Kino

"Exodus": Christian Bale als Moses Von einem, der auszog ...

Bruderkampf bis aufs Blut: Moses (Christian Bale, l.) und Ramses (Joel Edgerton).

Bruderkampf bis aufs Blut: Moses (Christian Bale, l.) und Ramses (Joel Edgerton).

(Foto: 2014 Twentieth Century Fox)

Pharao, lass mein Volk ziehen! Moses kommt wieder mal ins Kino - dargestellt von Christian Bale, unter der Regie von Ridley Scott. Aber kann der Film der Geschichte überhaupt etwas Neues abgewinnen? Und was hat Monty Python damit zu tun?

Bibel, Kino, Weihnachten: Das ist seit Anbeginn eine feste Partnerschaft. Oder zumindest schon ziemlich lange. Nicht umsonst bevölkern Heerscharen von Bibelschinken über die Weihnachtsfeiertage das Fernsehprogramm. Das Kino hielt sich lange zurück. Aber nach "Noah" von Darren Aronofsky erlebt nun ein weiterer klassischer Bibelstoff eine Neuverfilmung: Moses.

Regisseur Scott (r.) im Gespräch mit seinen Hauptdarstellern Bale und Edgerton (M.).

Regisseur Scott (r.) im Gespräch mit seinen Hauptdarstellern Bale und Edgerton (M.).

(Foto: 2014 Twentieth Century Fox)

Für "Exodus: Götter und Könige" arbeiten zwei Kinoschwergewichte zusammen: Regisseur Ridley Scott, der mit "Alien", "Blade Runner" und "Gladiator" große Erfolge feierte sowie Hauptdarsteller Christian Bale, der zuletzt als "Batman" und in "American Hustle" zu sehen war. Doch trotz der großen Namen bleibt die Frage: Muss das sein? Braucht man einen Film, dessen Geschichte viele Menschen zumindest zu kennen glauben? Einen Streifen, bei dessen Thema sofort Bilder von Charlton Heston mit Rauschebart vor dem inneren Auge auftauchen?

Für Scott und Bale ist die Sache klar. Der Regisseur erzählt im Gespräch mit n-tv.de, wie viel Neues er bei den Recherchen über die Figur erfahren habe. Auch Bale ist begeistert: "Moses ist eine der faszinierendsten Figuren, über die ich je gelesen habe. Da gibt es so viele Sachen, die man nicht weiß", sagt er und fügt an, dass er sich anfangs unzulänglich gefühlt habe, diese gewaltige Rolle zu übernehmen. "Egal, ob man religiös ist oder nicht: Man muss anerkennen, dass dies eine unglaubliche Geschichte ist. Egal, ob man Moses als Symbol sieht oder als historische Person: Er hat einen unglaublichen Einfluss auf die Geschichte der Menschheit."

Monty Python und Mel Brooks

Um auf dem Boden zu bleiben, schaute Bale sich deshalb auch "Das Leben des Brian" von Monty Python an und Mel Brooks "Verrückte Geschichte der Welt". In letzterem Film sei Moses schließlich kein Prophet, sondern ein Typ, der eine Gesetzestafel fallenlässt. "Das hat mir sehr geholfen", sagt Bale, "denn es ist unmöglich, die Leidenschaft und Intensität von Moses während der gesamten Dreharbeiten aufrechtzuerhalten."

Moses bereitet die Israeliten (unter anderem Ben Kingsley, Aaron Paul) auf den Kampf gegen die Ägypter vor - mit Guerilla-Methoden.

Moses bereitet die Israeliten (unter anderem Ben Kingsley, Aaron Paul) auf den Kampf gegen die Ägypter vor - mit Guerilla-Methoden.

(Foto: 2014 Twentieth Century Fox)

Natürlich steht Moses im Mittelpunkt des Films. Aber Scott stellt ihm einen starken Antagonisten gegenüber: Ramses, überzeugend dargestellt von Joel Edgerton ("Königreich des Verbrechens"). Beide wachsen am Hof des Pharaos auf, eng verbunden durch ihre Freundschaft, ihre Skepsis gegenüber Religionen und einen Bruderschwur. Doch als eine für Ramses bedrohliche Prophezeiung eintrifft und Moses erfährt, dass er Jude ist - Teil der Sklaven, die die ägyptischen Großbauten bauen müssen - kommt es zum Bruch.

Moses wird verbannt, weit weg beginnt er ein neues Leben. Doch er kehrt nach Ägypten zurück und soll auf Gottes Geheiß die Israeliten in das verheißene Land führen. Gegen den Willen seines Stiefbruders, der inzwischen den Thron bestiegen hat. Aus den beiden Atheisten werden geläuterte Menschen. Der eine empfängt die Stimme Gottes, der andere hält sich zunehmend selbst für einen Gott. Die Konfrontation ist unausweichlich.

"Ich musste auf Donuts verzichten"

Eine Konfrontation im Nahen Osten. "Exodus" hat natürlich eine politische Komponente. Man sieht, wie die Israeliten mit Guerilla-Methoden gegen die Ägypter kämpfen, wie diese wiederum eine Razzia in den kargen jüdischen Behausungen durchführen. Unweigerlich fühlt man sich an aktuelle Konflikte erinnert. "Wenn man danach sucht, braucht es kein Genie, um zu erkennen, dass es um Revolution und religiösen Umsturz geht", sagt Bale dazu. Das habe es im Nahen Osten schließlich immer gegeben. Aber für ihn stehe die Geschichte im Vordergrund.

Pharao Ramses macht sich Sorgen um seinen Erstgeborenen.

Pharao Ramses macht sich Sorgen um seinen Erstgeborenen.

(Foto: 2014 Twentieth Century Fox)

Akribisch hat sich Bale auf seine Rolle vorbereitet, wie man es von ihm kennt. "Ich musste auf Donuts verzichten", sagt er mit einem Lachen. Schließlich hatte er nach dem Dreh von "American Hustle" eine Wampe und eine Halbglatze. Aber vor und während der Dreharbeiten zu "Exodus" nahm er permanent ab und erhielt so, unterstützt durch Haarverlängerungen, immer mehr jenes ikonische Moses-Aussehen: eine magere Gestalt mit langen Haaren und großem Bart.

An Bales Einsatz liegt es jedenfalls nicht, dass der Film nicht zündet. Auch nicht an Joel Edgerton. Beide liefern sich intensive Szenen als konkurrierende Stiefbrüder. Die übergreifende, epische Geschichte allerdings geht darüber verloren. Das Volk Israel spielt bei diesem Exodus nur am Rande eine Rolle. Trotz bekannter Darsteller wie Ben Kingsley (der 1996 in einem TV-Zweiteiler Moses spielte) und Aaron Paul ("Breaking Bad") als Josua.

"Keine Sonnenstrahlen aus dem Himmel"

Der Film ist klar auf Moses' Zweikampf mit Ramses zugeschnitten - und auf sein Hadern mit Gott. "Moses streitet die ganze Zeit mit Gott", erklärt Bale. Schließlich weigere er sich zunächst auch, die ihm zugedachte Rolle zu übernehmen. Der Bote, durch den Gott spricht, ist in dem Film ein nur für Moses sichtbarer Junge. Ist er ein Engel oder steht er für Moses Gewissen? Diese Mehrdeutigkeiten sind bewusst gewählt. Wie Regisseur Scott auch auf Theatralik verzichtet: "Ich wollte keine Sonnenstrahlen aus dem Himmel und eine tiefe Stimme dazu."

Stattdessen versucht der Agnostiker immer wieder, Gottes Handeln durch Naturphänomene zu zeigen. Das gilt auch für die zehn Plagen, deren Abfolge packend und bildgewaltig inszeniert ist und zu den besten Szenen des Films gehört. Selbst die berühmte Teilung des Meeres wird bei Scott zu einem Tsunami, durch dessen Sog sich das Wasser zunächst zurückzieht, bevor es über den Ägyptern hereinbricht.

Tricktechnisch lässt gerade das Finale wenige Wünsche offen. Wie überhaupt der Film vor allem durch seine Bilder überzeugt. Ansonsten aber müssen die Zuschauer eine gewisse Leidensfähigkeit beweisen. Der Film hat seine Längen und die allseits bekannte Geschichte ist nicht gerade hilfreich. Jene Momente aber, in denen der Film seine charakterliche Dynamik entwickelt und neue Denkansätze bietet, sind rar gesät und anders als bei "Noah" gehen sie in der Bilderwucht unter. "Exodus: Götter und Könige" bringt eine altbekannte Geschichte auf den neuesten technischen Stand. Er erzählt sie nur leider nicht neu.

Quelle: ntv.de

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