössisch macht, ist die Psyche der Charaktere", sagt auch Blanchett, die im Film umwerfend böse die Stiefmutter Lady Tremaine gibt. Man soll verstehen können, warum Cinderella nicht das Weite suche, sondern im Haus ihrer Eltern bleibe.

Branagh wollte Güte "cool und sexy darstellen"

Selbst die böse Stiefmutter bekommt bei dem zum Ritter geschlagenen Branagh menschliche Züge. Sie belauscht ein Gespräch zwischen Ella und ihrem Vater, in dem sich beide gestehen, wie sehr sie Mutter und Frau vermissen. Der Stich sitzt tief und die grüne Kleider tragende böse Stiefmutter wird noch gemeiner. Und Grün ist schließlich die Farbe der Eifersucht. Branaghs Film hat zudem etliche amüsante Dialoge: "200 Jahre ist das Haus alt? Und ihr habt nie renoviert?", fragen die prolligen Stiefschwestern beim Einzug.   

Macht auch im Kittel was her: Lily James.

Macht auch im Kittel was her: Lily James.

(Foto: AP)

Ansonsten ist die Story wohlbekannt: Ella wird zur Waise und von ihrer Stiefmutter und den Stiefschwestern Drizella und Anastasia gemobbt. Sie wird unters Dach verbannt, als Magd missbraucht, Cinderella getauft. "Sei mutig und freundlich" - das schärfte ihre Mutter ihr auf dem Sterbebett ein und so geht Ella selbstbewusst und graziös durchs Leben, immer ein Lächeln auf den Lippen. Ihn habe auch gereizt, wie man "Güte cool und gleichzeitig sexy darstellen kann", sagt Branagh.

Bei einem Ausritt trifft Cinderella auf den Prinzen (Madden). Sie hält "Mr. Kit" für einen Azubi des Königs, er lässt sie in dem Glauben. Weil er aber auf der Stelle verzaubert ist von Cinderellas klugen Äußerungen und die unbekannte Schöne wiedersehen will, lädt er alle jungen Frauen des Königsreiches zum Ball.

Während sich die Stiefschwestern bis über das allerletzte Maß des guten Geschmacks aufstylen, darf Cinderella nicht ausgehen. Lady Tremaine zerfetzt ihr vorsichtshalber noch rasch das Kleid.

Am Ende wird natürlich alles gut, die Fee verhilft Cinderella zum Ballbesuch und einem Auftritt, der ganz großes Kino ist. Der Prinz und sie haben sich in Branaghs Neuauflage bei ihrem Wiedersehen sogar richtig viel zu sagen. Da willigt schließlich auch der König ein, seinem Sohn keine Zwangsheirat aufzubürden. Alles in Butter also.

Und wenn es nicht so gekommen wäre, ist sich der Regisseur mit Blick auf seine Version des Märchens sicher, dann "wäre Cinderella auch ohne den Prinzen glücklich geworden".

"Cinderella" startet am 12. März in den deutschen Kinos

Quelle: ntv.de

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