Kino

Mark Wahlberg kämpft als "Lone Survivor" Helden mit blutigen Gesichtern

"Lone Survivor": Mark Wahlberg kämpft in Afghanistan gegen eine Übermacht der Taliban an.

"Lone Survivor": Mark Wahlberg kämpft in Afghanistan gegen eine Übermacht der Taliban an.

(Foto: SquareOne/Universum Film)

Vier Navy Seals sind in Afghanistan im Einsatz. Doch der Kontakt zur Basis bricht ab und die Taliban greifen an - nun kämpfen sie ums Überleben. "Lone Survivor" ist ein Action-Kriegsfilm, lässt aber erstaunlicherweise auch Graustufen zu.

Die Elitesoldaten kämpfen sich durch unwegsames Gebiet - gedreht wurde nicht in Afghanistan, sondern in New Mexico.

Die Elitesoldaten kämpfen sich durch unwegsames Gebiet - gedreht wurde nicht in Afghanistan, sondern in New Mexico.

(Foto: SquareOne/Universum Film)

Die Isaf-Mission am Hindukusch neigt sich ihrem Ende entgegen. Nicht nur die deutschen, auch die US-Truppen ziehen sich zurück und übergeben die Verantwortung an einheimische Sicherheitskräfte. Das heißt allerdings nicht, dass der Krieg damit beendet wäre - die Regierung in Kabul wird sich auch weiterhin Angriffen der Taliban und anderer Islamisten erwehren müssen.

Dafür kommt langsam die künstlerische Aufarbeitung des Krieges in Gang. Vermehrt thematisieren auch Kinofilme den Einsatz am Hindukusch und seine Auswirkungen. Das kommt spät, wenn man bedenkt, dass der Krieg seit mehr als zehn Jahren tobt und der später begonnene Irak-Krieg bereits in mehreren bekannten Filmen thematisiert wurde, darunter "Green Zone", "Battle for Haditha" oder der Oscar-Gewinner "The Hurt Locker".

Blockbuster - und Oscar-nominiert

Der Auftrag der Navy Seals ist klar: Sie sollen einen ranghohen Taliban identifizieren.

Der Auftrag der Navy Seals ist klar: Sie sollen einen ranghohen Taliban identifizieren.

(Foto: SquareOne/Universum Film)

Die Liste von Filmen über den aktuellen Afghanistan-Krieg ist dagegen kurz: "Von Löwen und Lämmern" behandelt den Kampfeinsatz nur am Rande, die deutschen Filme "Willkommen zu Hause" und "Nacht vor Augen" thematisieren die Rückkehr traumatisierter Soldaten, "Drachenläufer" spannt einen viel weiteren Bogen. "Iron Man" dagegen mag man nicht wirklich als ernst zu nehmenden Beitrag dazuzählen. Hinzu kommen ein paar kleinere Produktionen wie "Brothers" von Susanne Bier und "Essential Killing" - und natürlich "Zero Dark Thirty" über die Tötung von Osama Bin Laden.

Mit "Lone Survivor" von Regisseur Peter Berg ("Battleship") kommt nun ein Blockbuster über den Afghanistan-Krieg in die Kinos, der in den USA wochenlang die Kinocharts mitbestimmte und für zwei Oscars (Ton, Tonschnitt) nominiert war. Die Handlung beruht auf den Erinnerungen des Navy-Seals-Soldaten Marcus Luttrell, der im Film vom actionerprobten Mark Wahlberg ("The Fighter", "Three Kings") dargestellt wird. Luttrell war Teilnehmer der Operation Red Wings in der östlichen Provinz Kunar, durch die eine kleine islamistische Gruppe ausgeschaltet werden sollte.

Ein paar Ziegenhirten stellen die Soldaten vor eine schwierige Entscheidung.

Ein paar Ziegenhirten stellen die Soldaten vor eine schwierige Entscheidung.

(Foto: SquareOne/Universum Film)

Für die Operation werden vier Soldaten (im Film: Wahlberg, Taylor Kitsch, Emile Hirsch und Ben Foster) nahe einem afghanischen Dorf abgesetzt. Von einem Aussichtspunkt aus sollen sie die Bewohner beobachten und einen Taliban-Führer identifizieren. Doch erst bricht die Funkverbindung zu Basis und Kommandanten (Eric Bana) ab, dann werden die Soldaten von drei Ziegenhirten entdeckt, von denen die Amerikaner nicht wissen, ob sie für die Taliban spionieren. Sie fällen eine schwerwiegende Entscheidung und werden bald von einer Übermacht an feindlichen Kämpfern umzingelt. Fortan kämpfen sie ums Überleben - während man in der Basis nichts vom Scheitern der Mission weiß.

Die Helden müssen richtig einstecken

Die Kamera - und damit die Zuschauer - ist nah dran an den Protagonisten.

Die Kamera - und damit die Zuschauer - ist nah dran an den Protagonisten.

(Foto: SquareOne/Universum Film)

Navy Seals gegen Taliban - da denkt man natürlich an den Kampf von kraftstrotzenden US-Soldaten mit dicken Wummen, die vor Patriotismus kaum laufen können, gegen schlecht bewaffnete Islamisten. Tatsächlich spielt der Film gekonnt mit Elementen des Actiongenres und hält auch mit Patriotismus und glorifizierendem Navy-Seals-Heldentum nicht hinterm Berg - weshalb ganz am Ende leider nochmal ein ganzer Kübel Kitsch über den Zuschauern ausgeschüttet wird.

Ganz so platt, wie diese Szenen vermuten lassen, ist "Lone Survivor" dann aber auch nicht, denn er lässt Grauzonen und überraschende Entwicklungen zu. Die Helden bekommen nicht nur ein paar Kratzer ab - sie müssen richtig einstecken. Das liegt auch an der sehenswerten technischen Umsetzung: Bei den Kampfszenen im unwirtlichen Gebiet ist die Kamera sehr nah an den Protagonisten dran. Das wirkt nicht nur dynamisch, sondern auch realistisch, weil es die Enge zwischen Bäumen und Felsen spürbar macht. Dazu tragen auch die (Oscar-nominierten) Toneffekte bei - man hört die Rufe der Taliban näher kommen, die explodierenden Granaten dröhnen im Ohr.

Die Charakterzeichnung führt die Soldaten zwar als kampferprobte Haudegen ein, doch auch dieses Bild bekommt Risse, wenn im Angesicht des Feindes Zweifel und Angst aufkommen. Hinzu kommen die Verwundungen, die die Kämpfer zunehmend lähmen. Die Kamera verzichtet darauf, die zerschundenen Gesichter und Körper zu beschönigen - auch Navy Seals bluten.

Das Ende des Films wird durch Buchvorlage und Filmtitel zwar bereits vorweggenommen. Trotzdem kann der Film auch hier noch überraschen, weil er die Schwarz-Weiß-Zeichnungen anderer Action-Kriegsfilme durchbricht und Grautöne zulässt. Das ist ein bemerkenswerter Aspekt, der den Streifen zwar noch nicht zum Antikriegsfilm macht - dazu ist er einfach nicht kritisch genug -, aber doch über den sonstigen Kriegsaction-Durchschnitt hebt: Die ruhmreichen Navy Seals, die US-Helden mit ihren großen Wummen können sich nicht aus eigener Kraft retten. Sie sind auf Hilfe angewiesen.

"Lone Survivor" startet am 20. März in den deutschen Kinos.

Quelle: ntv.de

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